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Von einer traurigen Mutter 23.06.2016 um 14:07 Uhr | melden
Lieber Leo!
Es ist so grausam. Die Zeit verfliegt, die Wochen kommen und gehen, der Sommer strahlt von Zeit zu Zeit, man schlägt sich mit den Alltagsdingen, mit dem Beruf herum, fährt von hier nach da, kümmert sich um Kleinigkeiten, freut sich auf den Urlaub... und all diese Zeit über bist Du tot, bleibst tot, bleibt die Trauer wie ein tiefer schwarzer See, der unter all dieser Geschäftigkeit liegt.
Es ist so unerträglich und zum Verzweifeln. Du fehlst so sehr unter all den Kindern! Du bist nicht unter den hinreißend niedlichen kleinen Babys, die geboren und mit aller Liebe, bis zur totalen Erschöpfung umsorgt und gepflegt werden und ihre Umgebung ganz irrsinnig glücklich machen. Du bist nicht unter den Säuglingen, die nach und nach alles neugierig erkunden, lernen, staunen, alles zum ersten Mal erleben: Baden, Greifen, Fassen, Köpfchen heben, Ruckeln, Brei essen, Krabbeln, Lachen... die munter wachsen, von ihren wirklichen Eltern beschützt und ermuntert, jederzeit geborgen und mit jeder erdenklichen Aufmerksamkeit bedacht... Du bist nicht unter den Kleinkindern, die vielleicht schon - wie unsere Jungs mit so viel Spaß - im Kindergarten herumtoben, bei ihren Tagesvätern und -müttern, zuhause, in den Spielgruppen, die ihre Persönlichkeit schon ganz deutlich zeigen, alle Empfindsamkeiten, auf die man ganz einfühlsam eingehen muss, da die kleine Welt doch irgendwie noch ganz anders aussieht als unsere "große"... Du wirst niemals unter den Schulkindern sein, niemals als Teenager rebellieren und Blödsinn machen, niemals groß werden, erwachsen sein - ein eigenes Leben haben, eigene Kinder... Ich habe es schon oft geschrieben und gedacht, und wenn man es sich noch einmal vor Augen führt, ist es monströs und unfassbar schrecklich zu wissen, WAS sie Dir alles genommen haben, dass sie Dir wirklich ALLES genommen haben und noch nicht einmal in dieser winzig kurzen Zeitspanne auf dieser Welt - diesem Augenblick nur - Dir etwas Schönes gegeben haben. Nichts außer Dunkelheit, Gewalt, Qual, Verzweiflung - wo ist meine Mama?!! Warum hilft mir niemand?!!
Warum musstest Du mit diesem Mörder und Peiniger allein bleiben. Manchmal wünschte ich mir fast, Du hättest nicht die ganzen vier Stunden durchgehalten und in Deiner Verzweiflung und mit aller Kraft um Dein Leben gekämpft. Du konntest ja nicht ahnen, dass Dein Lebensmut und Lebenswille Dir immer nur noch mehr Schmerzen und immer neue, schlimmere, wirklich widerwärtige und abstoßende Qualen bringen würde.
Lieber Leo. Die Zeit vergeht einfach. Du hattest nur so wenig davon und hättest doch - gesund und voller Lebensfreude auf die Welt gekommen - ein ganzes Leben haben sollen. Ihr eigenes Leben haben dieser Mörder und diese Verbrecherin unumkehrbar beschmutzt, auf dass Schuld und Schande ewig an ihnen klebt - meine Oma hätte gesagt, sie haben sich an ihrem Leben versündigt. Auch wenn sie ihre einem Menschen nicht erträgliche Schuld nach allem, was man liest, nicht erkennen, wird sie ihnen doch auf den Leib und ins Gesicht geschrieben sein, dass die Menschen vor ihnen schaudern und sich abwenden.
Bei Deiner Lichterkette werden wir alle sein, und die, die es nicht schaffen, sind in Gedanken dabei. Das gibt mir Halt. Drei Monate werden bis dahin vergehen. So viel mehr Zeit, als Du auf der Welt warst. Und dennoch - für immer bist Du in unseren Leben, in unseren Herzen, in unseren Gedanken.