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Von Mama 01.01.2020 um 03:47 Uhr | melden
Mein lieber Schatz,
das neue Jahr, nur wenige Stunden alt. Was es wohl bringt? Ich schaue mit Vorsicht, sehr verhalten, ich trau ihm nicht mehr. Doch mit meiner Verweigerung dazu, kam ich nicht weit, du weißt das mein Kind, denn das Leben steht jeden Morgen neu an meiner Tür und schert sich nicht. Schert sich nicht, was ich aus diesen neuen 24 Stunden mache. Oder zumindest aus der nächsten Stunde, denn man weiß ja nie?! Ich poche auf mein Misstrauen und all das Schlimme was passiert, bestätigt mich nur. Ich bestehe auf meine Verschlossenheit für manche Dinge, für die ich mich einfach nicht mehr öffnen kann. Meine Verunsicherung ist gefühlt das einzige, worin ich mich noch sicher fühle. Im Verlust kenne ich mich aus. Und dann sehe ich dich vor mir mit einem Lächeln und deinem Blick, "Mama, es geht mir gut." Und du lässt mir trotzdem alles was gerade ist, weil es sein darf.
Meine Wut auf die Unfallfahrerin zu finden, die dir dein Leben genommen hat - und meiner Trauer um dich nachgehen zu dürfen, hat mich überleben lassen. Zumindest konnte ich wenigstens DAS spüren. Weil alles andere, und da ist noch so viel, in und an mir, und um mich herum, sich lange vollkommen taub anfühlte. Ich konnte über deinen Verlust schreiben und reden Leonie, und reden und schreiben und nochmals das gleiche, Wort-Girlanden. Und ich konnte ihn doch nicht wirklich in seinem ganzen Ausmaß fühlen. Den Schmerz, dich loslassen zu müssen, dich nie mehr im Arm halten zu dürfen, nicht mehr mit dir reden können, körperlich - und wir waren uns so nah.......... . Dieser Schmerz war, ist einfach zu groß. Noch immer, in Vielem.
Zu sagen, was ich als Missstände in tödlichen Verkehrsunfällen empfand, ging. Ein riesiges dunkles Grollen in meinem Bauch. Kaum atmend. Ein "einfacher Satz" dagegen - wie sehr ich dich, mein Kind vermisse, kam mir lange nicht über die Lippen. Er war einfach zu schwer auszusprechen. Inzwischen kann ich es sagen und ich sage es oft und jedesmal rollen meine Tränen um dich, wie kleine, heiße, volle Glasperlen, mir einfach die Wangen hinunter.
Hat was mit Liebe zu dir zu tun.
Ich bin Wege gegangen, die du hättest gehen wollen Leonie. Ich bin an Orte gefahren, an denen wir gemeinsam waren. Ich habe mit deiner Schwester gemeinsam hunderte von Fotos iund Kinderbilder und deiner Studienarbeiten sortiert und wir haben uns erinnert, gelacht und geweint. Lange fühltest du dich darin so nah an. Warst du so gegenwärtig, als wärst du noch immer da. In meinen dunkelsten Tagen und Zeiten fühlte ich mich oder dich? dagegen weit weg von dir. Und jedesmal wenn ich mich wieder aufraffte, dem Leben etwas freundlicher zu begegnen, da kamst du wieder. Wie weiße Schnitzel, die mir den Weg weisen sollen.
Mein Leben hat sich auf den Kopf gestellt, nicht nur meines, viele vermissen dich, unsere ganze Familie. Mit jedem neuen Tag liegt der Tag, an dem wir uns das letzte Mal sahen, einen weiteren Tag entfernt. Am liebsten würde ich die Stunden "davor" festhalten und die Zeiger der Uhr anhalten, damit es immer gestern bliebe.
Vor Kurzem las ich in einem Buch von Susanne Niemeyer eine Kurzgeschichte. Ein Mensch in einer schwierigen Situation fragte einen Engel: "Wo warst du, als ich dich so dringend brauchte??" Und der Engel antwortete fast trotzig: "Ich war da." Der Mensch entgegnete, "Was ihm ein Engel nutze, wenn er ihn nicht sehen könne?" Und der Engel antwortete in etwa: " Wenn du nach einem Engel Ausschau hältst, dann suche nicht nach einem Engel." Der Mensch fragte verärgert zurück: "Wonach soll ich sonst suchen?" Und der Engel gab sinngemäß zurück: "Versuche mich in Allem zu sehen" - und nach einer kleinen Pause ergänzte er den Satz: "DAS, würde alles verändern."
Ich liebe diese kleine Geschichte, vom ersten Moment an! Wenn der Himmel, Gott, ein Engel, in Allem ist, dann bist auch DU in Allem. In einer grünen, weichen Wiese, in einem leuchtend roten Mohnfeld, in einem Möhrchenkuchen, den du so geliebt hast. In einer Ruhestunde auf dem Sofa, in den Farben auf meinen Bildern, in den zarten Birken im Frühling, in einem Lächeln, in einem Nachbarn. Vielleicht ist der Himmel sogar in all denen die dies gerade lesen und auch in mir selbst?. Überall?!
Ich mag diesen Gedanken sehr mein Kind, meine Tochter,du junge, erwachsene Frau, Leonie.
Ich liebe dich so sehr.
Deine Mama