Julian Schneider

Julian
Schneider

14.05.1991
Schwabmünchen
-
09.09.2012
Bobingen

stimmungsbild
ZurückAus dem Kondolenzbuch: Die Natur heißt uns mit offenen Armen willkommen...

von Christiane mit Robin im Herzen am 06.09.2013 - 19:35 Uhr | melden

Die Natur und der Mensch

Bei Tagesanbruch saß ich auf einem Feld und hielt Zwiesprache mit der Natur, während der Mensch friedlich unter Decken von Schlummer ruhte. Ich lag im grünen Gras und sann über die Fragen:
„Ist Wahrheit Schönheit? Ist Schönheit Wahrheit?“

Und wie ich so sann, da spürte ich, dass ich von meinem Menschsein fortgetragen wurde, und meine Fantasie hob den Schleier der Materie, der mein inneres Selbst verbarg. Meine Seele weitete sich, und etwas führte mich näher heran an die Natur und ihre Geheimnisse, und meine Ohren taten sich auf für die Sprache ihrer Wunder.

Und wie ich tief in Gedanken saß, spürte ich eine Brise, die durch die Kronen der Bäume strich, und ich vernahm ein Seufzen wie das einer verirrten Waise.
„Warum seufzt du, sanfte Brise?“, fragte ich da.
Und die Brise erwiderte: „Weil ich aus der Stadt komme, die von der Sonnenhitze glüht, und die Keime von Seuchen und Plagen haften an meinen reinen Gewändern. Kannst du mir da meinen Kummer verdenken?“

Dann sah ich den Blumen in die tränennassen Gesichtchen und hörte ihr leises Klagen. Und ich fragte: „Warum weint ihr, meine lieblichen Blumen?“
Eine der Blumen hob ihr zartes Haupt und wisperte: „Wir weinen, weil der Mensch kommen wird, uns abzuschneiden und uns auf den Märkten der Stadt feilzubieten.“
Und eine andere Blume fügte hinzu: „Und abends, wenn wir welk sind, wird er uns zum Abfall werfen. Wir weinen, weil die grausame Hand des Menschen uns den Plätzen entreißt, mit denen wir verwurzelt sind.“

Und ich hörte den Bach wie eine Witwe klagen, die um ihr totes Kind trauert, und ich fragte: „Warum weinst du, mein reiner Bach?“
Und der Bach erwiderte: „Weil ich gezwungen bin, zur Stadt zu fließen, wo der Mensch mich verachtet und mich verschmäht um stärkerer Getränke willen und mich zu seiner Kloake macht mit seinem Unrat, meine Lauterkeit beschmutzt und meine Güte in Jauche verwandelt.“

Und ich hörte die Vögel trauern, und ich fragte: „Warum jammert ihr, meinen schönen Vögel?“
Und einer von ihnen flog herbei, setzte sich auf das Ende eines Asts und sagte: „Die Adamssöhne werden bald mit ihren tödlichen Waffen auf dieses Feld kommen und uns bekriegen, als seien wir ihre Todfeinde. Wir nehmen jetzt voneinander Abschied, denn wir wissen nicht, welche von uns des Menschen Wut entrinnen werden. Wohin wir auch gehen, folgt uns der Tod auf dem Fuß.“

Jetzt stieg die Sonne hinter den Berggipfeln auf und vergoldete die Baumkronen mit Strahlenkränzen.

Ich blickte auf die Schönheit und fragte mich: „Warum muss der Mensch zerstören, was die Natur erbaut hat?“

Die Natur heißt uns mit offenen Armen willkommen und lädt uns ein, ihre Schönheit zu genießen; aber wir fürchten ihr Schweigen und flüchten in die überfüllten Städte, um uns dort aneinander zu drängen wie Schafe, die vor einem reißenden Wolf fliehen.

Khalil Gibran


Lieber Julian,
von Deiner Mama habe ich erfahren, dass du im Friedwald deine letzte Ruhestätte gefunden hast.
Das war auch mein damaliger Wunsch als wir meinen Papa im Friedwald Bad Münstereifel beigesetzt haben; wir lieben die facettenreiche Natur. Seine Urne liegt an den Wurzeln einer alten Eiche, die zu allen Jahreszeiten stark und schön ist. Der Wald, die Bäume, die Vögel verströmen eine faszinierende und eine friedliche Atmosphäre. Ich liebe den Erdgeruch, den Geruch der Beeren und der einzelnen Bäume. Und ich liebe es, wenn die Sonnenstrahlen wie wild auf den Blättern der Bäume tanzen…
Der Wald bedeutet für mich Stille, Ruhe, Frieden, Erholung, Freiheit, Begegnung, Glückseligkeit und Inspiration…

Das ist wunderschön, dass du an so einem wertvollen Ort deine letzte Ruhe finden darfst.

Bedingt durch ein paar äußerliche Umstände ist unser Robin auf einem herkömmlichen Friedhof beigesetzt. Jedoch auch mitten in der Natur, umgeben von Bäumen, Pflanzen und singenden Vögeln…

und wie gerne hätten wir uns das alle erspart!!! Ihr könntet Freunde sein - Du und unsere Robins!

Lieber Julian, gib immer schön Acht auf Deine wunderbare Familie. Vielleicht komme ich dich einmal besuchen… du bist ja in unserer Nähe… vielleicht bis bald…

In Gedanken und in der Trauer tief verbunden;
eine herzliche Umarmung

Christiane mit Robin im Herzen

Christiane mit Robin im Herzen
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