Von Angelika Wehbeck 13.03.2016 um 11:35 Uhr | melden
...am 13.03.1959 - einer der traurigsten Tage meines Lebens!
Wir hatten uns SO lieb, und Du fehltest mir SO sehr, weil Du SO früh, und SO unerwartet von uns gehen musstest...
Heute ist hier in Frankreich ein sehr schöner Sonnentag; daher soll das kleine Licht für Dich einfach mal sonnengelb sein - mit einem Herzen darin, und das ist mein Herz, und das schlägt jetzt ganz schnell, und mir laufen die Tränen über das Gesicht...
Ich muss an unsere letzte "Begegnung" denken; es war eine der "dritten Art", wovon es zwei gab, und zwar auf dem Moltkefriedhof, an Deinem Grabe, etwa 10 Jahre NACH Deinem Tode - danke dafür, und für alles andere:
Für mein "Sesselbettchen" in Deiner wunderschönen, alten Wohnung in der Hildegardstr.14 in Wilmersdorf... und dann hast Du diese Wohnung irgendwann aufgegeben, und bist zu uns nach Lichterfelde gezogen, nachdem Mama die "Genoveva" rausgeklagt hatte, diese Spinatwachtel von Untermieterin, die glaubte, ihr gehöre die Wohnung... und dann war das SO schön, auch wenn Kätchen zu Besuch kam... es ist SO lange her, aber ich sehe das alles noch immer vor mir: Kuscheln auf Deinem Schoß, Leibniz-Kekse mit ganz dick Butter drauf essen, und vergleichen, wessen Zahnabdrücke tiefer waren... und wie Du immer fast in unser uraltes Radio gekrochen bist, wenn ich gesungen habe, bei "Sebastian" und dem Rias-Kinderchor... und Du hattest mir 3,60 DM geborgt, weil ich unbedingt irgendwas kaufen wollte, aber das Geld vom RIAS war noch nicht da, und das dauerte ewig, und dann bist Du einfach so gestorben, ohne die geringste Vorwarnung, und ich konnte Dir dieses blöde Geld nicht mehr zurückgeben - wenn ich daran denke, bringt mich das heute noch fast um, wobei die Tatsache, dass Du die paar Kröten ja nicht mehr brauchtest, überhaupt keine Rolle spielt!
Aber dass Du die Erhöhung der Renten nicht mehr erlebt hast, die im Juli kam, und das neue Radio auch nicht mehr - mein Gott! "Das Leben kann sehr fein, doch auch gemein sein"... frag Bertold Brecht, falls Du in treffen solltest; der Mann kannte sich aus!
So, meine geliebte Omi, jetzt habe ich mich mal wieder so richtig ausgeheult, und Dein Nachruf ist immer noch nicht fertig, und wenn ich daran denke, dann packt mich die Wut - auf mich selbst - aber Du weißt, dass ich ihn schreiben werde, wenn mal ausnahmsweise nichts dazwischen kommt, was mir eigentlich unwichtig ist, was aber erledigt werden muss...
Danke für Deine Liebe, und dafür, dass Du mir das mit den 3,60 DM nicht übel genommen hättest...
Ich schreibe zwar R.I.P., obgleich ich mir ziemlich sicher bin, dass Deine Seele inzwischen wieder zum Leben erweckt wurde, sich nach über 60 Jahren in einem anderen Körper weiter vervollkommnen kann. Und wir werden uns irgendwann wieder begegenen, aber das kann noch viele Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte dauern; unsere Seelen sind unsterblich, wir haben ein gutes Karma, und ich werde meine Schulden eines schönen Tages bei Dir begleichen!!
In ewiger Liebe!
Deine Ilka