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von Brigitte am 28.10.2023 - 21:19 Uhr | melden
MUT ZUR TRAUER? Ich weiß nicht … Ich denke, es ist viel eher der Mut
zum Leben, den es braucht, wie wir es auch hier in unzähligen traurigen
Beiträgen und Kommentaren lesen können. Für die Trauer selbst braucht
es keinen Mut. Dieser Weg ist vorgezeichnet und da gibt es nicht die
geringste Chance für einen Exkurs. Die Trauer steht einfach da. Ein
stummer Gefährte, der zum treuen Begleiter werden will.
Die TRAUER, das ist tiefe, tiefe Traurigkeit und unstillbare Sehnsucht nach
dem Liebsten. Das ist unermessliches Herzeleid. Wahrhaftige körperliche
und seelische Schmerzen. Ohnmacht, vielleicht auch Wut. Paralysiertsein.
Das ist die Wahrnehmung der eiskalten Stille, der Todesstille, der befrem-
denden Leere und Einsamkeit. Trauer, das sind viele Fragen, vor allem die
Sinnfrage. Das sind fremde Tage und fremde Nächte und anhaftende Sinnes-
eindrücke. Und was ich hier aufgezählt habe, ist nur ein kleiner Einblick in
die zahlreichen Facetten der Trauer, die wir alle hier durchlebt haben oder
noch immer durchleben müssen.
Das Wort "Kummer" kratzt gerade einmal an der äußeren Schale des
Wortes TRAUER. Je tiefer wir in dieses Wort eintreten, desto mehr
"Seelenzuständen" begegnen wir, bis wir im Kerngebiet des Wortes Trauer
der NOT gegenüber stehen …
Und schließlich: Trauer "heilen"?! Vom Kummer "genesen werden"?! Das
ist eine sehr vermessene und, mit Verlaub, eine überhebliche Beurteilung!
Denn: Trauer ist kein Schnupfen, der "geheilt" werden kann! Natürlich, man
kann und wird lernen, die Trauer zu akzeptieren, seinen Frieden mit der
Traurigkeit zu finden und sie in das Leben einzugliedern. Aber sie wird
dennoch ein täglicher Begleiter sein. Eine Wehmut und die Sehnsucht
nach unseren Lieben, die uns vorausgegangen sind, werden immer bleiben.
Mit dem Tod eines geliebten Menschen hat das Herz einen tiefen, tiefen
Riss erhalten. Da ist allein wichtig, dass diese dunklen Tage der
Trauernden durch ein wenig Licht, ein wenig Liebe erhellt werden, die
das Herz und die Hoffnung suchende Seele streicheln. Eine liebevolle
Geste, eine gereichte Hand, ein wärmendes Lächeln …
Nein, den Mut zur Trauer braucht es nicht, es braucht den Mut zum Leben!
ღ Petra Franziska Killinger