Gerda Sophia Steinhardt

Gerda Sophia
Steinhardt

03.07.1930
Gladbeck
-
11.01.1994
Gladbeck

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ZurückEine brennende Kerze: Kerze türkis dunkel dünn
Fünf Minuten Regen - Gedanken zum Todestag

Von Andreas Steinhardt 12.01.2017 um 15:42 Uhr | melden

Nach dieser schönen Weihnachtsgeschichte (bitte nachlesen!) die ich zur letzten angezündeten Kerze hier schrieb, nun ein paar Gedanken zu Gerda Sophias gestrigen Todestag vor 23 Jahren und was sich genau ein Jahr später zur selben Stunde begab: Unsere Mutter starb am 11. Januar 1994 um 22.05 h. Wir alle hatten die Hoffnung, das es trotz ihrer schweren Herzkrankheit doch noch Rettung gibt, eine baldige Operation, bei der ihr neue Herzklappen eingesetzt werden sollten - oder gar ein neues Spenderherz. An diesem Tage, dem 11. Januar 1994, bekam ich um Gerda Sophias Todesstunde herum ein ganz bedrückendes Gefühl. Ich wurde sehr traurig und hatte den Eindruck, das sie am dem Abend könnte sterben. Ich war noch am frühen Abend bei ihr im Hospital zu Besuch. Nun, es gab keine Verbesserung zu den Vortagen. Mit ihrem Tod rechnete ich zu diesem Zeitpunkt allerding noch nicht. Um 22 Uhr, Minuten vor ihrem Tod, saß ich noch mit einem Freund in einer im Ort bekannten Schüler- und Studentenkneipe zusammen und sprach zu ihm: Mir ist so eingenartig zumute, ich muss ganz stark am meine Mutter denken und ich bin sehr traurig...ich hoffe nicht das sie heute... danach sagte ich nur noch zu ihm: Ich kann nicht mehr weiter sprechen... - wenig später ging ich allein nach Hause - und das Telefon schellte. Es ereilte mich die Nachricht vom Hospital, das unsere Mutter, Gerda Sophia, um 22:05 h eingeschlafen sei. - Leider wollten meine Brüder, denen ich anschliessend die traurige Nachricht überbrachte, nicht noch mit mir zum Hospital gehen, um die Mutter ein letztes Mal zu sehen. Man muss das respektieren, aber ich fühlte mich dadurch als jüngster der Brüder völlig im Stich gelassen, alleine gelassen mit der Situation. - Meine Mutter lag im Zimmer des Hospitals aufgebahrt, eine Kerze stand neben einem Kruzifix auf dem Tisch und erhellte deffus den Raum. Die Athmosphäre war ein Widerspruch in sich - unwirtlich, aber auch trostreich, verstörend aber beschaulich, warm und kalt zugleich. Hoffnung nehmend und Hoffnung gebend. Eine halbe Stunde etwa hatte ich Zeit unserer Mutter für so vieles zu danken, was man oft zu Lebzeiten vergisst zu sagen. Wir sollten einmal darüber nachdenken, jemandem einen Dank vielleicht noch zu Lebzeiten auszusprechen. Aber auch Kritik, den Mut zu haben, vielleicht jemandem in der Familie etwas sehr unangenehmes mitzuteilen, was man vielleicht Jahrzehnte mit sich trägt, etwas richtig stellen, fragen, warum dies oder das geschehen musste oder nicht geschah - bevor man nie eine Antwort darauf bekommt - man sollte es versuchen - bevor man eine Person nach ihrem Tod eventuell vor anderen Menschen schlecht darstellt - aber nie versucht hat, dem Menschen zuvor direkt auf etwas anzusprechen. - Ein Jahr später, am 11. Januar 1995, besuchte ich am Nachmittag das Grab unserer Mutter. Der erste sich jährende Todestag ist natürlich etwas sehr spezielles, das kennen so viele von Euch sicherlich auch. Gelinde gesagt geht einem an diesem Tage natürlich ganz und gar nicht gut. Am Nachmittag besuchte ich das Grab unserer Mutter, legte Blumen nieder, zündete Kerzen an. Jener Tag, der nun 1 Jahr zurücklag, lief immer wieder und immer wieder wie ein Film vor meinen Augen ab. Ich entschloss mich, zur Todesstunde ab 22 h noch einmal zu ihrem Grab zu gehen. Warum nicht. Ich wohnte derzeit um die Ecke, konnte hinlaufen. Es ging mir eh schlecht an diesem Tag - dann konnte ich mir dies auch noch ruhig antun - um 22 h, als ich den Friedhof in Gladbeck-Rentfort betrat, begann es furchtbar zu regnen und etwas zu hageln. Es war mir einerlei. Um 22:05 h, ihrer exacten Sterbeuhrzeit, stand ich vor ihrem Grab, nochmals mit einer Kerze in Der Hand, die ich anzünden wollte, und es hörte ex abrupto auf zu regnen und der Himmel tat sich ganz rasch über den Gräbern wieder auf - man sah durch die große klaffende Wolkenlücke die schönsten Sterne funkeln. Das gab mir Hoffnung, wie ein Zeichen vom Himmel, von unserer Mutter. Und ich musste sogar lächeln statt ganz traurig zu sein, denn es verfehlte ganz und gar nicht seine Wirkung. Ich dachte mir: Ja, Du bist da drüben. Da oben. Da irgendwo. Da wo die schönsten Sterne sind, und einer von denen bist Du, guter Mutter! Ob es Zufall war oder nicht - ich werte es als Zeichen, da es exact auf die Minute passte.