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Von Sophia 23.04.2020 um 18:32 Uhr | melden
Can you hear me, can you see me?
I am here, still waiting for you.
Can I hear you, can I see you?
I’m alone, are you missing me too?
(Lea Drüppel)
Liebe Lea,
als ich heute aufgestanden bin, habe ich an dich gedacht und wollte mir gleich dieses Lied anhören. Es wurde an deinem zweiten Himmelsgeburtstag aufgeführt, und ich bekomme jedes Mal wieder eine Gänsehaut davon. Heute ist es schon der sechste Geburtstag, den du nicht mehr erleben kannst, und diese Zahl schmerzt sehr. Wenn für jeden Augenblick, den du nicht mehr hier bist, eine Träne geweint würde – es würden sich etliche Wannen damit füllen.
Ich weine viel um dich, Lea, aber manchmal kommen auch gar keine Tränen, sondern mein Herz ist dann nur leer und weiß gar nicht mehr, was es denken oder fühlen soll. So unwirklich ist es immer noch, dass du nicht mehr da bist. Du, ein Mädchen, das vor Lebensfreude und Kreativität nur so gesprüht hat. Es mag übertrieben klingen, aber eine Welt, auf der alles ungetrübt schön und gut ist, gibt es für mich nicht mehr. Nicht mehr ohne dich.
Ich erinnere mich gut an den Tag, an dem deine Abschiedsfeier stattgefunden hat. Das Datum hatte ich in deiner Traueranzeige gelesen. Gerade in den Stunden, als deine Lieben Abschied von dir nehmen mussten, habe ich an der Uni ein Tutorium für Sprachwissenschaft gehalten. Die Studenten haben fleißig zusammen geübt und ich habe nur gedacht: Wie nichtig ist das eigentlich, was wir gerade machen. Warum können wir uns hier in netter Runde versammeln, wenn andere Menschen gerade nicht wissen, wohin mit all dem Schmerz und der Trauer. Warum scheint uns die Sonne ins Zimmer, und du darfst nie wieder die Sonne sehen? Und überhaupt, warum sollen Studenten überhaupt Sprachwissenschaft lernen? Wenn morgen einer von ihnen stirbt, es wäre so alles so überflüssig für ihn gewesen, und von der Sonne hätte er mehr gehabt. Ich denke da auch an deinen einen Instagram-Post, wo du nicht Spanisch lernen willst. Hättest du da gewusst, was noch im selben Monat passieren würde, du hättest wohl nie wieder auch nur eine einzelne Vokabel gelernt. Aber wie soll man so etwas schon ahnen? Das habe ich mich auch immer gefragt, wenn ich dich am Grab besuche: Bist du jemals bewusst an diesem Friedhof vorbeigegangen, hast du jemals daran gedacht, dass du dort liegen würdest? In deine Weltsicht hat das sicher am allerwenigsten hineingepasst. Und das ist ja auch gut so, denn so konntest du dein Leben hoffentlich wenigstens bis fast zum Schluss in vollen auskosten, so wie du es zu tun gewusst hast. Trotzdem halte ich nichts vom Spruch, es käme nicht darauf an, wie lange ein Leben ist, sondern wie bunt. Es gibt eben Träume und Pläne, die kann man mit 15 Jahren noch nicht verwirklicht haben. Und auch ein buntes Leben hätte jeden Tag noch einen neuen Farbklecks bekommen.
Liebe Lea, warum kann Gott oder irgendjemand dir heute nicht das Geschenk machen, dich wieder zurück auf die Erde zu bringen? Ich würde den Rest des Lebens auf alle Geschenke verzichten, wenn dieser Wunsch wahr werden könnte. Sehr viele Menschen würden das, das weißt du hoffentlich auch. Und dennoch sind wir alle hilflos und können nichts mehr tun als die Erinnerung an dich wachzuhalten. Zum Beispiel in deinem Theater. Ich hoffe, dort können bald wieder Vorstellungen stattfinden, dann schaust du vielleicht von deiner Wolke oder deiner Blumenwiese aus zu und freust dich.
Liebe Lea, wo auch immer du bist, dort sollst du heute das strahlende Geburtstagskind sein! Ich denke ganz fest an dich und auch an deine Eltern und deinen Bruder.
Alles Liebe sendet dir deine Sophia