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Von einer traurigen Mutter 19.01.2017 um 16:57 Uhr | melden
Lieber Leo!
In der letzten Zeit war es schlimm: die Gedanken an Dein unfassbares Leid, daran, wie es Dir ergangen sein muss, haben mich ganz besonders hart getroffen. Manchmal ist es so. Manchmal geht es etwas leichter, aber manchmal nimmt es mich ungeheuer mit, dieser Abgrund, dieses Ausmaß an Eiseskälte, Verrohtheit, Unmenschlichkeit, und diese widerwärtigen entsetzlichen Dinge, die Dein Mörder Dir angetan hat - das lässt mich innerlich frieren, erstarren, alles krampft sich zusammen, es lähmt mich und macht mich in einem Maße traurig, wie ich es niemals kannte, bevor ich von Dir erfahren habe.
Es waren auch all die anderen schrecklichen, schier unglaublichen Schicksale, die mich besonders getroffen und wirklich haben verzweifeln lassen: wie kann man nur solche Taten denken, tun, mit den eigenen Händen, wie kann man das sehen - ein weinendes, verzweifeltes, verängstigtes Kind-?!! Wie kann man kalten Herzens ein Kind bloß "strafen" wollen oder dieses Leid sehen?!! Es macht mich so fassungslos, weil es doch der tiefste menschliche Instinkt ist, die Kleinsten, Zartesten, Schwächsten schützen zu wollen, alles Unheil von ihnen fern zu halten?!! Selbst ein Kleinkind weiß das schon!! Was kümmern sich unsere Kleinen im Spiel allein schon so süß und lieb um ihre Stoff- und Spieltiere: sie kuscheln und trösten sie, sorgen sich um sie - und erst recht sind sie sofort bei ihrem Bruder, wenn der sich weh getan hat oder sie sich sonst sorgen. Ich verstehe das nicht. Ich werde das nie verstehen.
Die Ohnmacht und Hilflosigkeit machen mich ratlos und bedrücken mich sehr. Da sitzt der Mörder, da läuft die Mitmörderin frei herum, sie leben einfach weiter. Da sind die anderen, die verurteilt werden oder manchmal nach den Prozessregeln auch nicht, da sind die, die nicht hingesehen, nicht aufgepasst haben, nicht eingeschritten sind, und die nicht einmal angeklagt werden. Da sind die viel zu geringen Strafen, und alles auf einmal kann man nicht ändern, vor allem holt man Dich, Leo, und die anderen, die holt man nie mehr zurück und nimmt sie raus aus ihrem schrecklichen Umfeld und sorgt dafür, dass sie liebevolle Familien haben und ein unbesorgtes Leben ohne Angst und Gewalt haben dürfen.
Wir können hier füreinander da sein, das hilft mir sehr, jeden Tag hat wieder jemand etwas Liebes geschrieben - ich lese es immer, auch wenn ich nicht die Kraft habe, selbst zu schreiben -, und auch der Austausch mit einer besonders lieben anderen Mama, die mir sehr nah ist, hilft, und es hilft mir zu überlegen, was ich nur tun kann, um zu helfen, da zu sein... und dann danach zu handeln. Es hilft auch immer, ganz bewusst zu sehen, wie viele Menschen ihre Kinder von Herzen lieben und dass Menschen alles für ihre Kleinen tun - auch wenn es schmerzt, Leo, dass Dir all das verwehrt worden ist, weil Du keine Eltern hattest.
Lieber Leo, Du bist niemals vergessen. Du bist in meinem Herzen. Ich wünschte, Du könntest jetzt so lachen wie unsere bezaubernden Jungs, die jeden Tag mehr von ihrer Welt entdecken, immer größer und differenzierter werden, immer lernen wollen, neugierig sind, verspielt, voller Energie... kleine Wunder, das Schönste, was es auf der Welt gibt.
Wie kann man das nicht sehen, dieses Geschenk, was Kinder sind. Sie sind so liebevoll und offen und wollen nichts anderes, als in Geborgenheit, Liebe und Harmonie mit ihrer Familie und den anderen Menschen sein. JEDES Kind will nichts als Schutz, Zärtlichkeit, Zuwendung, Aufmerksamkeit und ein Zuhause ohne Angst.
Jetzt musst Du nicht mehr leiden, lieber Leo. Ich hoffe, Deine Seele hat sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht, damit Du das Schlimmste vielleicht gar nicht mehr mitbekommen hast.