Von Andreas Steinhardt 27.11.2024 um 12:20 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze ein Novembergedicht von Clara Müller-Jahnke.
Das Wetter ist nach einigen noch recht schönen Tagen in der ersten Hälfte des Monats ein wenig umgeschwungen in windige, teils auch stürmische, häufig auch regnerische Tage.
Gerda suchte nach dem wenigen Sonnenschein an so manchen Novembertagen, streckte ihren Kopf gen Himmel und lachte mit den Sonnenstrahlen um die Wette. "Endlich! Ein wenig Sonne! Ich werde langsam verrückt an diesen trüben, nassen und düsteren Novembertagen, es schlägt mir so auf das Gemüt" - so und ähnlich habe ich es in Erinnerung ... erfreuen wir uns an den wenigen "lichten Momenten" in diesem Herbst und dem kommenden Winter...
Im Novembersturm
von Clara Müller-Jahnke
Der Sturmwind rast und der Regen schlägt
ans Fenster in schweren Tropfen –
Ich fühl in der tollen Novembernacht
mein Herz wohl hörbar klopfen.
Es schlägt in brennender Ungeduld
sehnsüchtig und beklommen ...
Ach, wenn die Stunde doch Flügel hätt
und wäre der Winter gekommen!
Und deckte die Ströme das blinkende Eis
und der Schnee die schweigende Runde –
und wären wir endlich allein, allein
in der heimlichen Mitternachtsstunde!
O Liebster, Liebster, – der Sturmwind rast
und der Regen rauscht endlos nieder –
mir aber fluten durch Haupt und Herz
traumselige Liebeslieder.
Clara Müller-Jahnke, geb. Müller war eine dt.
Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin.
*05. Feb. 1860 ins Lenzen, Pommern, heutiges
Łęczno, poln. Woiwodschaft Westpommern,
+04. November 1905 in Wilhelmshagen, seit
1920 zu Berlin.