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Von Sophia 23.04.2023 um 19:26 Uhr | melden
JA
Du wärmst mich auf mit deinem Wesen
und lässt nicht eine Zentimeter unverschont.
Du flutest alle meine Decks mit Hoffnung
auf ein echtes Leben vor dem Tod.
Ja, ich atme dich...
Du erdest jeden meiner Gedanken,
verleihst Flügel, wenn Zweifel überwiegt.
Ja zu jedem Tag mit dir,
ja zu jedem deiner Fehler,
Asche und Gold, ich trag alles mit dir.
Denn ich bin und bleib verloren in deiner Mitte,
in deiner Mitte, bis der Vorhang fällt.
(Silbermond)
Liebe Lea,
am Tag vor deinem 16. Geburtstag habe ich dir zum ersten Mal geschrieben und seitdem hier viele Sprüche und Lieder zitiert, aber ich glaube noch nie das Lied, das ich eigentlich am meisten mit dir verbinde: Ja von Silbermond. Oft lief dieses Lied im Hintergrund, während ich deine Gedenkseite gelesen habe, mir deine Bilder angeschaut habe und mir die Tränen über das Gesicht gelaufen sind. Ich weiß nicht wirklich wieso, wahrscheinlich vor allem wegen der melancholischen Musik. Eigentlich ist es ja vom Text her eher ein Liebeslied, das auf Hochzeiten gespielt wird. Dennoch bringe ich auch mehrere Zeilen mit dir in Verbindung:
Du wärmst mich auf mit deinem Wesen
Immer, wenn Menschen im Fernsehen oder in Zeitungen von dir erzählt haben, stand eines im Vordergrund: deine Lebensfreude, die so ansteckend war. Ich werde diese eine Zeile in deiner Traueranzeige nie vergessen: Sie war voller Tatendrang, voller Pläne, und strahlte vor Lebensfreude. Und dieses Strahlen kann man auch spüren, wenn man Bilder von dir ansieht. Es wirkt auch noch jetzt, über deinen Tod hinaus.
Du flutest alle meine Decks mit Hoffnung auf ein echtes Leben vor dem Tod.
Wenn man Bilder von dir sieht, gewinnt man den Eindruck, dass du ein schönes Leben hattest und glücklich warst. Das ist auf der einen Seite tröstlich, auf der anderen Seite macht es mich aber umso trauriger, wenn ich darüber nachdenke, welche tollen Erlebnisse dir alle noch bevorstanden und wie du dich darüber gefreut hättest.
Was auch in dem Satz steckt und was ich persönlich gar nicht mag: Viele Menschen haben nach deinem Tod geschrieben, du hättest ihnen gezeigt, wie sehr man das Leben wertschätzen sollte- und dass das vielleicht der Sinn gewesen sei. Aber was hast du davon, Lea? Ist unser eigenes Leben so wichtig, dass dafür der Tod eines jungen Mädchens in Kauf genommen werden musste? Das macht gar keinen Sinn. Es gibt keinen Sinn. Dein Tod wird für mich immer sinnlos und durch nichts zu begründen oder wiedergutzumachen sein.
Du verleihst Flügel, wenn Zweifel überwiegt.
Es wäre schön, Lea, wenn unsere Zweifel einfach weggewischt werden könnten, dass du nun an einem Ort über dem Regenbogen bist und bist und es dir gut geht. Vielleicht hast du das einmal versucht, als du mir im Traum in einem Zug begegnet bist, dich mir gegenüber gesetzt hast und mich getröstet hast. War es ein Zeichen von dir? Oder doch nur mein Wunschdenken, das sich einen Weg gebahnt hat, um mir die Situation irgendwie erträglich zu machen? Ich werde es nie erfahren.
Asche und Gold, ich trag alles mit dir.
Asche- ein Wort, das mir in diesem Zusammenhang eine Gänsehaut bereitet, weil es alles zu sein scheint, was auf der Erde von dir übrig geblieben ist. Ich weiß noch, wie ich zur Stunde deiner Trauerfeier in der Uni saß und am liebsten schreien wollte: NEIN, DAS KANN NICHT SEIN. Und wie mag es dann erst deinen Eltern, Verwandten und Freunden gegangen sein, die auch die "goldenen Zeiten" mit dir kannten und dich dann auf diesem schweren letzten Weg begleiten mussten.
...bis der Vorhang fällt.
Ein geflügeltes Wort, dass sich so viel leichter sagt als: bis du stirbst oder: bis du nicht mehr da bist oder: bis es dich nicht mehr gibt.
Auch in deinem Leben ist der Vorhang öfters gefallen, aber im wortwörtlichen Sinn, als du mit deinen Musical-Kollegen auf der Bühne standest und das machen konntest, was dir so viel Freude bereitet hätte und was du sicher auch nocht weiterverfolgt hättest. Hast du in solchen Momenten jemals daran gedacht, dass der Vorhang einmal anders fallen könnte?
Lea, du warst so jung, so talentiert, so wunderbar. Ich wünschte, ich könnte in Worte fassen, wie leid es mir um dich tut. Und noch mehr wünschte ich, dass das irgendetwas ändern würde. Aber stattdessen ist es nun schon der achte Geburtstag, den du nicht mehr hier erleben darfst. Ich zweifle, aber ich hoffe so fest, dass du dort über dem Regenbogen feierst. Und wenn du dich fragst, ob wir noch an dich denken, dann möchte ich dir mit dieser Kerze und diesen Worten ein ganz lautes JA sagen.
Alle meine Liebe sende ich zu dir,
deine Sophoa