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Gedenkseite für Günter Schmidt
In Gedenken an meinen Vater Günter Schmidt, der am 6. September 1951 in Karlsruhe, als Sohn von Albert und Lina Schmidt, geb. Fuckert, geboren wurde, und am 10. November 2020 mit 69 Jahren in Karlsruhe starb. Er wurde im Tierkreiszeichen Jungfrau geboren.
Er wuchs im Stadtteil Mühlburg auf und begann 1967 eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Volksbank Karlsruhe, für die er über 40 Jahre bis zu seinem Renteneintritt tätig war.
Daneben lehrte er für mehrere Jahre an der Berufsakademie, der heutigen Duale Hochschule Baden Württemberg Karlsruhe, Zahlungsverkehr. Diese Lehrtätigkeit bereitete ihm besondere Freude, da er so sein erworbenes Wissen vermitteln und zugleich in Kontakt mit immer neuen Menschen kommen konnte. Er äußerte sich auch gelegentlich, dass er sich auch hätte vorstellen können, als Deutschlehrer zu arbeiten.
Das Lesen, auch meiner Studienarbeiten, war eines seiner großen Hobbys. Neben historisch-politischen Werken, wie „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ von Friedrich Engels oder zuletzt „Königin Viktoria und ihre Zeit“ von Edgar Feuchtwanger, las er mit großer Begeisterung Kriminalromane von Martha Grimes, Agatha Christie und Arthur Conan Doyle.
Schon in jungen Jahren begeisterte sich Günter für Rockmusik, insbesondere für die Beatles. Im Jahr 1970 besuchte er mit Freunden das Isle of Wight Festival, und erlebte den letzten großen Auftritt von Jimmy Hendrix und Jim Morrison. Zum Lineup gehörten, neben The Doors und Jimmy Hendrix unter anderem Miles Davis, The Moody Blues, The Who, Supertramp und Jethro Tull. Auf dieses unvergessliche Ereignis, zu dem er und seine Freunde aufgrund knappen Budgets ohne Zelt angereist waren, blickte er immer wieder gerne zurück. Er war seit 1970 als Gründungsmitglied und bis 1997, Schlagzeuger der Rockband „Conspiration“ die sich 1973, nach einem Besetzungswechsel, in MEGG ADEN umbenannte. In den 1980er-Jahren entwickelte sich die Gruppe zur Tanzband und benannte sich zunächst in „Curly“, später in „Royal Flash Band“ um. Bei einem Auftritt lernte er im Dezember 1986 meine Mutter kennen, die er am 4. September 1987 heiratete. Trotz der Scheidung blieben beide verbunden und bewahrten ein gutes Verhältnis, auch über den Tod hinaus.
Seit 1976 war Günter Mitglied der Karnevalsgesellschaft Fidelio e. V. und wurde bald Teil des Elferrats und war von 1980 bis 1985 als Hauptkassierer und von 2003 bis 2009 als Schatzmeister im Vorstand vertreten. Aufgrund seines großen Engagements für die Fastnacht und die Vereinsarbeit wurde er 2009 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.
Günter interessierte sich sehr für den öffentlichen Nahverkehr, insbesondere Karlsruher Straßen- und Londoner U-Bahnen hatten es ihm angetan. Er pflegte Kontakte bis nach Amsterdam mit anderen Straßenbahn-Enthusiasten. In den 1990er-Jahren engagierte er sich auch für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und den Bau einer U-Bahn in Karlsruhe. Die Begeisterung für Straßen- und U-Bahnen war bis zuletzt ungebremst. Er fotografierte Straßen- und U-Bahnen wo er sie antraf, sei es in Karlsruhe, Heidelberg oder Freiburg. Das Fotografieren kann ebenfalls zu seinen großen Hobbys gezählt werden, noch im Jahr 2019 digitalisierte er sämtliche Dias, womit er der Familie einen unschätzbaren Dienst erwies.
Seit 2010 baute Günter auch unzählige Dioramen und schuf dabei beachtliche kleine Welten – sein Lieblingsstück war ein brennendes Finanzamt, aus dem auch Rauch aufstieg.
Das vielleicht größte Hobby waren allerdings Reisen, sei es an die Nordsee, auf die Kanaren, nach Israel, Griechenland oder Großbritannien. Im Frühjahr 2019 verfasste er einen Reisebericht über seine Reisen nach London, immerhin knapp 30 seit 1970 bis 2008. England bezeichnete er immer als seine Heimat und fühlte sich zu Hause, sobald er englischen Boden betrat. Er führte unzählige Bekannte, Freunde und Familienmitglieder sachkundig durch London. Seine effizient organisierten und erlebnisreichen Stadtführungen bleiben vielen in guter Erinnerung.
Günter war ein Mensch, dem Freunde und Familie das Wichtigste waren. Egal zu welcher Zeit und mit welchem Anliegen man sich an ihn wandte, er war stets bereit zu helfen, manchmal sogar über seine Grenzen hinaus.
In großer Dankbarkeit blicke ich auf meinen Vater sowie auf alles, was er für mich getan und mir durch seine Erziehung mitgegeben hat, zurück.
Kevin Schmidt, Heidelberg 21.12.2020
Sokrates über den Tod
Unmöglich können wir richtig vermuten, wenn wir glauben, das Sterben sei ein Übel. […]
Lasst uns aber auch erwägen, wie groß die Hoffnung ist, dass es etwas Gutes sei.
Eins von beiden ist doch das Totsein: Entweder ist es ein Nichts-Sein, und keinerlei Empfindung mehr haben wir nach dem Tode – oder es ist, wie die Sage geht, irgendeine Versetzung und eine Auswanderung der Seele aus dem Orte hier an einen andern.
Und wenn es keinerlei Empfindung gibt, sondern einen Schlaf, wie wenn einer schläft und kein Traumbild sieht, dann wäre der Tod ein wundervoller Gewinn […], denn dann erscheint die Ewigkeit doch um nichts länger als eine Nacht.
Wenn dagegen der Tod wie eine Auswanderung ist von hier an einen andern Ort und wenn die Sage wahr ist, dass dort alle Gestorbenen zusammen weilen, welches Gut wäre dann größer als dies?
Platon, Apologie des Sokrates 40b–41a.
