Von Andreas Steinhardt 21.11.2023 um 20:31 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Bruno Wille.
Sind Sie diesem "Schmuddelwetter" überdrüssig? Diesem
nassesten November seit Jahren? Gerda wäre kreuzunglücklich
in diesem Monat, würde den Himmel um besseres Wetter anflehen.
Ertragen wir es in Geduld - ändern können wir es ja eh nicht....
In Kürze ist Advent, versüßen wir uns den Alltag und das Heim
mit bunten Lichtern, duftenden Kerzen, einem Lichterkranz.
Noch sind es 12 Tage, vielleicht ist bis dahin das Wetter auch
etwas gnädiger mit uns...
Novemberabend
Novemberabend kühlt und feuchtet.
Die Ferne stirbt in Dämmerduft.
Mit mattem Blinzeln nur durchleuchtet
Ein Stern die nebeltrübe Luft.
Gedämpfte Glockenlaute beben
Weich summend über Stoppelfeld.
Aus Wiesenniederungen heben
Sich dunkle Massen in die Welt.
Ein alter Pflüger mit dem Pferde
Zieht müde heim; die Pfeife glimmt.
Vom Schäferhund umtummelt, schwimmt
Mit Blöken dorfwärts eine Herde.
Mit qualmigdunkler Röte säumt
Der Himmel sich. Grossleuchtend taucht
Der Mond empor. Die Landschaft träumt
Von Ruhesehnsucht überhaucht.
Bruno Wille, *1860 in Magdeburg, +1928 in Äschach bei Lindau.
Der dt. Schriftsteller war seit 1892 Herausgeber der Zeitschrift
"Der Freidenker". 1890 gründete er die Freie Volksbühne Berlin
und 1901 war er Mitgründer der Freien Hochschule. Er war zudem Theologe, Prediger, Journalist, Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.