Abschiedsrituale
Der Tod eines Menschen ist ein schmerzliches Ereignis für diejenigen, die ihn geliebt und gemocht haben. Sofort beginnt das traurige „Nie wieder!“ seine endlose Melodie im Kopf, quälend zeigt der Alltag die vielen Lücken auf, die der Tod des Menschen hinterlassen hat. Gerade zu Beginn ist man als trauernder Mensch verwirrt, geschockt und kann das Unfassbare weder verstehen noch akzeptieren.
Abschiednehmen ist schwer
In dieser ersten Phase der Trauer versuchen die Menschen oft noch, die Tatsache des Todes zu leugnen, sie einfach zu ignorieren und so zu tun, als wäre die Nachricht nicht wahr gewesen. Sie weigern sich, von dem geliebten Menschen Abschied zu nehmen und negieren diese Notwendigkeit.
Spätestens bei der Beisetzung werden sie dann jedoch mit der Wahrheit konfrontiert und müssen dem Tod ins Antlitz blicken. Der Tote ist im Sarg aufgebahrt, womöglich noch offen, so dass man deutlich sehen kann, dass der Mensch wider alle Hoffnung nicht mehr lebt. In dieser schmerzlichen Situation wird jede Hilfe benötigt, die der trauernde Mensch bekommen kann. Eine dieser Hilfen, die stabilisierend und tröstend wirken kann, ist ein Abschiedsritual.
Ein Abschiedsritual zur Unterstützung
Alle Rituale bieten eine stabilisierende und Orientierung gebende Unterstützung. Bei einem Ritual sind Handlungsabfolgen fest gelegt, die nach bestimmten festen Regeln ablaufen und von formelhaften Worten, Gesten und Verhaltensweisen begleitet werden. Die einzelnen Elemente haben dabei einen hohen Symbolgehat und fügen sich zu einem feierlichen, getragenen Ganzen zusammen. Dabei gibt es sowohl religiöse als auch weltliche Rituale, die beim Abschiednehmen unterstützend wirken können.
Das Ritual erleichtert es also, in einer schwierigen Situation angemessen zu reagieren, da man sich über passende Verhaltensweisen und ihre Abfolge keine Gedanken mehr machen muss. Die Form liegt fest, man kann sich auf das eigene Erleben konzentrieren. So kann eine komplexe Situation bewältigt werden, der man sich anders nicht stellen könnte.
Wenn alle beteiligten Menschen das Abschiedsritual kennen und ihm folgen, so entsteht dadurch auch eine Form der innigen Verbundenheit. Jeder spürt, dass der andere gleichfalls betroffen und erschüttert ist, dass er mitfühlt. Und darin liegt ein großer Trost, wenn man so etwas Schweres wie den Tod eines geliebten Menschen bewältigen muss.
Christliche Abschiedsrituale
Die meisten Bestattungen finden in einem religiösen Umfeld statt, in dem sich seit Jahrhunderten Abschiedsrituale entwickelt haben, die den trauernden Gläubigen Trost und Unterstützung bieten sollen. Im christlichen Umfeld schreibt die Liturgie einen genauen Ablauf vor, bei dem gemeinsam in der Kirche oder Trauerhalle gebetet wird, der verstorbene Mensch noch einmal gewürdigt und Gottes Gnade anempfohlen wird.
Dann wird der Verstorbene in einem feierlichen Trauerzug auf der Reise zu seiner letzten Ruhestätte begleitet, an der der Geistliche noch weitere rituelle Worte spricht. Die Trauergemeinde kann dann einen letzten Gruß an den Verstorbenen mit geben – oft wird von jedem Teilnehmer eine Schaufel Erde auf den Sarg geworfen, um mit dieser symbolischen Handlung zu verdeutlichen, dass der Mensch aus Staub geschaffen wurde und wieder zu Staub zerfällt.
Zum christlichen Abschiedsritual gehört auch der auf die Beerdigung folgende Leichenschmaus. Hier kann durch das gemeinsame Essen und Trinken wieder daran erinnert werden, dass das Leben weiter geht, hier können auch noch einmal Erinnerungen an den verstorbenen Menschen sowie die Trauer um ihn geteilt werden.
Weltliche Abschiedsrituale
Da die Zahl der Kirchenaustritte regelmäßig steigt, haben sich mittlerweile auch weltliche Abschiedsrituale etabliert, die eine ähnlich tröstliche Funktion bieten sollen wie die religiösen. Bei diesen Abschiedsritualen steht der verstorbene Mensch im Vordergrund, den man als Individuum noch einmal würdigen und mit Respekt verabschieden möchte.
Vom Rahmen her orientieren sich die weltlichen Abschiedsrituale meist an den religiösen: sie beinhalten ebenso Musik, Blumenschmuck, Kerzen und Symbole. Die Inhalte sind jedoch konfessionslos gestaltet, und den Kern der Abschiedszeremonie bildet meisten eine Rede, die das Leben und die Persönlichkeit des Verstorbenen noch einmal in Erinnerung ruft. Dieser Teil wird oft von einem weltlichen Trauerredner übernommen, aber es ist auch gängig, dass jeder Teilnehmer am Abschiedsritual einige eigene Worte über den Verstorbenen sagt.
Oliver Schmid ist Gründer von Gedenkseiten.de, seit 2009 Internet-Unternehmer und Experte für Inbound Marketing mit Hauptsitz in Friedrichshafen.
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