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Gedenkseite für Inge Schleindl van Gelder
Inge Schleindl van Gelder wurde im Frühling am 13. Mai 1947 in Nürnberg geboren und starb am 12. Juni 2022 mit 75 Jahren in Limerick Irland.
INGE SCHLEINDL VAN GELDER
Inge Schleindl war die Schwester, die Cousine, die Tante, die Nichte, die Lehrerin, die Freundin und doch so viel mehr als das. Sie betrat nicht einfach einen Raum - wie es Frau Leicht vom Kinderhort so treffend formulierte- – sie war eine Erscheinung.
Sie hatte eine bühnenreife charismatische Ausstrahlung, doch ganz im Widerspruch dazu kapitulierte Sie vor ihrer eigenen großen Erwartungshaltung um selbst auf der Bühne zu stehen.
Inge kam 1947 in Nürnberg zur Welt, als die Entbindungsstation noch in einem Bunker untergebracht war. Zunächst lebte sie mit ihren Eltern im Altmühltal, wo ihr Vater als Braumeister arbeitete.
Die Mutter, eine Winzers Tochter zog es jedoch zurück an die Mosel, wo Inge mit ihren Schwestern Gaby und Elfi 1950 hinzog um im großelterlichen Weinbetrieb zu leben. Inge war eins der ersten Mädchen im Dorf die das Gymnasium besuchen durften. In ihrem Zimmer, durfte man sie nicht stören. Viele dachten, sie würde soviel lernen, denn sie las ständig, aber später gestand sie einmal, dass sie stundenlang auf die Mosel starrte und dachte „wenigstens etwas bewegt sich hier.“
Noch einen Tag vor ihrem Tod erinnerte Sie sich mit ihrer Schwester Elfi in Limerick in Irland an folgenden Limerick über ihr Dorf:
Das Fritzchen sprach in Pünderich
den Christbaum ja den plünder ich.
Vom Leibschmerz geplagt,
hat er dann gesagt:
was bin doch ein armer Sünder ich.
Sie selbst hat sich sehr viel bewegt, das Reisen, das erkunden der Welt, gehörte bis zuletzt zu ihren großen Leidenschaften. Als ihr Vater im Alter von 51 Jahren an Leukämie starb, hatte sie gerade Abitur gemacht. Sie hatte 5 jüngere Geschwister, der jüngste Bruder gerade mal vier Jahre alt. Daher war an ihren eigentlichen Studienwunsch Architektur, Journalismus oder Sprachen nicht mehr zu denken. Lehrerin bedeutete eine kürzere Studienzeit und sichere Anstellung. Onkel Alfred setzte sie vor der pädagogischen Hochschule in Nürnberg ab mit der Order sich dort einzuschreiben. Als sie sich im Labyrinth des Künstlerhauses, dem späteren KOMM verlor, hoffte Sie zu spät für die Anmeldung zu sein.
Aber Inge war nie zu spät und sie machte keine halben Sachen. Sie wurde eine außergewöhnlich engagierte Lehrerin und vielen Schülern besonders Schülerinnen half Sie über die Wissensvermittlung hinaus auch das Selbstbewusstsein zu entwickeln, das zum Wissen dazu gehört um sich in der Gesellschaft einen Platz zu erkämpfen. Das lag ihr ganz besonders am Herzen und deshalb engagierte Sie sich auch nach ihrer Pensionierung im Kinderhort Randersacker. Für ihr Engagement erhielt sie vor ein paar Wochen eine Ehrenmedallie und trotz ihrer Bescheidenheit, die ganz im Widerspruch zu ihrer Erscheinung stand, konnte der Bürgermeister mit seiner Ansprache dafür sorgen, dass sie auch selbst ein wenig stolz auf sich war.
Sie konnte auch streng sein, aber am strengsten war sie stets zu sich selbst. An der Wand in ihrem ersten eigenem Zimmer stand Kennedys berühmter Spruch
„ Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“
Als Sie in Nürnberg zu studieren begann waren es die Zeit der Studentenbewegung Ende der Sechziger Jahre und Inge engagierte sich politisch. Zeitenweise hieß sie sogar die rote Inge, weil sie sich bei den JuSos aktiv war. Die Leugnung der Verbrechen des Nationalsozialismus Soziale Ungerechtigkeiten, die Benachteiligung von Frauen, Rassismus, Ignoranz, Dummheit und Machtmissbrauch machten Sie wütend bis zuletzt.
Inge war sehr kulturinteressiert. Gute Filme, die Musik, die Kunst, das Theater, auch das Tanztheater aber vor allem die Literatur konnte Sie stets begeistern und das Reisen. Sie hat wunderbare Reisebücher verfasst wie erst jetzt offenbar wurde.
Bei einer dieser Reisen lernte sie in Boston Jeff van Gelder kennen und nachdem sie hunderte von Briefen geschrieben hatten, heirateten sie. Nach zehn Jahren ging die Ehe einvernehmlich auseinander.
Obwohl sie auch gerne einmal alleine war, war Inge immer ein sehr geselliger Mensch, sie liebte ihre Geschwister und deren Familien, unterstützte sie, sorgte dafür, dass es nach Jahrzehnte langer Sendepause auch wieder ein regelmäßiger Austausch mit den Cousinen und Cousins gab. Hatte viele Freunde und Freundinnen in der Nachbarschaft, aber auch in der ganzen Welt.
Sie war nicht nur an Kultur und Kunst interessiert, sie engagierte sich auch hier. Damit Würzburg wieder ein gutes Kino bekam, arbeitete sie ehrenamtlich in der Kinogenossenschaft im Central Kino. Sie liebte das Singen in ihrem Chor und das Schreiben und das Reisen.
So lernte sie die unterschiedlichsten Menschen kennen, korrespondierte mit Ihnen und brachte sie zusammen bei ihren legendären Schnittchen Nachmittagen. Nicht das einfache Plaudern über Alltagsdinge stand hier im Vordergrund, sondern immer auch das intensive Austauschen von Menschen unterschiedlicher Fähigkeiten und mit unterschiedlichem Wissen über das aktuelle Weltgeschehen und philosophische oder poetische Dinge. Aktiv leben war ihr wichtig. Sie war so lebendig, dass alle die Sie kannten es nicht fassen können, dass Sie nicht mehr da sein soll.
Sie wurde buchstäblich aus dem Leben gerissen und das bei einer ihrer Lieblingstätigkeiten dem Reisen.
Das macht uns schmerzlich bewusst wie reich die Zeit war, die wir mit ihr verbringen durften. Der einzige Trost ist, dass Sie es selbst - zwar sicher nicht so früh - aber in der Art nicht anders gewollt hätte. Sie wollte nie als Vegatable enden. Das ist ihr gelungen. So bleibt Sie auch immer die Schönste, die Gräfin.