Jüdische Bestattung
Jede Kultur und Religion entwickelt ihre eigenen Rituale, wie sie von ihren verstorbenen Mitgliedern würdig und liebevoll Abschied nehmen kann. In der einen Kultur gibt es eine prächtige und farbige Abschiedszeremonie, an der die ganze Gemeinde teil nimmt, in der anderen ist die Feier sehr schlicht gehalten.
Die jüdische Bestattungskultur gehört eher in die letztere Kategorie. Gemäß der jüdischen Glaubensauffassung ist das Leben das, worauf es ankommt, und die Betonung liegt daher im Diesseits und nicht im Jenseits mit einer ausgeprägten Heilserwartung. Der Übergang zur nächsten Phase wird daher eher einfach, aber respektvoll gestaltet.
Jüdische Bestattungsvorschriften
In Deutschland gibt es zwar noch sehr viele jüdische Friedhöfe, aber viele von ihnen werden nicht mehr aktiv genutzt, sonder dienen als Gedenkstätte oder Oase der Ruhe. Der große jüdische Friedhof Berlin-Weißensee, der mit seinen 42 Hektar wohl der größte jüdische Friedhof in Deutschland ist, steht unter Denkmalschutz und dient wie viele andere dem Gedenken an die zahlreichen Opfer des Nationalsozialismus. Während dieser Zeit wurden viele jüdische Friedhöfe auch zerstört.
Heute finden Bestattungen meist in einem speziellen Teil eines allgemeinen Friedhofs statt. Für diesen jüdischen Teil gibt es oft besondere Vorschriften und Gestaltungsmöglichkeiten. Die jüdische Religion verlangt zum Beispiel, dass ein verstorbener Mensch bis zum Tag seiner leiblichen Auferstehung in seinem Grab verbleiben soll. Auf deutschen Friedhöfen beträgt die Liegezeit aber im Normalfall nur 20 bis 30 Jahre und nicht ewig, so dass hier Sonderregelungen geschaffen werden mussten. Diese Vorstellung der leiblichen Auferstehung ist auch mit ein Grund, dass die Feuerbestattung bei jüdischen Familien sehr selten ist.
In Israel wird der Tote in ein spezielles Leichentuch gehüllt und direkt in der heiligen Erde des gelobten Landes bestattet. Im Ausland wird der Leichnam in einen einfachen Holzsarg gelegt, der möglichst schlicht und unverziert sein soll. Wenn möglich, wird in das offene Grab ein Beutel mit Erde aus Israel gelegt, der symbolisch die Rückkehr in die heimatliche Erde darstellen soll.
Die für alle gleiche einfache weiße Totenkleidung und der schmucklose Sarg sollen verdeutlichen, dass im Angesicht des Todes alle Menschen gleich sind. Musik oder Blumenschmuck sind für die Trauerfeier nicht vorgesehen, der Kantor (Vorsänger) rezitiert die traditionellen Gebete. Der Tote wird von einer speziellen Gemeinschaft gewaschen und vorbereitet und in seine einfache Totenkleidung gehüllt.
Am Grab verabschieden sich die Trauergäste damit, dass sie rituell drei Schaufeln Erde in das Grab werfen. Anschließend gehen die Trauergäste zu einem gemeinsamen Essen, um die trauernde Familie in der Gemeinschaft aufzufangen und ihnen Trost zu spenden. Das Grab ist auch sehr schlicht gestaltet und wird nicht wie im christlichen Teil aufwändig gestaltet und geschmückt. Nur ein einfacher Grabstein gibt Auskunft darüber, wer hier ruht.
Eine jüdische Beerdigung soll gemäß den religiösen Vorschriften möglichst noch am Tag des Todes statt finden. Denn der Glaube besagt, dass die Seele des Verstorbenen erst dann ihre ewige Ruhe finden kann, wenn der Körper ordnungsgemäß beigesetzt wurde. Auch diese Vorschrift kollidiert mit den Vorschriften deutscher Behörden, die eine Wartezeit von 48 Stunden vorschreiben.
Bei einem späteren Besuch des Grabes bringt man keine Blumen, Gestecke oder Kränze mit, zündet auch keine Kerzen an, sondern es ist üblich, auf das Grab oder dessen Einfassung einfach einen kleinen Stein zur Erinnerung zu legen.
Nach der jüdischen Bestattung
In der christlichen Kultur war es Jahrhunderte lang üblich, der Gesellschaft seine Trauer auch äußerlich zu zeigen. So gab es Vorschriften für die Art der Kleidung und die Aktivitäten, die in welchem Zeitraum nach dem Todesfall erlaubt waren. Diese Vorschriften richteten sich nach dem Verwandtschaftsgrad, den man zum Verstorbenen hatte – um den Gatten wurde äußerlich länger getrauert als um die entfernte Großtante.
Im christlichen Umfeld sind diese Regeln weitgehend verschwunden. Im gläubigen jüdischen Umfeld jedoch nicht. So gibt es genau abgestimmte Phasen der Trauer, die auch bei der Bewältigung des Verlustes hilfreich sein sollen. Die Vorschrift verlangt, dass die ersten sieben Tage nach dem Tod die Angehörigen im verdunkelten Heim, in dem die Spiegel verhängt sind, trauern sollen und keine Arbeit verrichten dürfen. Sie werden dabei von Freunden und Nachbarn versorgt und unterstützt.
Im ersten Trauermonat nach dieser Woche ist Arbeit zwar wieder gestattet, aber die Freizeitaktivitäten sind deutlich eingeschränkt – so sind Vergnügungen wie Tanz und Ausgehen nicht unbedingt gern gesehen. Wenn dann das Trauerjahr abgelaufen ist, gibt die Familie am Todestag des Verstorbenen ein großes Fest, um ihn oder sie zu ehren und seiner oder ihrer zu gedenken. Diese Trauervorschriften spiegeln übrigens in deutlicher Weise die Erkenntnisse, die die moderne Trauerforschung und Psychologie zum Thema Ablauf des Trauerprozesses gewonnen haben.
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