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Von Sophia 10.06.2021 um 21:03 Uhr | melden
Liebe Lea,
die Zeit, sie kann so hart sein. Eigentlich scheint gerade alles so gut zu laufen. Immer mehr Menschen sind gegen Corona geimpft, die Inzidenzen sinkt wieder, es kommt wieder Leben in die Städte, Menschen machen wieder Pläne für Treffen, für Veranstaltungen und Urlaube. Auch heute, am 10. Juni. Dieser Tag, den ich nie vergessen werde, an dem du zusammen mit deinen Mitschülern nach Haltern zurückgekehrt bist.
Der Tag war damals geprägt von großer Trauer, vor allem in Haltern, wo die Menschen mit Rosen am Wegrand standen, aber auch in den Medien wurde wieder berichtet. Ich höre noch eine Reporterin kommentieren: "Es gibt keinen schlimmeren Schmerz". Besser kann man es nicht zusammenfassen.
Und trotzdem ging das Leben danach wieder weiter, auch in Haltern, wo während eurer Beerdigungen in den darauffolgenden Tagen ein Schützenfest stattfand. Ich glaube, es haben damals einige Leute nicht verstanden, ich auch nicht. Ich habe das nicht verstanden, wie man feiern kann, während andere leiden, während andere tot sind. Und heute? Müsste das alles wieder gehen, meinen viele, es sei ja schließlich schon so lange her. Aber ihr seid immer noch tot. Eure Familien und Freunde leiden immer noch. Und doch beanspruchen wir alle für uns, unser Leben wieder in vollen Zügen genießen zu wollen, gerade jetzt, wo wir es uns doch nach dem langen Lockdown so verdient haben.
Schlimme Tage gehen vorbei. Schlimme Monate gehen vorbei. Aber der schlimme Schmerz, den wir am 10. Juni gesehen haben, es gibt ihn immer noch, auch wenn ihn viele nicht mehr sehen. Dass ihr in Leichenwägen nach Hause gekommen seid und nicht mit euren Reisekoffern am Halterner Bahnhof, es bleibt unfassbar und untröstlich. Es ist die eine Frage, wie man es als Eltern, Geschwister, Familien und Freunde schafft, einen solchen Tag zu überstehen; wie man es schafft, sein über alles geliebtes Kind beerdigen zu müssen. Die eigentlich noch wichtigere Frage ist: Wie schafft man es, sechs Jahre lang in der Sehnsucht nach seinem Kind zu leben und täglich am Grab zu stehen? Darüber sollten wir öfter nachdenken.
Liebe Lea, ich denke mit ganzem Herzen an dich und alle, die dich vermissen.
In trauriger Erinnerung
deine Sophia