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Von Sophia 31.12.2019 um 13:30 Uhr | melden
Liebe Linda,
in mir wehrt sich alles dagegen, dass dieses Jahr zu Ende geht.
Vor ein paar Tagen habe ich eine Dokumentation zu den Trends der Zehner-Jahre gesehen und mir bei jedem überlegt: Kanntest du den noch? Oder kanntest du den nicht mehr? Ich war beruhigt, wenn ich Dinge gesehen habe, die du noch mitbekommen haben müsstest: Snapchat, Einhörner, Bubble Tea. Ja, da könntest du mitreden, auch wenn du es vielleicht selbst nicht ausprobiert hast, habe ich gedacht. Und umso trauriger war ich, wenn über Dinge gesprochen wurde, die du nicht mehr mitbekommen hast. Pokémon Go, Flanking, Fridays for Future. Und jetzt stehen wir vor einem neuen Jahrzehnt, das wir ganz ohne dich verbringen werden. Das letzte hast du ungefähr zur Hälfte miterlebt, aber wenn ich am Ende der Zwanziger-Jahre wieder einen solchen Rückblick sehe, werde ich mir bei jedem Trend sagen müssen: Das hat Linda nicht mehr mitbekommen. Natürlich sind viele dieser Dinge banal und unwichtig und man kann auch gut darauf verzichten. Aber es steht trotzdem sinnbildlich für all die Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse, die wir alle machen dürfen und die du nicht mehr haben dürfst. Und dafür, dass du nicht mehr so richtig zugehörst zu dieser Welt, sondern immer weiter davon getrennt wirst.
Im März werden es 5 Jahre sein, die du schon nicht mehr da bist. Auch das ist eine Zahl, die mich erschaudern lässt. Du bist gerade einmal 15 Jahre alt geworden, das heißt die Zeit, wie lange du schon tot bist, ist schon beinahe ein Drittel so lange wie deine Lebenszeit. Und wie schnell wird es gehen, dass die Zeiten gleich lang sind und dass deine Zeit hier auf der Erde nur noch ein Wimpernschlag ist im großen Ganzen.
Ich merke beim Schreiben, wie hart das alles klingt, und es ist sicher nicht meine Absicht, damit Salz in die Wunden deiner Lieben zu streuen, die sich sicherlich heute mir sehr ähnlichen Gedanken plagen, noch in viel schlimmerem Ausmaß. Man kann von mir leider selten tröstliche Worte erwarten, weil ich selbst für mich noch kaum einen Trost gefunden habe. Selbstverständlich gehörst du für mich immer noch fest zu uns dazu und selbstverständlich sehen ich und viele andere die Zeit, in der du hier warst, als sehr bedeutend an. Aber ist das Versprechen, dass du im Herzen ja weiterhin mit dabei bist, wirklich ein Trost angesichts der riesigen Lücke, die wir durch dein Fehlen spüren? Was nützt es zu sagen, dass die Liebe endlos ist? Vermeintlich ist die Liebe größer als alles andere, aber sie schafft doch so vieles nicht. Sonst wärst du ja schon längst wieder hier.
Und doch sind meine Gedanken und meine Liebe das einzige, was ich dir geben kann. Erinnerst du dich noch an das Bild vom Karussell, das ich hier einmal beschrieben habe? Das sich immer weiter dreht, während du daneben stehst und nicht mehr einsteigen kannst? Und ich dir die Hand geben und dich wieder darauf holen möchte? Es ist heute wieder sehr stark in meinem Kopf und ich wünschte mir wirklich nichts mehr für das neue Jahr, als dass du wieder dabei sein könntest.
Aber manche Wünsche erfüllen sich nie- und die Verzweiflung hierüber bezieht sich nicht auf mich, denn ich habe wirklich nicht zu klagen, sondern ganz alleine auf dich.
Ich vermisse dich, Linda, und dieses Vermissen kennt keine Grenzen von Jahren, Jahrzehnten oder Jahrestagen. Du wirst immer fehlen.
Meine Gedanken sind bei dir und auch bei Marleen, Rabea und allen anderen, die hoffentlich bei dir sind und mit dir zusammen ins neue Jahr gehen.
Ein Feuerwerk an liebevollen Gedanken sendet dir Sophia