Ahnenkult
Wenn der Tod jemanden aus dem Kreis seiner Angehörigen entrissen hat, so ist es diesen ein Bedürfnis, das Andenken an ihn hoch zu halten und ihn in lebendiger Erinnerung weiter im Herzen zu haben. Aus diesem Bedürfnis resultiert zum einen der bei uns gebräuchliche Totenkult, bei dem der Toten regelmäßig liebevoll gedacht wird, man ihre Grabstätten pflegt und ihnen zu besonderen Terminen einen ausgewählten Grabschmuck oder ein Grablicht bringt.
Totenkult und Ahnenkult
Beim Totenkult herrscht die Vorstellung, dass der Mensch wirklich verstorben ist, wobei die christliche Vorstellung der Auferstehung davon unberührt bleibt. Zudem werden meistens nur die Toten in der Erinnerung lebendig gehalten, die man persönlich gekannt hat.
Der Ahnenkult hingegen wurzelt in der Vorstellung, dass die verstorbenen Familienangehörigen nicht wirklich ganz tot sind, sondern dass sie immer noch mit den Lebenden kommunizieren und sich für ihre Geschicke interessieren. Deshalb werden sie regelmäßig in Feiern oder Entscheidungen mit einbezogen, wobei auch schon lange verstorbene Ahnen berücksichtigt werden.
Verehrt werden dabei hauptsächlich solche Vorfahren, die sich besondere Verdienste um die Familie und die Gemeinschaft erworben haben. Ihnen zollt man Respekt, zeigt seine Verehrung und nimmt sie als Vorbilder, wie man selbst sein Leben führen sollte.
Bedeutung des Ahnenkultes
Da man davon ausgeht, dass man immer noch in einer beidseitigen Kommunikation mit den Ahnen steht, werden sie verehrt, sogar angebetet und in wichtige Ereignisse oder Entscheidungen mit eingebunden. Für die Völker, die den Ahnenkult praktizieren, ist es sehr wichtig, mit ihren Wurzeln und ihren Vorfahren in Verbindung zu bleiben, da sich das auf ihre eigene Selbstwahrnehmung und die Lebensgestaltung auswirkt.
Die Ahnen werden auch als wohlwollende und schützende Wesen wahrgenommen, die bei den Göttern eine Rolle als Fürsprecher für die Lebenden einnehmen können. Die Gottheit wird dabei nicht direkt angesprochen, sondern - wie im christlichen Glauben die Heiligen - sollen die Ahnen die Bitte an die Gottheit weiter leiten und sich für ihre Erfüllung aussprechen.
Verbreitung und Formen des Ahnenkultes
Der Ahnenkult ist schon seit Jahrhunderten besonders in Afrika sehr weit verbreitet und wird auch heute noch praktiziert, wobei die christlichen Afrikaner ihre eigene Symbiose zwischen dem Ahnenkult und dem christlichen Glauben finden. Auch in asiatischen Ländern wie zum Beispiel in China ist der Ahnenkult sehr wichtig und wird aktiv praktiziert.
In Afrika wird der Ahnenkult meist in der Form praktiziert, dass man die Orte aufsucht – besondere Punkte in der Natur oder einen Ahnenschrein -, an dem sich die Ahnen bevorzugt aufhalten. Dort wird dann durch ein rituelles Trankopfer die Kommunikation mit den Vorfahren begonnen. Auch in China ist es üblich, den Ahnen ein Speise- oder Trankopfer dar zu bieten, ehe man sie um ihren Rat bittet.
Mehr zum Thema im Netz:
Ahnenkult im interkulturellen Vergleich (Universität Klagenfurt)
Ahnenkult in der Römischen Republik (www.smb.museum)
Ahnenkult (de.wikipedia.org/wiki/Ahnenkult)
Oliver Schmid ist Gründer von Gedenkseiten.de, seit 2009 Internet-Unternehmer und Experte für Inbound Marketing mit Hauptsitz in Friedrichshafen.
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