Holger Both

Holger
Both

13.04.1980
Nürnberg
-
08.06.2009
Nürnberg

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ZurückEine brennende Kerze: Kerze gelb viereckig
Grün Donnerstag

Von Wir denken an Dich 09.04.2020 um 08:52 Uhr | melden

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Lieber Holger.
Ein helles strahlendes Licht zu Dir.



Grünlindchen

Grünlindchen war eine junge Raupe. Sie wusste noch nicht viel von der Welt, denn sie war erst einem Tag alt. Gestern war sie aus dem Ei geschlüpft und hatte sofort angefangen, vom Kraut der Wilden Möhre zu fressen. Sie fraß und fraß und fraß. Nach einigen Tagen fühlte sie sich sehr seltsam. Es war, als wäre ihre Haut plötzlich zu eng geworden. Grünlindchen reckte sich und streckte sich.... und erschrak : „Oh, was ist das?“, rief sie laut. „Meine Haut, sie ist geplatzt! Oh weh, was soll nun werden, wie kann ich...“
„Hehehehe! Was schreist du so herum?“, meldete sich plötzlich eine andere Raupe, die auf einer Nachbarpflanze hockte. „Was dir passiert ist doch ganz normal, jede Raupe wechselt mehrmals im Leben ihre Haut!“
„Du meinst, ich bekomme eine neue Haut?“, wunderte sich Grünlindchen.
„Die neue Haut hast schon! Kriech doch einfach raus aus der alten und schau dich an!“
Etwas zaghaft befolgte Grünlindchen den Rat der anderen Raupe. Erstaunt stellte sie fest, dass sie die alte Haut wie einen Mantel ausziehen konnte. Ihre neue Haut war wirklich schon da und sie passte ausgezeichnet. Grünlindchen war ein ganzes Stück gewachsen.
Die Raupe auf der Nachbarpflanze knabberte inzwischen wieder an ihrem Stängel herum. Grünlindchen rief ihr zu: „Danke für deine Hilfe! Das nächste Mal weiß ich Bescheid!“
„Sei endlich still und friss, das ist das wichtigste im Leben. Fressen, wachsen, fressen wachsen, fressen, wachsen, fressen wachsen...“
Grünlindchen verspürte tatsächlich großen Hunger. Deshalb fraß sie ein Blatt nach dem anderen von ihrer Wilden Möhre. Aber das, was die andere Raupe da gesagt hatte, ging ihr noch lange im Kopf herum. Fressen, wachsen, fressen, wachsen, fressen, wachsen....und dann? Nachdem sie ihren größten Hunger gestillt hatte, richtete sie sich auf und hielt nach ihrer Nachbarin Ausschau: „He du da drüben, ich habe da noch eine Frage!“
„Was denn nun schon wieder?“, brummte die andere Raupe. „Warum kannst du nicht endlich still sein und fressen wie alle anderen Raupen auch?“
„Ich fresse ja schon“, antwortete Grünlindchen. „Aber die ganze Zeit über frage ich mich, was mein Raupenleben sonst noch für einen Sinn hat. Fressen, wachsen, fressen, wachsen, das kann doch nicht alles sein!“
„Du bist komisch,“ meinte die andere Raupe. „Fressen und wachsen ist doch das Beste, was es gibt. So groß wie möglich werden ist doch ein herrliches Ziel, was willst du noch mehr?“
„Naja..... ich weiß nicht,“ überlegte Grünlindchen. „Ich denke, es müsste doch noch etwas anderes geben....ich fühle so eine Sehnsucht in mir, ich weiß nicht wonach....“
„Eine Sehnsucht? Das ist Unsinn, alles Unsinn!“, schimpfte die andere Raupe. „Ich habe nur Hunger und will groß werden, fressen und wachsen, fressen und wachsen!“
Damit wandte sich die Raupe dem nächsten Blatt zu und Grünlindchen wagte nicht, sie noch weiter zu stören. Seufzend kroch sie von ihrem kahlgefressenen Stängel herunter, um sich den nächsten zu suchen. Plötzlich erschrak sie. Der Stängel war schon besetzt. Und die Raupe, die daran hing sah sehr komisch aus. Sie hatte ein Seil um sich herum geschlungen und sah gar nicht mehr richtig aus wie eine Raupe. Nur ein kleiner Teil ihres Körpers war noch zu sehen, der Rest steckte in einer hässlichen, braunen Hülle.
„Was ist denn mit dir passiert?“, fragt Grünlindchen nachdem sie sich von ihren ersten Schreck ein wenig erholt hatte. Eine dumpfe Stimme antwortete ihr aus der Hülle heraus: „Ich bin müde, bin so sehr müde!“
„Aber willst du denn gar nicht mehr fressen und wachsen und fressen und wachsen?“, fragte Grünlindchen.
„Ich will nur noch schlafen und schlafen und schlafen“, sagte die Raupe.
„Aber warum machst du nicht einfach eine Pause, wenn du müde bist?“, wollte Grünlindchen wissen. „Warum verkriechst du dich in dieser furchtbar dunklen Hülle?“
Die andere Raupe schwieg. Beunruhigt drehte sich Grünlindchen weg und fraß erst einmal ein schönes, großes Blatt. Als sie damit fertig war, schaute sie noch einmal nach der anderen Raupe. Doch von der war nun gar nichts mehr zu sehen. Nur noch die braune Hülle hing bewegungslos am Stängel.
„Wahrscheinlich ist sie tot“, sagte Grünlindchen leise.
Das hörte eine Libelle. Sie schwirrte heran und sagte: „Ob sie tot ist, weiß niemand. Jedenfalls hat sie sich verpuppt. Alle Raupen machen es so.“
Grünlindchen schaute erschrocken auf: „ Aber ich will diese finstere Hülle nicht haben! Ich will nicht sterben!“
„Das musst du doch auch nicht.“, tröstete die Libelle. „Jedenfalls jetzt noch nicht. Du bist noch jung und musst fressen und wachsen. Aber eines Tages wirst auch du dich verpuppen. Wenn die Zeit da ist, wirst du es wollen.“
„Und woher weißt du das?“
„Das haben wir Libellen schon lange Zeit beobachtet. Das und noch viel mehr.“
„Was heißt denn das, viel mehr?“, fragte Grünlindchen.
„ Etwas Unfassbares geschieht, wenn eine Raupe in dieser Puppe steckt. Die Raupe verwandelt sich. Es ist wie Sterben und wieder lebendig werden. Eines Tages öffnet sich die Puppe und heraus kommt ein anderes, herrliches Wesen. Es hat einen wunderbaren Körper und kann fliegen wie wir.“
„Das glaube ich nicht.“, sagte Grünlindchen.
„Du wirst es erleben,“ antwortete die Libelle und flog davon.
Grünlindchen schüttelte nachdenklich den Kopf. Dann suchte sie sich das nächste Blatt, denn sie hatte großen Hunger.
Sie fraß und wuchs und fraß und wuchs und fraß und wuchs. Die Zeit verging. Irgendwann spürte sie, dass etwas anders war als bisher. Sie fühlte sich so satt und rund und müde, sehr sehr müde. Und niemand musste ihr zeigen, wie man sich verpuppt, es ging ganz leicht. Und es machte ihr auch keine Angst mehr. Da war nur noch die Sehnsucht; die Sehnsucht nach Ruhe und nach dem, was danach kommt. Grünlindchen verschwand. Nur eine braune Puppe hing leblos an einem kahlen Stängel.
Doch eines Tages regte sich etwas in der Puppe. Die braune Hülle platzte auf. Zuerst schaute ein Kopf mit langen Fühlern heraus. Nach und nach kroch ein neues Wesen aus der engen Behausung. Sein kleiner Köper pumpte das Blut in alle Gliedmaßen. Und langsam, ganz langsam wurden aus dem zerknautschten Teilen am Rand des Köpers Flügel.
Still sitzt der Schmetterling. Er genießt die Sonne und das neue Leben. Dann erhebt er sich und fliegt davon. Und alle, die ihn sehen, wissen: Er hat ein neues Leben bekommen!
Er ist verwandelt, neu geworden, wunderschön!

Die Verwandlung einer Raupe zum Schmetterling ist eines der großen Wunder, die wir in der Natur beobachten können. Die Raupe verschwindet in der Puppe und ein völlig neues Lebewesen, der Schmetterling, kommt daraus hervor.
Das kann uns ein Gleichnis sein zu dem, was mit uns passiert, wenn wir eines Tages sterben müssen.

Liebe Christiane.
Hoffe, es geht Dir und kleiner Fellnase gut.
Passt gut auf Euch auf.
Fühl Dich lieb umarmt und gedrückt.
Alles Liebe,von Ines
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