Von Andreas Steinhardt 01.10.2024 um 14:01 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum Oktoberbeginn, von Theodor Storm.
Freuen Sie sich über den Oktoberanfang? Die meisten sicherlich nicht so sehr. Ich selbst begehe als Herbst- und Winterkind diesen Tag wie andere den Maibeginn...eine Vorfreude auf "meine" Jahreszeiten...
Für Gerda wäre es eine Art Trauertag, ihr geliebter Sommer war mit dem Oktoberbeginn endgültig Geschichte...wirklich? Die Wetterprognose der nächsten Tage und darüber hinaus sieht zumindest in hiesigen Breitengraden gar nicht
so schlecht aus...
Das folgende Gedicht von Storm trifft heute durchaus auf das heutige Wetterbild zu, vorausschauend auf trübe, graue Herbsttage. Aber: Der Dichter fordert uns vielmehr auf,
diese beschriebene Zeit zu vergolden...
Oktoberlied
von Theodor Storm
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz, -
Stoß an und lass es klingen!
Wir wissens doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenkt ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen.
Theodor Storm, *14. Sept. 1817 in Husum,
damaliges Herzogtum Schleswig, +04. Juli
1888 in Hanerau-Hadermarschen, heutiger
Kreis Rendsburg-Eckernförde.