Günter Grass

Günter
Grass

16.10.1927
Danzig
-
13.04.2015
Lübeck

stimmungsbild

Gedenkseite für Günter Grass

Günter Grass wurde im Herbst am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren und starb am 13. April 2015 mit 87 Jahren in Lübeck. Er wurde im Tierkreiszeichen Waage geboren.

Grass zählte zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Gegenwart. Bereits sein 1959 erschienener erster Roman "Die Blechtrommel" wurde ein Welterfolg. Im Jahr 1999 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Günter Grass (zur Zeit seiner Geburt „Graß“ geschrieben) war der Sohn eines protestantischen Lebensmittelhändlers und einer Katholikin kaschubischer Abstammung und verbrachte seine Kindheit in Danzig in einfachen Verhältnissen. Die Eltern betrieben ein Kolonialwarengeschäft im Danziger Stadtteil Langfuhr (heute: Wrzeszcz). Die kleine Zweizimmerwohnung hatte kein eigenes Bad.

Durch seine katholische Mutter geprägt, wurde Günter Grass Messdiener. Später geriet er unter den Einfluss der NS-Ideologie, obwohl er nach eigenen Angaben von der Hitlerjugend nicht begeistert war.

Im Zweiten Weltkrieg meldete er sich mit 15 Jahren – nach eigenen Angaben, um aus der familiären Enge zu entkommen – freiwillig zur Wehrmacht. Nach dem Einsatz als Luftwaffenhelfer und der Ableistung des Reichsarbeitsdienstes wurde er am 10. November 1944 im Alter von 17 Jahren zur 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ der Waffen-SS einberufen.

Nach einer Verwundung am 20. April 1945 bei Spremberg wurde Grass am 8. Mai 1945 bei Marienbad gefangen genommen und war bis zum 24. April 1946 in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Es ist umstritten, ob er als Gefangener in Bad Aibling mit Joseph Ratzinger zusammengetroffen ist. Grass gab sich bei seiner Gefangennahme den Amerikanern gegenüber als Angehöriger der Waffen-SS zu erkennen.

In den bis 2006 veröffentlichten Biografien des Schriftstellers hieß es stets, er sei 1944 Flakhelfer geworden und danach als Soldat in die Wehrmacht einberufen worden. In seinem autobiografischen Werk Beim Häuten der Zwiebel aus dem Jahr 2006 gab Grass bekannt, dass er sich freiwillig zur Wehrmacht gemeldet und daraufhin im Alter von 17 Jahren zur Waffen-SS eingezogen worden sei.

Seit Oktober 2014 zeigt das Lübecker Günter-Grass-Haus ein neues Dauerausstellungsmodul: „Grass als Soldat“. In einer Multimedia-Installation lassen sich unter anderem die Marschroute jener SS-Panzerdivision, der Grass angehörte, abrufen sowie seine Kriegsgefangenenakte und Fotografien des Jugendlichen 1944 in Uniform des Reichsarbeitsdienstes. Eine Vitrine zeigt Seiten des Originalmanuskripts von Beim Häuten der Zwiebel, sie verdeutlichen den Schreibprozess. Tagebuchnotizen von Klaus Wagenbach aus dem Jahr 1963 belegen, dass Grass ihm damals von seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS erzählt hatte.


In den Jahren 1947/1948 absolvierte er ein Praktikum bei einem Steinmetz in Düsseldorf. Danach studierte er von 1948 bis 1952 an der Kunstakademie Düsseldorf Grafik und Bildhauerei. Seinen Lebensunterhalt verdiente er zusammen mit dem später bekannt gewordenen Maler Herbert Zangs als Türsteher im Lokal Csikos auf der Andreasstraße in der Düsseldorfer Altstadt. Später verewigte er Herbert Zangs, der wie Grass im Krieg Soldat war, als eigenwilligen Maler Lankes in der Blechtrommel. Das Studium setzte er von 1953 bis 1956 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin als Schüler des Bildhauers Karl Hartung fort. Danach lebte er bis 1959 in Paris. 1960 zog er erneut nach Berlin-Friedenau, wo er bis 1972 wohnte. Von 1972 bis 1987 lebte er in Wewelsfleth in Schleswig-Holstein.

1954 heiratete Grass die Schweizer Ballettstudentin Anna Schwarz, aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Die Zeit von Anfang 1956 bis Anfang 1960 verbrachte er mit Anna Schwarz in Paris, wo auch das Manuskript für Die Blechtrommel entstand. 1957 wurden dort die Zwillinge Franz und Raoul geboren. 1961, nach der Rückkehr nach Berlin, folgte die Tochter Laura, 1965 wurde der Sohn Bruno geboren. 1972 trennten sich Günter Grass und Anna Schwarz. Die Schauspielerin Helene Grass, geboren 1974, ist die gemeinsame Tochter mit der Architektin und Malerin Veronika Schröter, mit der Grass in den 1970er-Jahren eine mehrjährige Beziehung hatte. 1979 wurde Nele Krüger, Grass’ Tochter mit der Lektorin Ingrid Krüger, geboren. Im selben Jahr heiratete er in zweiter Ehe die Organistin Ute Grunert, die selbst zwei Söhne in die Ehe mitbrachte. In dem autobiographischen Roman Die Box lässt Grass seine sechs leiblichen Kinder und die Söhne von Ute Grunert als „seine acht Kinder“ auftreten.

Von August 1986 bis Januar 1987 lebte Günter Grass zusammen mit Ute Grunert in Indien, meist in Kalkutta.

In den Jahren 1956/57 begann Grass neben ersten Ausstellungen von Plastiken und Graphiken in Stuttgart und Berlin schriftstellerisch tätig zu werden. 1956 debütierte er als Lyriker, 1957 als Dramatiker und Librettist von Balletten. Bis 1958 entstanden vor allem Kurzprosa, Gedichte und Theaterstücke, die Grass dem poetischen oder absurden Theater zuordnet.

Mit seinem ersten Roman Die Blechtrommel gelang 1959 dem damals 31-jährigen der literarische Durchbruch. Der Entwicklungsroman, der später auch von Regisseur Volker Schlöndorff erfolgreich verfilmt wurde, repräsentiert ein Stück deutscher Zeitgeschichte: er umspannt die fünf Jahrzehnte von 1899 bis in die Anfänge der Bundesrepublik. In seinem Werk thematisiert er auch die kollektive Verdrängung der Zeit während des Dritten Reiches durch die deutsche Bevölkerung. Grass ging es dabei auch um eine Kritik an der mangelnden Aufarbeitung dieser Zeit.

In der Wohnung von Grass’ Nachbarn und Freund Uwe Johnson in Berlin-Friedenau, der sich zu jener Zeit in New York aufhielt, zogen am 19. Februar 1967 die Mitglieder der zum Jahresanfang gegründeten Kommune I ein. Es war Johnsons West-Berliner Atelier- und Arbeitswohnung, die er neben seiner eigentlichen Wohnung in der Stierstraße 3 unterhielt und während seines Auslandsaufenthaltes an Ulrich Enzensberger untervermietet hatte. Johnson erfuhr davon erst aus der Zeitung. In der Wohnung wurde das „Pudding-Attentat“ auf US-Vizepräsident Hubert H. Humphrey geplant. Es flog auf, führte aber zu ausführlicher Medienberichterstattung. Auf Bitte Johnsons, der zu der Zeit nicht in Deutschland weilte, ließ Günter Grass die Wohnung von der Polizei räumen.

Nach einer Lesung von Grass auf dem Evangelischen Kirchentag 1969 in Stuttgart nahm sich ein ehemaliges SS-Mitglied mit Zyankali das Leben. Den Vater der späteren Journalistin und Politologin Ute Scheub hat Grass im Tagebuch einer Schnecke in der Figur des „Manfred Augst“ geschildert.

Im November 1971 nahm Grass an einer Woche der Deutschen Kultur in Tel Aviv teil und wurde von der israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir zu einem Gespräch empfangen.

Grass unterstützte oft die SPD in den Wahlkämpfen und wurde 1982 deren Mitglied.

1965 veröffentlichte er das Taschenbuch dich singe ich demokratie - loblied auf willy; Willy Brandt hatte er 1961 kennengelernt. Dann rief er mit anderen das „Wahlkontor deutscher Schriftsteller“ ins Leben. Er war enttäuscht, als Willy Brandt ihn nach seinem Wahlsieg nicht mit einer Aufgabe betraute.

Mit seinen Ansichten eckte er unter anderem innerhalb der SPD oftmals an. So sprach er sich im Februar 1990 gegen die Wiedervereinigung und für eine Konföderation der beiden deutschen Staaten aus, um dem Osten die Möglichkeit zu geben, „sich wirtschaftlich und demokratisch [zu] festigen“. 1992 kündigte Grass aus Protest gegen den Asylkompromiss seine SPD-Mitgliedschaft wieder auf. Gleichwohl war er auch danach politisch tätig und setzte sich für die Ideen der Sozialdemokraten ein: 2005 unterstützte er die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis in ihrem Wahlkampf und warb für die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer für Besserverdienende.

Als Mitgründer des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS), heute in ver.di, gehörte Grass zu den Kritikern der Verbandspolitik, die seiner Meinung nach unter Vorsitz von Bernt Engelmann gegen osteuropäische Diktaturen oft allzu duldsam war. Auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Hamburg (24. bis 26. September 1987) ließ er sich in den Bundesvorstand wählen, trat aber auf dem Kongress in Stuttgart 1988 mit dem gesamten Vorstand zurück, weil eine Diskussion über Alternativen zum Beitritt des Verbandes in die IG Medien – Grass hatte eine eigene Autorengewerkschaft unter dem Dach des DGB vorgeschlagen – ausblieb. Mit ihm verließen die VS-Bundesvorsitzende Anna Jonas und rund 50 weitere Autorinnen und Autoren den Verband.

Seit 1968 war Grass Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, dessen Ehrenpräsident er seit 2009 war.

Eine Zusammenarbeit mit dem Jazzmusiker Günter Sommer ab 1985 brachte mehrere Tonträger hervor, auf denen der Schriftsteller zu Perkussionsmusik von Sommer aus seinen Werken liest.
Tadeusz Różewicz und Grass, 2006

Günter Grass war offizieller Unterstützer der Aktion 1:1. des LSVD, die sich für gleiche Rechte und Pflichten bei einer Lebenspartnerschaft einsetzt.

1997 gründete Grass die Otto-Pankok-Stiftung zu Ehren seines ehemaligen Lehrers und als Engagement zu Gunsten der Sinti und Roma.

Grass war 1996 Mitunterzeichner der Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform. Auch in neueren Werken verwendete Grass weiterhin die traditionelle Rechtschreibung. 1999 erhielt Günter Grass im Alter von 72 Jahren den Nobelpreis für Literatur für sein Lebenswerk. 2005 gründete er den Autorenzirkel Lübeck 05.

Grass engagierte sich außerdem gegen Atomkraft, z. B. bei einer Lesung vor dem Kernkraftwerk Krümmel im April 2011.

Günter Grass lebte bis zu seinem Tod in Behlendorf im Kreis Herzogtum Lauenburg in der Nähe der Kreisstadt Ratzeburg und etwa 25 Kilometer südlich von Lübeck. In Lübeck befindet sich das Günter-Grass-Haus mit dem überwiegenden Teil seiner literarischen und künstlerischen Originalwerke.

Günter Grass erhielt im Jahr 1999 den Nobelpreis für Literatur, weil er – so die Begründung der Jury – „in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat“ (“[he is the author] whose frolicsome black fables portray the forgotten face of history”). Darüber hinaus hat Grass noch etliche Auszeichnungen erhalten.

Grass war seit 1993 Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Danzig und Ehrendoktor der dortigen Universität. 2007 erhielt er den Ernst-Toller-Preis.

2009 wurde in seiner Geburtsstadt Danzig ein Günter-Grass-Museum eröffnet.

Traueranzeige des Günter Grass-Hauses in Lübeck
"Mit einem Sack Nüsse
will ich begraben sein
und mit neuesten Zähnen.
Wenn es dann kracht,
wo ich liege,
kann vermutet werden:
Er ist das,
immer noch er."

Zitat aus Grass "Fundsachen für Nichtleser"

Nachruf:
Bundespräsident Joachim Gauck betonte in einem Kondolenzschreiben:

"In seinen Romanen, Erzählungen und in seiner Lyrik finden sich die großen Hoffnungen und Irrtümer, die Ängste und Sehnsüchte ganzer Generationen. Grass sei zeitlebens ein eigenwilliger politischer Geist gewesen, der Auseinandersetzungen und Kritik nicht fürchtete und politische Debatten über Jahrzehnte wesentlich beeinflusste. "Sein Werk ist ein beeindruckender Spiegel unseres Landes und ein bleibender Teil seines literarischen und künstlerischen Erbes."

Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender und Vize-Kanzler, sagte:

"Mit ihm verlieren wir einen der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsgeschichte und einen engagierten Autor und Kämpfer für Demokratie und Frieden."

Der Präsident der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, sagte, dass er einen Freund mit Haltung verliere, auf den man sich sowohl politisch als auch ganz praktisch stets verlassen konnte:

"Mit Günter Grass verliert die Welt der Literatur einen wortmächtigen Autor und unsere Republik einen ihrer streitbarsten Mitbürger."

Quellen: Wikipedia, Tagesschau.de

Geschenk Am 29.01.2018 von Frawibu angelegt.
Geschenk Am 25.08.2016 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 13.12.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 12.07.2015 von Oliver Schmid angelegt.
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