Josef Viertl

Josef
Viertl

07.10.1932
Augsburg
-
04.04.2020
Ottmaring

Stimmungsbild-Josef-Viertl-1
ZurückAus dem Kondolenzbuch: "Josef und seine Brüder" - Gedanken zum Abschied

von Herbert Lauenroth am 07.04.2020 - 06:48 Uhr | melden

Ich war in den sechs Monaten, die ich als "Untermieter" im "Haus Paul" gelebt habe, fast täglich bei den Mahlzeiten mit Josef zusammen. Im Laufe dieser Zeit entwickelte sich eine vertrauensvolle, freundschaftliche Beziehung unter uns: Josef verlor seine - vielleicht zunächst auch etwas ängstliche - Schüchternheit mir gegenüber, während ich ihn immer mehr kennen und schätzen lernte.
Wir fanden schließlich - bei aller mehr als offensichtlichen Verschiedenheit - zu einer brüderlichen "tenerezza", die mich gerade in ihrer spontanen, ungekünstelten Beiläufigkeit und elementaren Einfachheit immer berührt hat:
ein Gruß
die Andeutung eines Lächelns
eine kurze pointierte Bemerkung, die den trockenen "Mutterwitz" verriet, der sich hinter seinem Schweigen verbarg und mit dem er gelegentlich auch eine angespannte Situation in ein befreiendes Gelächter der gesamten Tischgemeinschaft zu überführen wusste.

Jeden Abend verabschiedete sich Josef von seinen Brüdern im Haus Paul, nahm seinen unverwechselbaren Hut und das berühmte Medikamenten-"Täschle" und begab sich zielstrebig - auf seinen Rollator gestützt und von Alfred oder Gerhard begleitet - zur Nachtruhe hinüber ins "Haus König".
Heute bewegt mich besonders die Erinnerung an diese kleinen Rituale des Abschiednehmens. Denn ich stelle mir vor, dass Josef nunmehr im wirklichen "Haus des Königs" angekommen ist und also die - gerade in den letzten Jahren auch beschwerliche - Reise seines Lebens endlich ihr Ziel erreicht hat.
Das ist Grund zu grosser dankbarer Freude. Und dennoch:
Er fehlt mir sehr.

Herbert Lauenroth