Gedenkseite für Irma Beilke
Ich möchte versuchen, einen Nachruf auf eine große Künstlerin zu schreiben; so viele Jahre nach ihrem Tode ist das gar nicht so einfach…
Irma BEILKE wurde am 24. August 1904 in Berlin geboren. Ihr Vater war Kaufmann, die Mutter Hausfrau; man kann also nicht sagen, dass Irma ihre wunderschöne Stimme „geerbt“ hätte!
Irmas Wunsch, zur Bühne zu gehen, wurde vom Vater rigoros abgelehnt; daher war nach der Mittleren Reife zunächst eine Schneiderlehre angesagt – Irma nahm aber heimlich Gesangunterricht, sang 1926 am Opernhaus Berlin vor, und wurde sofort für eine kleine Rolle in Webers „Der Freischütz“ verpflichtet; sie sang eine der Brautjungfern. Kaum volljährig geworden, unterschrieb Irma Beilke einen Anfängervertrag - für die Spielzeiten 1926-1928 - an eben diesem Opernhause, das für sie der Grundstein für ihre große Karriere war – der erste „Erfolg“ war dann allerdings eine saftige Ohrfeige, die ihr der Vater verpasste!!
Irma wollte große Partien singen, was in Berlin für sie damals allerdings noch nicht möglich war. Sie entschied sich daher, für einige Jahre in die Provinz zugehen; das Staatstheater Oldenburg war von 1928-1930 ihre erste Station. Wenngleich sie die Kritiker in ihrer ersten Rolle als Operetten-Soubrette nicht überzeugen konnte, feierte sie bald darauf als Blonde in der „Entführung aus dem Serail“ Triumphe, und sang sich mit weiteren, großen Opernpartien in die Herzen der Zuschauer.
Ab 1930 perlten ihre Koloraturen in Leipzig, wo sie auch ihren späteren Ehemann, Dr. Brauer, kennenlernte, und heiratete. Sie blieb bis 1935 in Leipzig, sang dort mit riesigem Erfolg das Fach des lyrischen Koloratursoprans, aber nach fünf Jahren in Leipzig zog es die Berliner Künstlerin zurück in ihre Heimatstadt. Die Ehe wurde geschieden.
Irma Beilke sang zunächst wieder am Opernhaus in der Kantstraße, und ab 1947-1949 an der Berliner Staatsoper; darüber hinaus gehörte sie zum Ensemble der Wiener Staatsoper, gastierte an der Bayerischen Staatsoper in München, sowie bei den Salzburger Festspielen und in Covent Garden; sie war außerdem eine gefragte Konzertsängerin im In-und Ausland, sang unter Karl Böhm und Herbert von Karajan, um nur diese beiden weltbekannten Dirigenten zu nennen.
Ab 1949, nach ihrem Fachwechsel, gehörte Kammersängerin Irma Beilke als lyrischer Sopran wieder zum Ensemble der Städtischen Oper Berlin in der Kantstraße, wo sie ein gefeierter Publikumsliebling wurde. Hier gab sie auch Ende September 1958 ihre Abschiedsvorstellung, als "Mimi" in Puccinis "La Bohème". Noch zu erwähnen, dass ihr Vater inzwischen mit der Berufswahl seiner Tochter einverstanden war, und dieser Vorstellung mit großer Rührung beiwohnte…
Im Anschluss an ihre Bühnenkarriere nahm Kammersängerin Irma Beilke eine Professur für Gesang an der Berliner Hochschule für Musik an; ich war dort sechs Semester lang ihre Studentin. 1968 wurde Kammersängerin Professor Irma Beilke pensioniert; sie gab allerdings noch gelegentlich Privatstunden, solange ihr Gesundheitszustand es zuließ.
Für mich war Irma Beilke, noch Jahre nach ihrer Pensionierung, eine Beraterin, und eine gute Freundin. Sie verstarb am 20. Dezember 1989 in Berlin.
Ich hoffe, dass sie mit diesem Nachruf zufrieden wäre…
Fotos aus Fidelio: By Deutsche Fotothek, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6538420