Leichentuch
Das Leichentuch hat in der Geschichte der Bestattungen eine lange Tradition. Es wird schon seit Jahrhunderten als das letzte Bekleidungsstück eines verstorbenen Menschen benutzt, und ist in manchen Religionen wie dem Judentum oder dem Islam immer noch als Umhüllung für den Leichnam vorgeschrieben. Dabei hat es im Lauf der Zeit eine Entwicklung vom prunkvollen und bestickten Tuch hin zum einfachen weißen Leinentuch durch gemacht.
Geschichte des Leichentuchs
Schon vor Tausenden von Jahren haben die Menschen ihre verstorbenen Angehörigen mit einer besonderen Totenkleidung versehen. Manchmal waren das zeremonielle Kleidungsstücke, die den Rang, den Beruf und die Stellung der verstorbenen Person widerspiegelten, aber oft wurde der Tote einfach in ein Leichentuch gewickelt.
In der jüdischen Religion ist die Verwendung eines Leichentuchs seit Jahrhunderten gebräuchlich und ist mittlerweile die vorgeschriebene Totenkleidung. Hier entstand die Sitte aus folgenden Gründen: Zuvor war es üblich, die Toten in reichen und kostbaren Gewändern zu bestatten, um die Wertschätzung für ihn öffentlich auszudrücken und sichtbar zu machen. Diese Sitte hatte für die Hinterbliebenen jedoch eine enorme finanzielle Belastung zur Folge, so dass im zweiten Jahrhundert nach Christi ein Rabbi festlegte, dass die Toten nur noch in ein einfaches weißes Leichentuch gehüllt werden sollten.
Die frühe christliche Kirche folgte diesen etablierten Traditionen und empfahl auch ihren Mitgliedern, ihre Toten in einem einfachen Leichentuch zu bestatten. Ausgenommen davon waren nur Bischöfe und Monarchen, alle anderen sollten sich an die Sitte halten. In der orthodoxen Kirche ist es immer noch üblich, den Toten zur Bestattung in ein Leichentuch zu hüllen.
Seit Bestehen des Islams ist es auch dort Sitte, einen verstorbenen Menschen nicht in einem Sarg zu beerdigen, sondern ihn nur in ein Leichentuch gehüllt der Erde zu übergeben. Zum Teil ist diese Sitte sicher durch die regionalen klimatischen Gegebenheiten entstanden, denn in einem trockenen und heißen Klima zersetzt sich ein Holzsarg sehr schlecht.
Aber auch in Europa hat sich diese Tradition etabliert, denn in früheren Zeiten war Kleidung kostbar und schwer zu beschaffen. Daher wollte man diese wertvollen Stücke nicht mit ins Grab geben und verwendete stattdessen ein Leichentuch. Allerdings war das nicht immer ein einfaches weißes Tuch, sondern es konnte je nach Status des Verstorbenen aufwändig bestickt oder verziert sein.
Der Sinn des Leichentuch war es zum einen sicher, den Familien überhöhte Kosten zu ersparen, es sollte aber auch verdeutlichen, dass jeder Mensch vor Gott gleich ist und nackt vor seinen Schöpfer tritt. Deshalb waren und sind die Leichentücher schlicht und hatten auch keinerlei Taschen, in die Grabbeigaben gesteckt werden konnten. So sollte deutlich gemacht werden, dass nach dem Tod die irdischen Güter nichts mehr bedeuten.
Machart von Leichentüchern
Es hat sich eingebürgert, dass ein Leichentuch üblicherweise aus Leinen oder Baumwolle besteht, in selteneren Fällen findet auch Seide Verwendung. Die Hauptsache ist, dass es sich um ein Gewebe aus einer Naturfaser handelt – nur dieses kann sich in der Erde zersetzen, Deshalb kommen Kunstfasern für ein Leichentuch nur bei einer Feuerbestattung in Frage .
Das Tuch ist weiß und kann mit ein wenig Stickerei verziert sein. Die Umsäumung und die Stickerei werden dabei gemäß islamischen und jüdischen Traditionen grundsätzlich per Hand vorgenommen und nicht maschinell gefertigt.
Heutzutage bezeichnet der Begriff Leichentuch nicht unbedingt nur ein einzelnes großes Tuch, in das der Leichnam gewickelt wird. Im Islam kann das Leichentuch aus verschiedenen einzelnen Tüchern bestehen, die gemäß bestimmten Vorschriften verschiedene Körperpartien einhüllen. Im Judentum kommt zum eigentlichen Leichentuch noch eine Art Anzug aus Leinen hinzu, der den kompletten Körper inklusive Hände, Füße und Kopf bedeckt.
Im westlichen Kulturkreis hat sich das Leichentuch zum Totenhemd weiter entwickelt. Dieses ist ebenfalls weiß, aus Baumwolle, Leinen oder Seide gefertigt und eventuell mit Stickereien oder Spitze verziert. Aber natürlich haben die Angehörigen auch die Möglichkeit, eine andere Bekleidung zu wählen – so wird der verstorbene Mensch oft in seiner Lieblingskleidung oder in einem für ihn typischen Outfit (wie zum Beispiel einer Uniform) bestattet.
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