Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Katrin Bendrich. Veredeln Sie jetzt diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.
von Manuela am 09.03.2015 - 20:02 Uhr | melden
Viele Jahre verbrachten wir gemeinsam mit unseren Kindern den Sommer im Hof. Gemeinsam sind wir 2005 in dieses Haus eingezogen.
Wir waren mehr als Nachbarinnen eher so etwas wie eine WG mit getrennten Wohnungen. Die Türen standen immer offen für jeden - jederzeit. Und wenn der Kaffee morgens ausgegangen war oder irgendetwas fehlte sprang der andere ein. Ich habe noch den Magneten:“ Was du heute kannst besorgen das kannst du dir von deinem Nachbarn borgen. „
Wir renovierten gemeinsam, verkauften Dinge auf dem Flohmarkt kochten und sorgten für die Kinder und für einander.
Die Kinder wurden gemeinsam groß und manches Mal saßen wir bei Kerzenschein bis spät in die Nacht hinein. Auch feiern konnte man mit dir und der Charme der dich umgab, wickelte so manches Männerherz ein.
Wir fuhren gemeinsam Ostern 2011 in den Spreewald mit Kindern, Sack und Pack mit wenig Geld einfach nur um mal rauszukommen. Am Osterfeuer tanzten wir zu Nena und Amy Winehouse.
Sylvester verbrachten wir am Schlossplatz um zwölf. Jahrelang.
Deinen 40zigsten Geburtstag feierten wir voller Energie, Spaß und Freude. Happy birthday von Stevie Wonder wird mich immer an dich erinnern. Das ist alles noch nicht lange her.
Es war eine schöne Zeit.
Dein großer Traum war Schriftstellerin zu werden, berühmt zu sein und natürlich viel Geld zu verdienen. Du wolltest etwas zu sagen haben und wenn ich sehe wie sehr du in deinem Sterben die Öffentlichkeit gesucht hast - fühlt es sich so an - als hättest du deine Rolle gefunden von dem zu erzählen, was du selber erlebst .Authentisch zu sein. Eine Sprache zu finden aber auch ein Bild zu schaffen von dir. Ein Bild das Stärke, Selbstbewusstsein und Willenskraft nach außen trägt. Ein Leben vor deiner Erkrankung scheint nicht existent.
Es gab auch eine dunkle und unergründliche Seite an dir - wie wir alle so eine in uns tragen.
Wo Licht ist muss auch Schatten sein.
Mein Vertrauen gebrochen kündigte ich dir vier Monate vor deiner Diagnose meine Freundschaft .Ich dachte, dass wir irgendwann wieder miteinander reden können und auf einer neuen Strasse gemeinsam weiter gehen werden. Die Zeit hätte es vielleicht auch so gewollt aber sie blieb nicht mehr.
Die große Uhr in deiner Küche blieb irgendwann um 5 vor 12 Uhr stehen und du fragtest mich was ich davon halte. Sie war nicht mehr zu bewegen. Heute denke ich mir vieles dabei. Gut, dass wir die Zukunft nicht kennen.
Als ich erfuhr, dass du Brustkrebs hast machte ich mir keine Sorgen. So eine kraftvolle Persönlichkeit wie du Katrin- wird das schaffen. Davon war ich überzeugt und die Dinge die ich hörte bestätigten meine Einstellung.
Als ich erfuhr, dass du Lebermetastasen hast gingst du mir aus dem Weg. Mein Mitleid hättest du nicht gewollt. Zuviel war zerbrochen. Ich akzeptierte es, dass du weggesehen hast wenn wir uns begegneten.
Als ich dich das letzte Mal sah wenige Tage vor deinem Tod, - weinte ich tage - und nächtelang über diese Sinnlosigkeit und den Zerfall der nichts mehr von deiner Schönheit übrig gelassen hatte. Der Tod war gegenwärtig, brutal sichtbar und ließ keinen Zweifel daran dich mitzunehmen. Einfach so. Meine Gefühle habe ich dir geschrieben. Das war mir wichtig. Den Mut noch bei dir zu klingeln hatte ich nicht mehr.
Jetzt bist du weg. Deine Wohnung wurde letzte Woche geräumt und die Handwerker verputzen nun die Wände wieder, welche du bis auf die Grundmauern heruntergeschlagen hast. Damals.
Der Frühling kommt und mit ihm diese wunderbaren Knospen vor unserem Haus die du immer fotografieren wolltest…
Ich werde den Hof schön machen - und einen Rosenbaum für dich pflanzen.
Auch wenn du einfach weg gezogen wärst- einen Platz hättest du immer hier in diesem Haus behalten.
Mache es gut - du hast meine Trauer verdient.
Jeder trauert für sich – auf seine ganz eigene Art. Du hast viel Chaos hinterlassen aber das passt auch zu dir.
M.