Kryonik
Noch ist der Traum vom ewigen körperlichen Leben noch nicht wahr geworden. Zwar steigt die Lebenserwartung stetig, und bestimmte Alterungsprozesse können verlangsamt werden, aber der von der Evolution eingebaute Mechanismus der Alterung ist nach wie vor wirksam. Die Zellteilung verlangsamt sich, innere Reparaturen finden nicht mehr in vollem Umfang statt, und der Körper verfällt langsam, bis seine Funktionen versagen und er stirbt.
Diesem Schicksal wollen manche Menschen entgehen. Dazu bedienen sie sich einer Technik, die populär auch Kälteschlaf genannt wird, der Kryonik. Die Hoffnung der Menschen ist dabei, dass in zukünftigen Jahrhunderten Medizin und Wissenschaft solche Fortschritte gemacht haben werden, dass ein problemloses Auftauen und Wiederbeleben der Körper dann möglich sein wird.
Stand der Kryonik heute
Durch das Einfrieren eines Organismus kann man den üblichen Verfalls- und Zersetzungsprozess, der schon wenige Minuten nach dem Tod beginnt, verhindern. Dem Körper wird dabei das Blut entzogen und durch eine Art flüssiges Frostschutzmittel ersetzt, da das gefrierende Blut sonst Eiskristalle bilden und die Zellwände schädigen könnte.
Der Körper oder einzelne Organe wie das Gehirn werden dann in einem gezielten Prozess auf derzeit -196 Grad Celsius herunter gekühlt. Dabei können in einzelnen Zellen Schäden entstehen, die mit dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht zu beheben sind. Man konzentriert sich daher auf den Schutz des Gehirns, da man davon ausgeht, dass in der Zukunft die Reparatur von einfachem beschädigtem Gewebe durch das Nachzüchten von Zellen möglich sein wird.
Die Körper werden dann bei der oben genannten Temperatur in flüssigem Stickstoff aufbewahrt. Ist der Zeitpunkt des Auftauens gekommen, stehen die Wissenschaftler derzeit noch vor ungelösten Problemen. Es ist bisher noch nicht gelungen, einen komplexen Organismus oder ein Organ ohne irreversible Schäden wieder auf zu tauen. Ein Grund könnte in der mangelnden Sauerstoffversorgung liegen, da das Blut ja durch die Kühlflüssigkeit ersetzt wurde und somit die Versorgung mit Sauerstoff nicht gegeben ist.
Rechtliche Lage zur Kryonik
Als Bestattungsart ist die Kryonik in Deutschland nicht zugelassen, diese Art der Konservierung wird derzeit nur für Haustiere angeboten. Im Ausland gibt es einige Anbieter, die diese Dienstleistung erbringen, so verschiedene Institute in den USA und in Russland, aber auch der Schweiz.
Die Konservierung einzelner Gewebeteile oder Organe ist eine bisher noch nicht ganz geklärte Rechtsfrage. So ist es in Deutschland erlaubt, seinen Körper oder Teile davon zu medizinischen Zwecken zu spenden, die dann auch konserviert werden dürfen. Unter diesen Umständen könnte es eventuell möglich sein, zum Beispiel nur sein Gehirn einfrieren zu lassen.
Zusätzliche Themen ergeben sich, wenn das Problem der Reanimation jemals gelöst werden könnte. Wenn ein Mensch einerseits offiziell tot ist und seine Erben seine Besitztümer übernehmen, was geschieht dann mit dieser Besitzstandslage, wenn der Verstorbene erfolgreich wieder reanimiert werden kann?
Auch andere philosophische, moralische und gesellschaftliche Fragen tun sich sehr schnell auf, wenn man allein darüber nachdenkt, dass der reanimierte Mensch Jahrhunderte später in einer völlig fremden Welt erwacht und mit den Nachfahren von Generationen konfrontiert wird.
Da zudem bisher niemand erfolgreich wieder aufgetaut werden konnte, ergeben sich weitere Fragen. Von der wissenschaftlichen Seite gesehen ist der Geist eines Menschen im Kälteschlaf nicht aktiv, da die Zellen nicht interagieren und somit auch keinerlei neuronale Aktivität stattfinden kann. Deshalb ist es ausgeschlossen, dass er seinen Zustand wahr nimmt und darunter leidet.
Nichtsdestotrotz bestehen bei vielen Menschen subjektive Bedenken, ob nicht die Seele Schaden erleiden könnte oder gar Qualen leidet. Das Konzept der Seele ist eben nicht wissenschaftlich, sondern philosophisch oder religiös. Und solche eher spirituellen oder religiösen Bedenken beugen sich selten den Erkenntnissen der harten Wissenschaft; es bleiben Zweifel.
Kosten der Kryonik
Da das Verfahren einen großen technischen Aufwand beinhaltet, ist es auch mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden. Die Lagerung in dem flüssigen Stickstoff bei den tiefen Temperaturen ist sehr kostspielig, so dass sich diese Form der – Bestattung kann man es eigentlich nicht nennen – Aufbewahrung bisher nur finanziell sehr potenten Menschen zur Verfügung stand. Allerdings besteht mittlerweile die Möglichkeit, das Einfrieren des eigenen Körpers über zum Beispiel eine Risikolebensversicherung zu finanzieren, wo man mit einem Beitrag von etwa 30 Euro pro Monat rechnen muss. Daher steht der Traum vom späteren Erwachen nun jedem zur Verfügung.
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