Von Uwe Spiekermann 27.03.2020 um 11:52 Uhr | melden
Konrad Riepe war schon eine Respektsperson als ich mit ihm vor mehr als vierzig Jahren erstmals per Post in Kontakt trat. Er war Spielleiter des Schachbezirkes, ich selbst ein Jugendlicher, der mit dem Schachspielen begonnen hatte. Er erklärte mir die Welt der Ingo-Zahlen, mathematisch ausgerechnete Spielstärkezahlen, die jeder Vereinsspieler bekommt. Er rechnete, hantierte mit Formeln, weihte mich in diese Welt ein. Freundlich, geduldig, zugleich beharrlich und korrekt - das war dann auch mein erster persönlicher Eindruck. Konrad war ein Tüftler, der programmierte, lange bevor es moderne Computer gab, der mit Handgestricktem seiner Zeit immer ein wenig voraus war.
Als ich zum Schachverein Velmede-Bestwig wechselte, da war er immer da, organisierte den Spielbetrieb, hatte stets einen Blick auf die Jüngeren. Konrad war ein guter Schachspieler, wenngleich nicht unserer bester. Er hat dennoch mehrere Jahre am Brett der ersten Mannschaft gespielt. Gegen weit stärkere Gegner zu kämpfen, notgedrungen zu verlieren, seine eigenen Ambitionen zurückzustellen, damit seine Mannschaft, seine Mannschaftskameraden punkten konnten. Konrad machte dies -- und erzielte an exponierter Stelle dennoch manches wertvolle Remis.
Der Vereinsabend war ohne ihn nicht denkbar, bei den Mannschaftskämpfen half er, war immer da. Still, ruhig, doch immer wieder mit einem Lachen. Weiter reichte wohl sein Wirken auf Bezirks- und Verbandsebene, wo er sich einbrachte, vielen hundert Schachspielern ermöglichte, ihrem Hobby nachzugehen.
Phrasen mochte er nicht, die werde ich deshalb nicht dreschen. Dank, tief empfundener Dank nur, für einen, der immer da war.
Absurd, dass wir alle nun nicht bei seiner Beerdigung da sein könne, die Sorge für uns und andere lässt dies nicht zu.
Doch wenn die Pandemie ein Ende hat und ich mal wieder im Hochsauerland bin, so werde ich das Kolumbarium besuchen. Ich werde dort für ihn einen Turm hinstellen. Ein starke Figur, weit ausgreifend, mächtig, lange im Hintergrund. Ein Turm wird noch stärker, wenn er mit dem zweiten Turm verbunden ist. Er bleibt meist bis zuletzt auf dem Brett. Diese Figur passt zu Konrad. ♖
Er, der immer da war, ist nun nicht mehr. Trösten wir uns an dem, was wir an ihm hatten - ahnend, dass er nun bestimmt dabei ist, den Spielbetrieb im Himmel mit zu organisieren.
Danke, von Schachfreund zu Schachfreund, von Mensch zu Mensch,
Uwe