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Von Mama 20.06.2024 um 17:42 Uhr | melden
Am 06. Mai 2024 bin ich in Berchtesgaden angekommen, genau wie Du am 16. September 2022. Meine Spurensuche hat begonnen. Du bist mit der Buslinie 846 nach Hintersee gefahren und hast im CVJM Jugendgästehaus am Hintersee in Ramsau eingecheckt. Du wolltest dort für eine Nacht bleiben. Die nächste Nacht wolltest Du in der DJH Jugendherberge in Berchtesgaden verbringen. Weil Du dort nicht aufgetaucht bist wurde die Polizei verständigt, die dann sehr schnell herausgefunden hat, dass es sich um den "Vermissten" im Hochkaltergebiet handelt und so war deine Identität geklärt.
Am 17. September 2022 startete deine Tour vom Hintersee auf dem Wanderweg 482 über die Schärtenalm zur Blaueishütte. Du bist nicht in der Blaueishütte eingekehrt sondern bist direkt zum Aufstieg auf den Hochkalter weitermarschiert. Wärst Du doch bloß bei den Witterungsverhältnissen kurz eingekehrt, dann hätte dich eventuell noch jemand von deiner Tour abbringen können. Der Hüttenwirt von der Blaueishütte Benjamin Hang ist sicher dich noch gesehen zu haben. Ich bin sehr dankbar dass ich mit ihm sprechen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits geschneit. Das Hochkaltergebiet war komplett eingeschneit. Benjamin hätte versucht dich von deiner Hochkalterbesteigung abzuhalten, wenn er die Gelegenheit dazu bekommen hätte. Denn deine Tour war bei den Witterungsverhältnissen einfach zu riskant. So nahm das Schicksal seinen Lauf. Du musst ziemlich schnell die Orientierung verloren haben und dich verlaufen haben. Du konntest der Bergwacht keinen Anhaltspunkt geben wo Du dich befindest. Die Witterungsverhältnisse waren sehr schlecht. Es schneite heftig und es kam Eisregen dazu. Es war für die Bergretter nicht möglich dich zu finden in dem großen Hochkaltergebiet. Dazu kam erschwerend dazu dass Hochkalter Überschreitung schon bei gutem Wetter eine sehr anspruchsvolle Bergtour ist. Bei den vorherrschenden Witterungsverhältnissen gar unmöglich und doch haben die Bergretter ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt um dich zu finden. Leider musste die Suche abgebrochen werden weil ein Bergretter beinahe selbst verunglückt wäre. Es war einfach zu gefährlich. Dieser Einsatz hat bei den Bergrettern Spuren hinterlassen. Ein Bergretter hat sogar noch auf eigene Faust versucht dich zu finden. Leider ohne Erfolg.
Am 13. Oktober wurdest du schließlich aufgrund einsetzender Schneeschmelze von einem Hubschrauber aus in einem Schneefeld in einem absturzgefährdeten Hochkaltergebiet gefunden und konntest geborgen werden.
Mein wundervoller Sohn.... deine Liebe zu der Natur und den Bergen ist mir näher gekommen. Diese einmalige Schönheit beim Blick hinunter ins Tal ist unbezahlbar, das klare Wasser, was am Gestein hinabläuft, einfach herrlich erfrischend. Deine Worte klingen noch in meinen Ohren "Mama, dort oben fühle ich mich frei". Dieses Gefühl der Freiheit konnte auch ich fühlen.
Körperlich bin ich das eine und das andere Mal sehr an meine Grenzen gekommen. Doch deine Kraft und Energie ist heute in mir und ließ mich so manche Schwächephase durchstehen. Du hattest so viel Kraft und Energie, heute weiß ich was du körperlich geleistet hast. Heute weiß ich was Du gefühlt hast wenn Du jede Faser deines Körpers gespürt hast, körperlich an deine Grenzen gegangen bist um dich zu spüren und über dich hinauszuwachsen mit dem Bewusstsein deinem Ziel näher zu kommen. Dieses Glücksgefühl zu fühlen wenn das Ziel erreicht ist.
Da zu sein wo du deine letzten Tage und Stunden verbracht hast war sehr schmerzhaft und doch sehr wertvoll für mich. Ich bin so voller Stolz auf dich mit weicher Kraft und Energie du auf die Berge gegangen bist. Du hast große Strapazen auf dich genommen um dieses Gefühl der Freiheit in dir zu spüren und ich bin auch stolz auf mich dass ich so manche Strapazen auf mich genommen habe um alle deine Spuren zu finden.
Ich habe mit vielen Menschen über dich gesprochen Juli und viele Einzelheiten über deine Rettungsaktion erfahren. Mit Evi von der Bergwacht Ramsau die mich mit dem Bergwacht Jeep dreiviertel der Strecke zur Blaueishütte gefahren hat und einen festen Platz in meinem Herzen hat, mit Einheimischen aus Ramsau und Schönau, die für dich und den Bergrettern gebetet haben, dem Hüttenwirt Benjamin Hang, der dich als letzter lebend gesehen hat, der Café Besitzerin vom Bergsteiger Café in Ramsau, die sich noch an viele Einzelheiten erinnern konnte und mit Christina, die Mama von Valentin, den du bestimmt schon kennengelernt hast, da wo ihr jetzt seid, mit der ich auf die Kührointalm gewandert bin um dir und Valentin in der Sankt Bernhard Kapelle zu gedenken, Kerzen für euch aufzustellen und Bilder von euch aufzustellen. Ich habe noch ein Herz für Dich dagelassen.
Auch in der Blaueishütte konnte ich ein Foto von dir aufhängen mit deinem Schicksalshinweis auf der Rückseite und einem Appell an alle Bergfreunde und -Freundinnen auf geeignetes Wetter und die richtige Ausrüstung sowie auf die körperliche Fitness zu achten. Wenn dein Tod irgendeinen Sinn hat dann vielleicht der dass der eine oder andere durch dein Schicksal gewarnt ist und die ein oder andere Tour vorsorglich abgebrochen oder verschoben wird.
Du bist immer bei mir, hast mich auf all meinen Wegen begleitet.
In unendlicher Liebe
Deine Mama