Von Andreas Steinhardt 13.07.2024 um 21:14 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze ein Sommergedicht von Gustav Falke.
Nach einer Art Novembertag gestern in hiesigen Gefilden mit sehr düsteren, tief stehenden Wolken
und stundenlangem Starkregen hat sich heute der Himmel gelichtet, der Regen ist vorüber.
Gerda würde aufatmen nach solch einem stürmischen Herbsttag am 12. Juli und die himmlischen Mächte anflehen, das dies doch
bitte nicht wieder vor dem November geschehen möge...
Jedenfalls freute sich die Natur, und ich kann derweil "durchatmen", dem Herbst- und Winterkind bekommt intensive Sonne und Gräserpollen gelinde gesagt gar nicht so gut...
Mit diesem fast schon kühlen und ruhigen Sommerabend kann ich mich allerdings arrangieren...
Das Mohnfeld
von Gustav Falke
Es war einmal, ich weiß nicht wann
Und weiß nicht wo. Vielleicht ein Traum.
Ich trat aus einem schwarzen Tann
An einen stillen Wiesensaum.
Und auf der stillen Wiese stand
Rings Mohn bei Mohn und unbewegt,
Und war bis an den fernsten Rand
Der rote Teppich hingelegt.
Und auf dem roten Teppich lag,
Von tausend Blumen angeblickt,
Ein schöner, müder Sommertag,
Im ersten Schlummer eingenickt.
Ein Hase kam im Sprung. Erschreckt
Hat er sich tief ins Kraut geduckt,
Bis an die Löffel zugedeckt,
Nur einer hat herausgeguckt.
Kein Hauch. Kein Laut. Ein Vogelflug
Bewegte kaum die Abendluft.
Ich sah kaum, wie der Flügel schlug,
Ein schwarzer Strich im Dämmerduft.
Es war einmal, ich weiß nicht wo.
Ein Traum vielleicht. Lang ist es her.
Ich seh’ nur noch, und immer so,
Das stille, rote Blumenmeer.
Gustav Falke, *11. Januar 1853 in Lübeck,
+8. Februar 1916 in Hamburg-Groß Borstel
(seit 1913 zu HH)
Falke war ein dt. Schriftsteller, Dichter und Buchhändler.