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Gedenkseite für Lionel Atwill
"Sehen Sie, eine Seite meines Gesichts ist nett und freundlich, zu nichts anderem imstande, als meine Mitmenschen zu lieben. Die andere Seite, das andere Profil ist grausam, blutgierig und böse, zu nichts anderem fähig als zu Lüsten und dunklen Leidenschaften. Es kommt nur darauf an, welche Seite meines Gesichts Ihnen zugekehrt ist oder der Kamera."
Mit diesen wundervollen Worten beschrieb einmal Lionel Atwill einem Interviewer das wundervolle Gesicht Lionel Atwills. Dieses aufregende Gesicht, ein Alpha und Omega, bald Engel, bald Teufel, war ein wahres Gottesgeschenk für einen Schauspieler, der auf der Leinwand einen weltgewandten, zuvorkommenden und unsagbar gruseligen Gentleman verkörperte: Herrn Luzifer.
Versuchen Sie sich vorzustellen, diese Worte würden von Atwills wohlklingendem, sonoren Bariton gesprochen, einer Stimme, die leise und tief, sorgfältig nuanciert und mit tadelloser Aussprache wahrlich entsetzliche Dinge sagen konnte."
(Kenneth Anger: "Hollywood Babylon")
Lionel Atwill entstammt einer wohlhabenden englischen Familie, die ihn zum Studium der Architektur bewegen wollte, doch Atwill zog es zum Theater. Erst in London und später in den USA trat er in Stücken von Shakespeare, Shaw und Ibsen aber auch in Boulevardstücken auf.
1932 avanciert Lionel Atwill mit dem atmosphärischen Horrorfilm "Doctor X", der die kannibalistischen Morde eines psychopathischen Serienkillers thematisiert, zum Star. Atwill verkörpert den distinguierten aber überaus mysteriösen Wissenschaftler Dr. Xavier, in dessen Forschungsakademie obskure Experimente durchgeführt werden.
"Doctor X" bringt Lionel Atwill zwar Erfolg und Vermögen (er investiert seine Filmgagen zumeist in Gemälde), aber es legt ihn auch auf ein bestimmtes Genre (den Horrorfilm) und auf eine bestimmte Rolle (den "Mad Scientist") fest.
Zwar trat Lionel Atwill auch in Filmen anderer Genres auf wie in den Dramen "Der Teufel ist eine Frau", "Das hohe Lied" und "High Command", in dem Abenteuerfilm "Unter Piratenflagge", in dem Kriminalfilm "Der Hund von Baskerville" sowie in der Komödie "Sein oder Nichtsein", aber sein Ruhm bleibt an seine Rollen in Horrorfilmen gebunden.
1933 verkörpert Lionel Atwill in "Mystery of the Wax Museum" den psychopathischen Bildhauer Ivan Igor, der Verstorbene zu Wachsfiguren modellieren läßt und in seinem Museum als Exponate zeigt.
In "Murders in the Zoo" (1933) spielt er den kultivierten Egomanen Eric Gorman, der einem Nebenbuhler den Mund zunäht, bevor er ihn im Dschungel hilflos den wilden Bestien überläßt, den Liebhaber seiner Frau läßt er von einer Mamba töten, seine untreue Gattin wirft er den Alligatoren zum Fraß vor, bevor er selbst von einer Python zu Tode gewürgt wird.
1933 markiert "The Vampire Bat", in dem Lionel Atwill Dr. Otto von Niemann , einen Wissenschaftler, der sich mit verbrecherischen Experimenten beschäftigt, verkörpert, nach "Doktor X" und "Mystery of the Wax Museum" die dritte und leider letzte Zusammenarbeit mit seiner Kollegin Fay Wray.
Die beiden Schauspieler entfalten vor der Kamera eine wunderbare Affinität zu einander.
1934 steht Lionel Atwill als energischer Prager Polizeiinspektor Neumann in "Das Zeichen des Vampirs" auf der Seite des Gesetzes und muß den mysteriösen, angeblich von Vampiren verursachten Mord an einem Schloßbesitzer aufklären.
In "Frankensteins Sohn" (1939) verkörpert Lionel Atwill als Inspektor Krogh einen nicht minder energischen Vertreter von Recht und Ordnung.
Der nicht nur in seiner Uniform zugeknöpfte Mann, dessen Traum von einer Karriere als General durch einen Angriff des Monsters, bei dem er einen Arm verlor, zunichte gemacht wurde, ist von untadeligen Umgangsformen, verfügt aber auch über einen sarkastischen Sinn für Humor, der übrigens nahezu allen von Lionel Atwill verkörperten Charakteren zu eigen ist.
Das schneidige Auftreten Kroghs und die Handhabung seiner Armprothese machen ihn zu einem überaus populären aber auch oft parodierten Charakter.
Bedingt durch einen öffentlichen Skandal um sein ausschweifendes Privatleben und einen von ihm in diesem Zusammenhang vor Gericht geleisteten Meineid, war die Karriere von Lionel Atwill zu Beginn der Vierziger Jahre nahezu ruiniert. Der pharisäerhafte Umgang Hollywoods mit ihm verbitterte Atwill zutiefst.
Lionel Atwill erhielt zwar noch Filmrollen, doch handelte es sich ausschließlich um Auftritte in Billigproduktionen, an die sein großes Talent vergeudet war.
Lediglich Universal bot ihm 1941 mit "Man Made Monster", in dem er den psychopathischen Wissenschaftler Dr. Paul Rigas spielt und 1942 mit "Die Geheimwaffe", wo er den wunderbar diabolischen Professor Moriarty verkörpert noch zwei bedeutsame Rollen.
Während der Dreharbeiten zu dem Film "Lost City of the Jungle" (1946) starb Lionel Atwill mit 61 Jahren an einer Lungenentzündung.
Bleiben werden jedoch seine Filmrollen, in denen Lionel Atwill Eleganz, Esprit und Dämonie zu einer schier unwiderstehlichen Mischung verband.