John Hillerman

John
Hillerman

20.12.1932
Denison
-
09.11.2017
Houston

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Gedenkseite für John Hillerman

Zum Tode John Hillermans - Higgins und das absurde Übermaß an Würde

Kein anderer Texaner war je so very british wie John Hillerman als Majordomus Higgins in "Magnum". Dass er sich für den einzigen Vernünftigen hielt, verlieh der TV-Serie ihre Komik. Eine Würdigung.

John Hillerman war mehr als nur Jonathan Quayle Higgins III. Er glänzte in Nebenrollen für Roman Polanski ("Chinatown"), Mel Brooks ("Der wilde wilde Westen") oder seinen Entdecker, Peter Bogdanovich ("Is was, Doc?", "Paper Moon"). Hillerman spielte Theater und in Fernsehserien, von "Unsere kleine Farm" über "Kojak" bis "Hart aber Herzlich". In Erinnerung bleiben aber wird John Hillerman als Jonathan Quayle Higgins III - eine der komischsten und zugleich sympathischsten Figuren, die das US-Fernsehen jemals hervorgebracht hat.

Geboren wurde Hillerman 1932 in Texas. Als Sohn eines Tankstellenpächters mit sowohl deutschen als auch französischen Vorfahren studierte er zunächst Journalismus, bevor er sich bei der Luftwaffe verpflichtete. In Fort Worth war er als Offizier für die technische Wartung von Langstreckenbombern verantwortlich und damit offenbar nicht ausgelastet. Er schloss sich einer Theatergruppe an. Und "ein Licht ging an", wie er später sagte.

Ab 1957 studierte Hillermann Schauspielerei in New York, wo er in den folgenden zwölf Jahren mehrere Hauptrollen spielte, darunter in Stücken von Shakespeare und Eugene ONeill. Weil er damit seinen Lebensunterhalt nicht verdienen konnte, folgte er schließlich einem seiner Regisseure - Bogdanovich - nach Hollywood. In seiner ersten größeren Rolle, 1974 in "Chinatown", spielt Hillerman einen dubiosen Polizeidirektor. Dessen Eleganz nahm er mit in seine erste TV-Hauptrolle in der Serie "Ellery Queen", wo er einen glücklosen Ermittler verkörperte.

Sein Simon Brimmer aus "Ellery Queen" war versnobt und verschwafelt, eitel und kultiviert zugleich - und damit bereits der fertige Jonathan Quayle Higgins. Es mussten, damit sie wirklich strahlen konnte, um diese Figur herum nur noch liederliche Gestalten wie Rick, T.C. und natürlich Thomas Magnum (Tom Selleck) geschrieben werden. Von 1980 bis 1988 spielte Hillerman den adeligen Hausverwalter Higgins, zuständig für das Anwesen des legendären und chronisch abwesenden Schriftstellers Robin Masters. Zu Higgins Leidwesen aber hat in der Villa auf Hawaii auch der Privatdetektiv in den immer zu kurzen Hosen ein Wohnrecht ...

Hillerman schlüpfte in diesen Charakter wie in einen Handschuh. Und er passte, vom strengen Seitenscheitel über die anachronistischen Kolonialklamotten bis zum britischen Akzent. Trainiert hatte der Texaner diese Aussprache, indem er Laurence Olivier als "Hamlet" studierte. Mit ihr und seinen gestelzten Vorträgen kontrastiert Higgins alles, wofür Magnum und seine leichtfüßigen Kumpel stehen. Kindskopf Magnum repräsentiert das Neue, Vaterfigur Higgins das Alte. "Sie sind eine Ehre für das britische Empire", soll einst ein Lord an Hillerman geschrieben haben.

Mag sein, dass Magnum noch unter dem Trauma von Vietnam leidet. Higgins war in El Alamein, auf der Brücke am Kwai, in der Normandie, bei den Prozessen in Nürnberg und im Berlin des Kalten Krieges. Mag sein, dass Magnum immer einen Revolver trägt. Higgins versteht es, mit dem Schwert eines Samurai umzugehen und eine Kanone aus dem 19. Jahrhundert zu bedienen. Mag sein, dass Magnum durch Rosen trampelt und Ferrari fährt. Higgins züchtet die Rosen, der Ferrari gehört ihm. Magnum trinkt Dosenbier, Higgins Wein. Magnum tanzt gerne, Higgins dirigiert Opern vom Blatt.

Und doch war es nicht Tom Selleck, in seiner brustgehaarten Schnäuzermännlichkeit ein Wiedergänger von Burt Reynolds, der den enormen Erfolg der Serie bedingt hat. Es waren auch nicht die routinierten Kriminalfällchen, die "Magnum" über 162 Episoden trugen. Es war Hillerman, der seinen Higgins liebevoll und rätselhaft und mit einem absurden Übermaß an Würde zeichnete, dem man hier gerne zusah - gerne auch, wenn er seine Hunde Apollo und Zeus auf Magnum hetzte. Das Überkommene und das Kommende, hier machten sie sich gegenseitig das Leben zur Wortspielhölle.

Jeder Funke, jede Pointe und jedes Bonmot beruhte darauf, dass dieser Higgins, wie Hillerman einmal sagte, "fest davon überzeugt ist, der einzige vernünftige Mensch zu sein, während alle anderen wahnsinnig sind". So stark war dieser Charakter, dass "Jonathan Higgins" auch in anderen Serien auftreten konnte, als Ein-Mann-Spin-Off in "Simon und Simon" oder in "Mord ist ihr Hobby".

Das große Rätsel der Serie, wer sich hinter Robin Masters verbirgt, ob womöglich Higgins selbst in seinem Understatement der reiche Schriftsteller ist, wurde in der Sendung selbst nie gelöst. Tatsächlich war es Orson Welles, ein alter Freund von Bogdanovich, der dem abwesenden Masters immer wieder seine gravitätische Stimme lieh und, wäre er nicht zuvor gestorben, in der letzten Folge persönlich hätte auftreten sollen.

Nach "Magnum" drehte Hillerman nur noch sporadisch, lehnte fast alle Angebote für Sitcoms ab. Zu albern. Wenn überhaupt, dann hätte er die seriöse Arbeit fortsetzen wollen, für die er "Magnum" immer gehalten hat. Zurecht.

Mag sein, dass John Hillerman am Donnerstag mit 84 Jahren gestorben ist. Higgins bleibt.

(Quelle: "Der Spiegel" / Text von Arno Frank)

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