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Von Sophia 10.06.2018 um 11:08 Uhr | melden
Liebe Lea,
am Tag, als du zurückgekommen bist, wurde mir bewusst, dass du eben nicht mehr zurückkommen wirst. Dass deine Familie dich nur empfangen hat, um sich wenig später von dir zu verabschieden. Dass du nicht nur für einige Wochen in den Französischen Alpen verschwunden warst, sondern dass es eine Trennung für immer sein würde.
Ihr hättet noch nicht viel verpasst, habe ich damals gedacht. Wenn ihr jetzt wirklich zurückkommen würdet, hättet ihr noch nicht viel verpasst. Was in eurer Abwesenheit passiert ist, hätten wir dir schnell erzählt, und der Sommer war zu der Zeit in vollem Gange, ihr hättet einfach wieder euer Leben genießen können. Aber so wie jetzt die Realität sei, würdet ihr immer mehr verpassen. Den nächsten Urlaub, das nächste Weihnachten, euren nächsten Geburtstag, das Abitur... und neben diesen persönlichen Erlebnissen auch Dinge des Alltags, wie neue Lieder oder Trends. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie wir das alles ertragen sollen ohne euch, vor allem eure Familien und Freude. Heute sind schon drei Jahre seitdem vergangen, eine erschreckend lange Zeit, ohne euch, wo ich an vielen Tagen gedacht habe: Ach, könnten sie das doch auch miterleben. Ich frage mich manchmal, wie es wäre, wenn ihr jetzt noch zurückkommen würdet. Es würde immer noch gehen, denke ich. Die Häuser, die Klamotten, die Musik, alles ist noch in etwa so wie vor drei Jahren. Ihr würdet euch immer noch wieder einfinden und könntet weitermachen wie zuvor. Auch wenn diese Überlegungen eigentlich sowieso keinen Sinn machen, habe ich Angst vor dem Tag, an dem ich das nicht mehr so sagen könnte.
Der 10. Juni 2015 hat eine Wunde in mein Herz gerissen und die Wunden werden nie ganz heilen, weil mir immer etwas fehlen wird ohne dich, wundervolle Lea. Es wird immer weh tun zu erleben, wie alles ohne dich weitergeht.
Mit meinem Herzen bin ich heute in Haltern, deiner schönen Heimatstadt, die an diesem Tag einmal mehr zum Sinnbild der fürchterlichen Katastrophe wurde. Ich denke an alle, die damals wie heute um dich weinten und weinen. Und vor allem denke ich an dich, liebe Lea, und hoffe so sehr, dass du, wenn du schon nicht nach Hause zurück, dann an einen anderen friedlichen Ort gekommen bist - auch wenn ich mir keinen besseren Platz für dich vorstellen könnte als daheim bei deiner Familie und Freunden. Einen festen Platz hast du auch in meinem Herzen, und ich verspreche dir, dass ich dich dort auch in 10, 20, 100 Jahren noch tragen werde.
In Liebe und Traurigkeit
Sophia