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Gedenkseite für Gerhard Häusler
Fast 40 Jahre lang war er eine frische Gletscherprise, die durch das Markt Schwabener Franz-Marc-Gymnasium wehte und zum Passiv-Schnupfen einlud. Wie eine Naturgewalt prallte er auf Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern – wenn sie sich denn zu ihm in die Sprechstunde trauten. Acht Jahre nach Beginn des hart erarbeiteten Ruhestands ist Gerhard Häusler am 17. November 2020 gestorben. Er hinterlässt bleibende Erinnerungen im Gedächtnis mehrerer Generationen von Schul-Angehörigen.
Wer ihn nur vom Sehen oder Hörensagen kannte, musste diesen Mann einfach fürchten. Vor allem als frisch von der Grundschule gekommener Fünftklässler schlotterte einem jeder Knochen, wenn der einschüchternde Konrektor auf dem Gang erschien, während man Straßenschuhe oder eine Kappe trug. Der Einlauf war garantiert. Der neben dem Grummeln beiläufig eingesaugte Schnupftabak auch. Einzig ungeklärte Frage: Woher kennt der Mann meinen Nachnamen, mit dem er mich eben lauthals zu sich zitiert hat?
Wer Häusler jedoch als Mathe- oder Physiklehrer kennenlernte, wandelte die Furcht in Respekt um – spätestens im Teenager-Alter. Da vorne stand eben ein Lehrer, der seinen Job mit den besten Absichten ausgesucht hatte und Vorbild sein wollte. Einer, dem die Wichtigkeit, aber auch die Komplexität der von ihm vermittelten Inhalte bewusst war und der alles daran setzte, dass seine Schülerinnen und Schüler den Lehrstoff verstanden. Und wenn dafür sechs Wochen lang tägliches Nachsitzen und verbales Rundgemacht-Werden nötig war, dann saß Häuser während diesen sechs Wochen mit einem im gleichen Boot und opferte seine Zeit und Pausen für die Intensiv-Erklärung geometrischer Sachverhalte für einen an sich ja vernachlässigbaren Einzelfall.
Wer es als „oida Terrorist“ auf den Radar des nur vermeintlich so grummeligen Mannes geschafft hatte, war auf einem guten Weg zum Sympathisanten. Wer ein „a Hund bist scho“ von ihm abstaubte, konnte sich der häuslerschen Wertschätzung sicher sein. Next Level: High Five zur Begrüßung. Die ultimative Endgegner-Stufe – von weniger als einer Handvoll jemals erreicht: Man durfte ihm eine Hand auf die von einigen wenigen Seitensträhnen kaschierte Glatze legen. Auf die Idee musste man aber erst mal kommen, geschweige denn sich das überhaupt trauen. „Markmann: A Hund bist scho. Und jetz schleich di.“
Für mich persönlich war „Herr Häusler“ mehr als ein Lehrer. Er war gleichzeitig Förderer wie schärfster Kritiker. Er war eine Person, zu der man aufschauen konnte, die einem aber immer auf Augenhöhe begegnet. Er war der Inbegriff von Fairness. Er hatte die herrlichsten Anekdoten auf Lager, die man sich gerne auch noch ein zweites und drittes Mal angehört hat. Er war der Super-Joker, den ich für ausnahmslos jede Frage bei Wer wird Millionär? angerufen hätte. Er ist jemand, an den ich mein Leben lang mit Freude und Dankbarkeit zurückdenken werde. Ein echtes Original und Vorbild. Einer, den man einfach kennengerlernt haben muss.
Als die Nachricht vom Tode Häuslers bekannt wurde, gingen die Todesanzeigen durch wirklich jede WhatsApp-Gruppe ehemaliger Schüler. „Was, Du hattest den Häusler nie? Dann hast Du ja gar kein richtiges Abitur gemacht.“ Im Kollegium des FMG herrschte kollektive Bestürzung, obwohl ein Großteil der neuen Generation ihn selbst gar nicht mehr erlebt hat. Gäbe es kein Corona, hätte seine Beerdigung ein Fußballstadion füllen können. Er hätte es verdient gehabt.
Weil ich es nicht mehr persönlich tun kann, sage ich aus tiefstem Herzen und im Namen aller Angehörigen des Franz-Marc-Gymnasiums aus vier Jahrzehnten: Danke, Herr Häusler. Man wird Sie nicht vergessen. Darauf erst einmal eine Gletscherprise. A Hund war a scho.