Gedenkkerzen
Kerze anzündenHier sehen Sie alle 290 Gedenkkerzen, welche für Gerda Sophia Steinhardt angezündet wurden. Entzünden auch Sie eine Gedenkkerze.
Zur morgigen Totensonntag oder Ewigkeits- sonntag ein paar Gedanken und Sprüche von großen Meistern.
Auch mit katholischem Hintergrund (Christkönigsfest) war für meine Mutter - und
für mich bis heute - dieser Tag eindeutig dem Totengedenken mit Friedhofsgang gewidmet, nicht nur zu Allerheiligen und Allerseelen.
Für Gerda. Für Axel.
"Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.“ (Victor Hugo)
„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.“ (Immanuel Kant)
"Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heißt.“ (Romano Guardini)°
"Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart."
(Stefan Zweig)°°
°Romano Guardini, kath. Priester und Religionsphilosoph, *17. Feb. 1895 in Verona, +01.Okt.1968 in München.
°°Stefan Zweig, österr.-britischer Schriftsteller und Übersetzer, *28. Nov. 1881 in Wien, +23. Nov. 1942 in Petrópolis, Brasilien
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Bruno Wille.
Heute ist es bei uns stark bewölkt und noch trocken, ab morgen sind viel unbeständigere
Tage angekündigt.
Der triste November würde Gerda, dem Sommerkind, ziemlich aufs Gemüt schlagen...
...wenn auch noch eine Regenwoche folgte,
wie jetzt vorausgesagt, würde meine Mutter
den Himmel schir um besseres Wetter anflehen...
...denken wir an den letzten November, welcher der nasseste seit den Wetteraufzeichnungen war, dazu sehr stürmisch...es könnte schlimmer sein...
In zwei Wochen ist schon der 1. Advent, versüßen wir uns dann den Alltag und das Heim mit bunten Lichtern, duftenden Kerzen, einem Adventskranz...
Novemberabend
von Bruno Wille
Novemberabend kühlt und feuchtet.
Die Ferne stirbt in Dämmerduft.
Mit mattem Blinzeln nur durchleuchtet
Ein Stern die nebeltrübe Luft.
Gedämpfte Glockenlaute beben
Weich summend über Stoppelfeld.
Aus Wiesenniederungen heben
Sich dunkle Massen in die Welt.
Ein alter Pflüger mit dem Pferde
Zieht müde heim; die Pfeife glimmt.
Vom Schäferhund umtummelt, schwimmt
Mit Blöken dorfwärts eine Herde.
Mit qualmigdunkler Röte säumt
Der Himmel sich. Grossleuchtend taucht
Der Mond empor. Die Landschaft träumt
Von Ruhesehnsucht überhaucht.
Bruno Wille, * 06. Feb. 1860 in Magdeburg,
+31. Aug. 1928 in Äschach, zur Stadt Lindau, bayerischer Bodensee.
Der dt. Schriftsteller war seit 1892 Herausgeber der Zeitschrift "Der Freidenker". 1890 gründete
er die Freie Volksbühne Berlin und 1901 war er Mitgründer der Freien Hochschule. Wille war zudem Theologe, Prediger, Journalist, Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein "Sonntagsgedicht" von Adolf Schults.
Um direkt Bezug zum Gedicht zu nehmen - Gerda wechselte Sonntags zum Vormittage den "grünen Wald" und die Kirche nach Belieben...
Wenn ihr nach einem Gottesdienst zumute war, ging meine Mutter zum Hochamt, wenn ihr mehr nach einem ausgedehnten Spaziergang im Grünen war, zog sie dies vor. Gerda äußerte, das sie es bestimmt nicht wie "einige andere" hält, aus Pflichtgefühl, oder vom Pfarrer und den Kirchgängern "gesehen zu werden" zum Gottesdienst zu gehen.
"Wenn mir nach Beistand "von oben" ist, gehe ich zur Kirche. Wenn mir mehr nach einem entspannten Spaziergang ist, dann wander ich halt" - so oder ähnlich habe ich es in Erinnerung. Respekt!
Sonntag
von Adolf Schults
Sonntag, Sonntag! Horch, der Glocken
lieblich lockender Ton erschallt!
Wie sie dich zur Kirche locken,
locken sie mich zum grünen Wald,
wie verschieden die Wege scheinen,
einem Ziel doch streben sie zu;
denn den Ewigen, Einzig-Einen
suchen wir beide, ich und du.
Gar verschiedene Wege sind es,
doch sie führen zu einem Ziel:
Mir erscheint es im Säuseln des Windes,
dir im wogenden Orgelspiel.
Adolf Schults, dt. Dichter, *05. Juni 1820 in Elberfeld (seit 1930 Teil der damals neugegründeten Stadt Wuppertal),
+02. April 1858 ebenda
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum November, von Martin Greif.
Im Gegensatz zum letzten November, welcher einer der nassesten seit vielen Jahren war, verwöhnt uns dieser nun mit traumhaftem Herbstwetter - es war heute in unseren Breitengraden ein sonnendurchfluteter Tag
mit strahlend blauem Himmel, von früh bis
spät, morgendliche Temperaturen von 2°C,
am Tage bis 12° C.
Gerda, das Sommerkind, welche den Herbst
und Winter schlichtweg ablehnte - abgesehen vielleicht von der heimelichen Advents- und Weihnachtszeit - hätte heute mit der Sonne
um die Wette gestrahlt, vielleicht einen ausgedehnten Spaziergang unternommen,
auch wenn die Temperaturen sicher nicht
ganz so mehr ihrs wären...
Das folgende Gedicht kommt sicher nicht gerade "Herbst bejahend" um die Ecke, doch gibt es final einen kleinen Trost, in verschiedener Hinsicht.
Novemberstimmung
von Martin Greif
Die Flur umher
es kalt durchweht,
wo nirgend mehr
ein Blümlein steht.
Im Wald zerstiebt
das welke Laub –
Die ich geliebt,
sind alle Staub.
Sich frühe neigt
der Sonne Lauf,
am Himmel steigt
der Mond herauf.
Es füllt sich sacht
das Sternenzelt.
Sie sind erwacht
in jener Welt.
Martin Greif, eigentl. Friedrich Hermann Frey,
*18. Juni 1839 in Speyer, damals Regierungsbezirk Kreis Pfalz, Königreich Bayern, heute zu Rheinland-Pfalz, +01. April 1911 in Kufstein, Tirol, Österreich.
Am heutigen Hochfest Allerheiligen zur Gedenkkerze ein Gedicht von Max Dauthendey, passend zum Novemberanfang.
Am gestrigen Tag schmückten wir die Gräber meiner verstorbenen Verwandten und die meiner Wahlfamilie bis in die Dämmerung hinein.
Es war ein wundervoller, lichtdurchfluteter letzter Oktobertag. Heute, am Festtag ist es sed contra sehr trübe, Nieselregen setze am Vormittag ein.
Gerdas Grab ist seit einigen Monaten eingeebnet.
Die Konturen ihrer Ruhestätte sind noch erkennbar, so dass man dort noch eine Kerze aufstellen kann.
Im Bilderalbum finden Sie zwei Aufnahmen ihres Grabes.
Erster November
von Max Dauthendey
Da draußen ist frühe Nebelnacht,
Die hat den Tag um Stunden bestohlen,
Hat aus den Fenstern Laternen gemacht.
Ich möchte mir den Mond herholen,
Dass ich einen hätt’, der ewig lacht,
Denn die Nacht ist wie ein schwarzes Bett.
Dort hat der Tod, wie auf Lagern aus Kohlen,
Gedankenlos als Dieb seine Ruhestätt’.
Weiß nicht, ist die Stadt draußen klein oder groß,
Ob Menschen drin hausen, oder bin ich allein,
Denn ein jeder Tag schwarz wie der Fluss fortfloss,
Und beklagt gingen viele zur Nacht hinein.
Auch Vater und Mutter haben gefragt,
Und niemandem wurde der Weg gesagt.
Auch Vater und Mutter wurden zu Stein,
Ein Stein, der sich über dem Grabe schloss.
Drauf lese ich heut’ ihre Namen bloß,
Nur noch die Namen sind beide mein.
Woher sie kamen, wohin sie gingen, -
Ich kann die Nacht nicht zum Reden zwingen.
Max Dauthendey, dt. Dichter und Maler, * 25. Juli 1867 in Würzburg, +20. August 1918 in Malang auf Java, Niederländisch-Indien, seit 1949 Indonesien.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Herbstgedicht von Gottfried Keller, mit Anmerkungen zu den Versen.
Nach einem wundervollen, sonnendurchfluteten Samstag mit Temperaturen bis 20°C in hiesigen Breitengraden ist es heute trübe, es gab ein wenig Morgenregen, zögerlich lichten sich gerade die Wolken.
Gerda hätte den gestrigen Tag in vollen Zügen genossen, wohlwissend, das dieser vermutlich
der letzte seiner Art heuer war...
Stiller Augenblick
von Gottfried Keller
Fliehendes Jahr, in duftigen Schleiern
Streifend an abendrötlichen Weihern,
Wallest du deine Bahn;
Siehst mich am kühlen Waldsee stehen,
Wo an herbstlichen Uferhöhen
Zieht entlang ein stummer Schwan.
Still und einsam schwingt er die Flügel,
Tauchet in den Wasserspiegel,
Hebt den Hals empor und lauscht;
Taucht zum andern Male nieder,
Richtet sich auf und lauschet wieder,
Wie’s im flüsternden Schilfe rauscht.
Und in seinem Tun und Lassen
Will’s mich wie ein Traum erfassen,
Als ob’s meine Seele wär’,
Die verwundert über das Leben,
Über das Hin- und Widerschweben,
Lugt’ und lauschte hin und her.
Atme nur in vollen Zügen
Dieses friedliche Genügen
Einsam auf der stillen Flur!
Und hast du dich klar empfunden,
Mögen enden deine Stunden,
Wie zerfließt die Schwanenspur!
Anmerkung zum Gedicht:
Wie ich finde ein sehr interessantes, etwas anderes Herbstgedicht, die Ruhe am Waldsee
wird prinzipiell als genießerischer Augenblick dargestellt "Atme nur in vollen Zügen - Dieses friedliche Vergnügen", kein Wort von Sturm oder Regen.
Besonders zum Reimschema:
Die Strophen sind im Schweifreimschema (aabac) aufgebaut und enden mit Hebungen, Paarreime mit Senkungen. Zu Versbeginn findet ein Wechsel Dieser statt (Versfuß Trochäus, Daktylus in immer wieder vorkommenden Senkungen).
Gottfried Keller, *19. Juli 1819 in Zürich, +15. Juli 1890 ebenda.
Keller war Schriftsteller (z.B. "Der grüne Heinrich") Dichter, nebenbei Maler und im politischen Amt (Erster Staatsschreiber Kanton Zürich)
Zur heutigen Gedenkkerze ein nettes Gedicht zum Thema Musik von Adelbert von Chamisso.
Musik war ihr Leben - so könnte ich kurz Gerdas Liebe zur Musik umschreiben. Sie beflügelte meine Mutter, ließ sie strahlen und selbst bei der Hausarbeit zu tanzenden Bewegungen motivieren. "Alles geht viel leichter von der Hand mit musikalischer Begleitung" - ihren Ausspruch habe ich noch gut in Erinnerung...
Gerdas musikalisches Repertoire ging dabei in
die unterschiedlichsten Richtungen, mal hörte sie
eine Cassette, später noch CD von Chopin, Franz Schubert oder lauschte den Klavierklängen von Richard Claydermann. Sollte ihre Stimmung richtig gut werden, durfte es auch eine schöne "Platte" von Abba, Elton John oder Simon & Garfunkel sein. Als Kind und Jugendlicher der 80er konnte ich meine Mutter auch für Musik von Bands wie
a-ha und Alphaville oder für verschiedene Songs von Madonna begeistern.
Gern schaute sie mit mir zusammen die damals populäre Musikclip-Sendung "Formel Eins". Die immer mit der Zeit gehende Gerda konnte sich zumindest über die "Neue Deutsche Welle" auch köstlich amüsieren...
Frisch gesungen
von Adelbert von Chamisso
Hab’ oft im Kreise der Lieben
Im duftigen Grase geruht
Und mir ein Liedlein gesungen,
Und alles war hübsch und gut.
Hab’ einsam auch mich gehärmet
In bangem, düsterem Mut
Und habe wieder gesungen,
Und alles war wieder gut.
Und manches, was ich erfahren,
Verkocht’ ich in stiller Wut.
Und kam ich wieder zu singen,
War alles auch wieder gut.
Sollst nicht uns lange klagen,
Was alles dir wehe tut,
Nur frisch, nur frisch gesungen!
Und alles wird wieder gut.
Adelbert von Chamisso, eigentl. Louis Charles
Adélaïde de Chamissot de Boncourt, *30. Januar 1781 bei Ante, heute Sivry-Ante, Region Gran Est, FR., *21. August 1883 in Berlin.
Chamisso war ein Dichter und Naturforscher frz. Herkunft, welcher mit seiner Familie 1796 während der frz. Revolution nach Berlin flüchtete.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes, gar heiteres Gedicht von Hoffmann von Fallersleben - passend zu diesen gerade windigen Oktobertagen.
Hier herrschte heute etwas durchwachsenes Wetter vor, auflebender Wind, viele Wolken,
etwas Sonne ab und zu, wenig Tropfen, bei
einer Höchsttemperatur von 11° C.
Gerda wäre es heute im Prinzip schon zu kühl gewesen um einen Spaziergang zu machen, welchen wir aber heute unternahmen.
Am Mittwoch soll es tatsächlich noch einmal 21° C. werden - in anderen Regionen Deutschlands noch mehr - meine Mutter würde auf diesen "Lichtblick im Oktober" schon hin fiebern...
Hab Dank, du lieber Wind
von Hoffmann von Fallersleben
Ich bin in den Garten gegangen
und mag nicht mehr hinaus.
Die goldigen Äpfel prangen
mit ihren roten Wangen
und laden ein zum Schmaus.
We ist es anzufangen?
Se hängen mir zu hoch und zu fern.
Ich sehe sie hangen und prangen
und kann sie nicht erlangen
und hätte doch einen gern!
Da kommt der Wind aus dem Westen
und schüttelt den Baum geschwind
und weht herab von den Ästen
den allerschönsten und besten -
hab Dank, du lieber Wind!
August Heinrich Hugo Hoffmann von Fallersleben, *02. April 1894 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, seit 1972 Ortsteil
von Wolfsburg, +19. Januar 1894 im Kloster Corvey, heute zur Stadt Höxter, Ostwestfalen.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Gedicht von meinem Lieblingsautor Hermann Hesse, passend zum Herbst, zum Oktober.
Beobachten Sie auch still die Entwicklung der Bäume, ihres Laubes in dieser Jahreszeit? Erfreuen sich auch an den sich in wundervollem rot verfärbenden Blätter im tiefen, besonders am Spätnachmittag herrlich diffusem Oktoberlicht der langsam ihre Abendrunde drehenden Herbstsonne?
Der heutige Sonntag war in hiesigen Breitengraden ein Bilderbuch-Oktobertag, Gerda, das große Sommerkind, hätte heute einen ausgedehnten Spaziergang unternommen, vielleicht hätten wir auch - retrospektiv gesehen in meiner Kindheit - einen Ausflug gemacht, die Sonne aufnehmend, meine Mutter dabei mahnend, das dies vielleicht der letzte schöne Tag in diesem Jahr sein könnte...
Baum im Herbst
von Hermann Hesse
Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
Mein Baum. Er liebts, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.
Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.
Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.
-
Besonderes zum Gedicht:
Der Baum kämpft um sein grünes Kleid, welches er nicht verlieren möchte. Das Blätterkleid verfärbt sich im Laufe des Herbstes immer mehr, bis der Baum in Strophe 3 in einer golden-roten Farbe LACHT...
Interessant ist, das Hesse uns eine Mischung aus Kreuzreimen und umarmendem Reim präsentiert, jeder vierte Vers der drei Strophen fällt vom Reimschema ab - Sätze enden auch ex abrupto in einer Strophe, "Mein Baum" (ein lyisches Ich!), "Ein rauher Tag" - eher seltener in Gedichten zu finden - Rilke fällt mir dazu gerade ein.
Hermann Hesse, *02. Juli 1876 in Calw, BW, nahe Pforzheim, +09. Aug. 1962 in Montagnola, CH, südwestlich von Lugano.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum Oktoberbeginn, von Theodor Storm.
Freuen Sie sich über den Oktoberanfang? Die meisten sicherlich nicht so sehr. Ich selbst begehe als Herbst- und Winterkind diesen Tag wie andere den Maibeginn...eine Vorfreude auf "meine" Jahreszeiten...
Für Gerda wäre es eine Art Trauertag, ihr geliebter Sommer war mit dem Oktoberbeginn endgültig Geschichte...wirklich? Die Wetterprognose der nächsten Tage und darüber hinaus sieht zumindest in hiesigen Breitengraden gar nicht
so schlecht aus...
Das folgende Gedicht von Storm trifft heute durchaus auf das heutige Wetterbild zu, vorausschauend auf trübe, graue Herbsttage. Aber: Der Dichter fordert uns vielmehr auf,
diese beschriebene Zeit zu vergolden...
Oktoberlied
von Theodor Storm
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz, -
Stoß an und lass es klingen!
Wir wissens doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenkt ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen.
Theodor Storm, *14. Sept. 1817 in Husum,
damaliges Herzogtum Schleswig, +04. Juli
1888 in Hanerau-Hadermarschen, heutiger
Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Karl von Gerok, ein stimmungsvoller Blick auf diese und kommende Herbsttage, mit Tendenz zu etwas Schwermut, ein kleiner Schmerz der Wehmut des hinter uns gelassenen Sommers...
Hierzulande herrscht heute durchweg sonniges, wenn auch recht kühles Wetter,.
Gerda würde mit der Sonne um die Wette
strahlen - heute vor allem erst recht, mit dem Schwert eines eventuell langen, trüben Winters
vor Augen, der nicht zuletzt durch die ersten Frühnebel, kühlem Morgenhauch, dem aufkommenden Windspiel und ersten wilden Wolken immer mehr aus seiner Warteschleife entkommt...meine Jahreszeit.
Herbstgefühl
von Karl von Gerok
Müder Glanz der Sonne!
Blasses Himmelblau!
Von verklungner Wonne
Träumet still die Au.
An der letzten Rose
Löset lebenssatt
Sich das letzte, lose,
Bleiche Blumenblatt!
Goldenes Entfärben
Schleicht sich durch den Hain;
Auch Vergehn und Sterben
Deucht mir süß zu sein.
Karl von Gerok, dt. Theologe und Lyriker,
*30. Januar 1815 in Vaihingen an der Enz, heutiges Baden-Württemberg, +14. Januar
1890 in Stuttgart.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum morgigen Herbstanfang, von Ferdinand von Saar.
Am morgigen Sonntag um 14:43 h MESZ haben wir das diesjährige Herbstäquinoktium, der Herbstpunkt ist erreicht, auf der ganzen Welt findet die zweimal jährliche Tag- und Nachtgleiche statt - mit dem kleinen Unterschied, das auf der Südhalbkugel Frühlingsanfang ist...
Gerda, das passionierte Sommerkind, würde
es zur Kenntnis nehmen, aber bei solch einem erwarten (noch) strahlenden, meteorologischen
Herbstbeginn es schlichtweg ignorieren, das
man nun endgültig dem Sommer Au Revoir
sagen muss und den morgigen Tag noch einmal
in vollen Zügen genießen...
...ich freue mich, dass der Herbst nun endlich auch "offiziell" beginnt, das Herbst- und Winterkind kommt nun auch bald auf seine Kosten...
Herbst
von Ferdinand von Saar
Der du die Wälder färbst,
Sonniger, milder Herbst,
Schöner als Rosenblüh’n
Dünkt mir dein sanftes Glüh’n.
Nimmermehr Sturm und Drang,
Nimmermehr Sehnsuchtsklang;
Leise nur atmest du
Tiefer Erfüllung Ruh’.
Aber vernehmbar auch
Klaget ein scheuer Hauch,
Der durch die Blätter weht:
Dass es zu Ende geht.
Ferdinand Ludwig Adam von Saar, *30. Sept. 1833 in Wien, +24. Juli 1906 in Wien-Döbling, (19. Bezirk)
Von Saar war ein österr. Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker.
Zur Gedenkkerze ein schönes Gedicht von Heinrich Seidel, passend zum September.
Nach noch sehr warmen Tagen gab es einen Wetterumschwung - Wind, Schauer und morgendliche Temperaturen von 8° C.
Nun haben wir kühle, aber recht sonnige Tage,
es wird aber in den kommenden Woche wieder etwas wärmer, bei erwarteten über 20° C.
Vermissen Sie den Sommer schon jetzt, mögen Sie sonnendurchflutete, auch sehr heiße Tage?
Gerda bettelte förmlich um jeden noch angenehm warmen Tag im September und Oktober - die Aussicht auf einen trüben Herbst und einen frühen Winter waren ihr ein Greuel.
Ich hingegen freue mich auf die kühlere und auch kalte Jahreszeit, einen kleinen Vorgeschmack konnten wir ja schon erleben. Für immer Winterkind, geboren im Januar...
Für die Sonnenkinder sei gesagt: Ihre Jahreszeit kehrt zurück, keine Sorge... gönnen Sie der Natur ihre Auszeit...
Im September
von Heinrich Seidel
Wir wollen in den Nussbusch gehn
Und dort einmal zum Rechten sehn.
Das Eichhorn und der Häher
Sind arge Nüssespäher,
Der Buntspecht und die Haselmaus,
Die lieben auch den Nusskernschmaus!
Sie nagen und sie zwicken,
Sie hacken und sie picken,
Und nd wer nicht kommt zur rechten Zeit,
Geht, wie ihr wisst, der Mahlzeit queit.
Wir wollen in den Garten gehen
Und dort einmal zum Rechten sehn.
Zur Nachtzeit war es windig!
Nun seht nur her! Was find ich
Im sand’gen Steig, im grünen Gras,
Bald hier, bald dort? Was ist denn das?
Äpfel mit roten Stirnen
Und goldgestreifte Birnen!
Und dort beim Eierpflaumenbaum …
O seht nur hin! Man glaubt es kaum!
Wir wollen an den Zaun hin gehn
Und dort einmal zum Rechten sehn.
Was steht denn gleich dahinter?
O seht, zwei arme Kinder!
Sie ladet hinter ihrem Haus
Kein Garten ein zu frohem Schmaus.
Da sollte man doch denken:
Heut’ gibt’s was zu verschenken!
Und merkt ihr erst, wie wohl das tut,
Da schmeckt es euch noch mal so gut.
Heinrich Seidel, *25. Juni 1842 in Perlin, heute im Landkreis Nordwestmecklenburg, +07. November 1906 in Groß-Lichterfelde, seit 1912 zu Berlin.
Seidel war ein dt. Ingenieur, Schriftsteller und Dichter.
Zur Gedenkkerze für meine Mutter eine Erinnerung an den 09.09.1983, dem Geburtstag ihres ersten Enkels Lars, dem ältesten Sohn meines im Dezember 2021 verstorbenen Bruders Axel.
Mein Neffe ist heute 41 Jahre alt geworden, verzichtete allerdings wie meist
auf eine Feier.
Ich kann dies durchaus nachvollziehen, so "flüchtete" auch ich schon häufiger über meinen Geburtstag in einen Kurzurlaub oder über Nacht nach Berlin.
Auch Gerda lies gerne Geburtstage "ausfallen", nach meines Vaters Tod verreiste meine Mutter stets an ihrem Ehrentag.
Wie meine Mutter feiere ich auch lieber andere, als mich selbst feiern zu lassen, ich gehöre zu denjenigen, die den Hype um Geburtstage nicht nachvollziehen können.
Warum sollte ich mich feiern, mich hochjubeln lassen? Ich sehe keinen Anlass dazu, empfinde dies als unangenehm. Ich kenne übrigens mehrere meiner Gesinnung, auch wenn diese Exemplare doch nicht so häufig zu finden sind....
Zurück zu Gerdas erstem Enkel Lars: Als mein Neffe heute vor 41 Jahren geboren wurde, ich
war gerade erst mal 13 Jahre alt und bis dato
der jüngste in der gesamten Familie, war ich unglaublich stolz Onkel zu werden - es war für mich wir die Geburt eines kleinen Bruders.
Nachts um etwa 3 Uhr bekamen wir den Anruf, das Lars das Licht der Welt erblickte. Mit Schlafen war nun nichts mehr...in der Schule hang ich ziemlich durch, schon am Nachmittag konnte ich im hiesigen Hospital einen ersten Blick auf meinen kleinen Neffen werfen. Und Gerda war so stolz, zum ersten Mal Oma zu sein!
Es begann eine unglaublich aufregende und wunderschöne Zeit, Lars aufwachsen zu sehen. Eine Lebensbereicherung für uns alle!
Nun gibt es nach langer Zeit wieder ein Baby in meiner Wahlfamilie - über das Wochende bekamen wir Besuch von den jungen Eltern mit
der kleinen Emilia - es war schon ein bisschen
"wie Weihnachten" - was gibt es für ein größeres Glück als so ein kleines Menschlein lächeln zu sehen?
Zur Gedenkkerze ein schönes, kleines Gedicht
von Eduard Morike.
Freuen Sie sich über diesen örtlich sogar sehr warmen Septemberbeginn? Das der Frühherbst uns auch heute mit viel Sonnenschein verwöhnt?
Gerda würde an solch einem Tage mit der Sonne um die Wette strahlen, jeglichen Gedanken an kommende, trübe Herbsttage ganz schnell verdrängen...
...ich freue mich auf jene Tage...
Septembermorgen
von Eduard Mörike
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Eduard Morike, *18. Sept. 1804 in Ludwigsburg, Kurfürstentum Württemberg, +04. Juni 1875 in Stuttgart, Königreich Württemberg (ab 1806)
Mörike war ev. Theologe, Gemeindepfarrer, welcher sehr mit der zeitgenössischen Theologie haderte. Große Bekanntheit erlangte er als Lyriker, Erzähler und Übersetzer.
Die heutige Gedenkkerze widme ich nicht nur Gerda, sondern auch den Opfern des Anschlags von Solingen.
Am gestrigen Samstag wollten wir ein lang organisiertes, großes Familienfest unweit der Stadt Solingen feiern, welches stattfand, aber
im Zeichen des Schreckens und der Trauer stand, es nahmen auch Bürger der Stadt Solingen teil.
Es war keine Feier in dem Sinne mehr, es war Schock- und Trauerbewältigung, dass am Vorabend in der Nähe Geschehe gemeinsam zu verarbeiten.
Meine, unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Angehörigen der ermordeten Menschen.
Den Verletzen und Schwerverletzten wünschen wir eine rasche, vollständige Genesung an Leib und auch der Seele, zu lernen, mit dem schlimmen Erlebnis leben zu können, auch denen, die durch Teilnahme am Fest ein Trauma erlitten haben.
-
Dass wir erschraken, da du starbst, nein,
dass dein starker Tod uns dunkel unterbrach,
das Bisdahin abreißend vom Seither:
das geht uns an;
das einzuordnen wird die Arbeit sein,
die wir mit allem tun.
Rainer Maria Rilke
Zur Gedenkkerze für meine Mutter möchte ich erwähnen, dass heute Gerdas Schwester Dorothea ihren 93. Geburtstag feiert.
Wir sind stolz und glücklich, das Dorothea immer noch so rüstig und aktiv ist. Sie geht jeden Tag selbstständig einkaufen, ist sehr gut zu Fuß und erfreut sich stabiler Gesundheit.
Meine Tante ist lebensfroh und mitteilsam, über den Tod macht sie sich keine Gedanken. "Warum sollte ich das tun"? entgegnete sie mir einmal. Sie freut sich über jeden Tag, der ihr geschenkt wird - was für ein Vorbild!
Gerda und Dorothea waren als Geschwister ein Herz und eine Seele, wie unzertrennliche Zwillinge, leider endete der Weg meiner Mutter schon vor 30 Jahren.
Im Album finden Sie Bilder von Gerdas Schwester in jungen Jahren:
Bild 11 zeigt Dorothea rechts auf den Stufen des Elternhauses, neben meiner Mutter.
Auf Bild 12 steht meine Tante links, in der Mitte ihre Mutter Theresia, rechts Gerda.
Foto 13 zeigt die beiden Schwestern in inniger Vertrautheit, Dorothea links, Gerda rechts.
Auf dem 14. Bild des Albums sieht man meine Mutter und meine Tante mit ihren Eltern. Dorothea steht ganz links, Gerda rechts.
Zur heutigen Gedenkkerze ein kleines Gedicht von Victor Blüthgen.
Wir erleben derzeit einen sehr wechselhaften August - Gerda hätte es gern gehalten wie in
den folgenden Versen: Regen bloß bei Nacht -
und immer wär es Sonnenschein!
Für Gerda. Für Viktor Klein.
Schlechtes Wetter
von Victor Blüthgen
Liese, es regnet Seile;
Ich sterbe vor Langerweile.
Ich glaube, die Blasen schwimmen dort –
Jetzt regnet’s vier Wochen immer so fort.
Ich sollte der liebe Gott mal sein.
Da gäb’ es Regen bloß bei Nacht,
Und immer wär’ es Sonnenschein,
Wenn ich im Bett wär’ aufgewacht.
Victor Blüthgen, * 04. Januar 1844 in Zörbig,
heute zum Lk Anhalt-Bitterfeld, Sachsen-Anhalt,
+2. April 1920 in Berlin.
Blüthgen war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Theologe.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Cäsar Flaischlen.
Heute war ein heißer Augusttag, morgen erwarten uns dann noch einmal ähnliche Temperaturen.
Was mir zuwider ist, hätte Gerda, der Sonnenanbeterin, gut gefallen.
Nun, es gab natürlich auch eine Grenze, wenn das Thermometer sich jenseits der 33° nach oben bewegte, konnte meine Mutter auch einmal sagen: "Puh, jetzt ist es mir doch ein wenig zu heiß im Garten, selbst im Schatten, ich ziehe mich mal zurück ins Haus". Aber dies war eher die Ausnahme...
Bezugnehmend auf die folgenden Verse kann ich nur unterstreichen, das Gerda "die Sonne im Herzen" hatte. Stets lächelnd, gar strahlend, so meisterte sie auch Krisen - wer dies auch inne hat, der/demjenigen kann sicherlich nur wenig aus der Ruhe bringen...
Hab Sonne im Herzen
von Cäsar Flaischlen
Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit ...
hab Sonne im Herzen,
dann komme was mag:
Das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen
mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang ...
hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme was mag:
Das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen, *12. Mai 1864 in Stuttgart, +16. Oktober 1920 im Sanatorium Horreck in Gundelsheim, Landkreis Heilbronn, BW.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Max Dauthendey.
Der August ist da, mit sehr wechselhaften Tagen. Mal einen Tag große Wärme, dann ein Regentag, folgend trocken mit Wolkendecke und unangenehmer Schwüle - letzteres überwiegt momentan in hiesigen Gefilden.
Gerda war alles jenseits eines strahlend blauen Himmels gar zuwider - sie würde heute die Nase rümpfen bei diesem windstillen, trüben und leicht schwülem Tag...
Atemloser August
von Max Dauthendey
Sommermonde machen Stroh aus Erde,
Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,
Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,
Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.
Blumen nahen sich mit großen Köpfen, und scharlachen,
Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,
Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.
Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen
stille steht...fragt sich: wenn die Blum, Baum und Felder sich verschieben, ob zwei Menschen, wenn die Welt vergeht.
Zweie, die sich lieben, nicht von allen Wundern übrig blieben.
Max Dauthendey, * 25.07. 1860 in Würzburg,
+ 29.08.1918 in Malang, Java, damals Niederländisch-Indien, heutiges Indonesien
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Theodor Storm, nochmals geht es um den Mond.
Gerda liebte den Mond, den Vollmond über alle Maßen, zelebrierte ihn förmlich. Oft saß ich mit meiner Mutter am Fenster und wir bewunderten unseren wunderschönen Erdtrabanten gemeinsam.
Ging Gerda schlafen, öffnete sie weit die Vorhänge, um den Mond auch gut zu sehen -
um friedlich, träumerisch und sanft mit seinem silbrigen Licht einzuschlummern. Ich tat es ihr als Kind schon gleich. Bei Vollmond schlecht schlafen können? Nein, niemals. Um so besser kam Gerda, auch ich heute noch in einen erholsamen Schlaf.
Manchmal sang meine Mutter beim Betrachten des Mondes ruhige Lieder, an "Moon River" erinnere ich mich zum Beispiel bei ihrer "abendlichen Zelebrierung" des Vollmondscheins...
Gerda und der Vollmond - eine große Liebe, die auch ich verinnerlicht habe.
Mondlicht
von Theodor Storm
Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!
Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.
Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.
Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in meinem Leben
Der liebevolle Mond!
Theodor Storm, *14.09. 1817 in Husum, +04.07. 1888 in Hanerau-Hademarschen, heute zum Kreis Rendsburg-Eckernförde, Schleswig- Holstein
Zur Gedenkkerze ein schönes Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff.
Gerda mochte die Verse von Droste-Hülshoff sehr gern, wie auch ich - seit ich zu Schulzeiten das gespenstisch anmutende Gedicht "Der Knabe im Moor" erörtern musste.
Meine Mutter liebte den Mond, den Vollmond über alles, zelebrierte diesen förmlich. Welch träumerischer Zauber geht doch von ihm aus!
Passend dazu die folgenden Verse von
Annette von Droste-Hülshoff:
Mondesaufgang
Auf des Balkones Gitter lehnte ich
Und wartete, du mildes Licht, auf dich;
Hoch über mir, gleich trübem Eiskrystalle,
Zerschmolzen, schwamm des Firmamentes Halle,
Der See verschimmerte mit leisem Dehnen,
- Zerfloßne Perlen oder Wolkenthränen? -
Es rieselte, es dämmerte um mich,
Ich wartete, du mildes Licht, auf dich!
Hoch stand ich, neben mir der Linden Kamm,
Tief unter mir Gezweige, Ast und Stamm,
Im Laube summte der Phalänen Reigen,
Die Feuerfliege sah ich glimmend steigen;
Und Blüthen taumelten wie halb entschlafen;
Mir war, als treibe hier ein Herz zum Hafen,
Ein Herz, das übervoll von Glück und Leid,
Und Bildern seliger Vergangenheit.
Das Dunkel stieg, die Schatten drangen ein, -
Wo weilst du, weilst du denn, mein milder Schein! -
Sie drangen ein, wie sündige Gedanken,
Des Firmamentes Woge schien zu schwanken,
Verzittert war der Feuerfliege Funken,
Längst die Phaläne an den Grund gesunken,
Nur Bergeshäupter standen hart und nah,
Ein finstrer Richterkreis, im Düster da.
Und Zweige zischelten an meinem Fuß
Wie Warnungsflüstern oder Todesgruß,
Ein Summen stieg im weiten Wasserthale
Wie Volksgemurmel vor dem Tribunale;
Mir war, als müsse etwas Rechnung geben,
Als stehe zagend ein verlornes Leben,
Als stehe ein verkümmert Herz allein,
Einsam mit seiner Schuld und seiner Pein.
Da auf die Wellen sank ein Silberflor,
Und langsam steigst du, frommes Licht, empor;
Der Alpen finstre Stirnen strichst du leise,
Und aus den Richtern wurden sanfte Greise,
Der Wellen Zucken ward ein lächelnd Winken,
An jedem Zweige sah ich Tropfen blinken,
Und jeder Tropfen schien ein Kämmerlein,
Drin flimmerte der Heimathlampe Schein.
O, Mond, du bist mir wie ein später Freund,
Der seine Jugend dem Verarmten eint,
Um seine sterbenden Erinnerungen
Des Lebens zarten Widerschein geschlungen,
Bist keine Sonne, die entzückt und blendet,
In Feuerströmen lebt, in Blute endet -
Bist, was dem kranken Sänger sein Gedicht,
Ein fremdes, aber o ein mildes Licht!
Annette von Droste-Hülshoff, *12. Januar 1797 (andere Quellen 10. Jan.) auf der Burg Hülshoff, Havixbeck (Gemeinde an Münster/Westfalen grenzend), +24. Mai 1840 auf Burg Meersburg
in Meersburg, heutiger Bodenseekreis.
Zur Gedenkkerze ein heiteres Gedicht über das Alter(n) von Fritz Kukuk.
Es gab von Seiten der verst. Mutter meiner Partnerin ein Verwandtschaftsverhältnis zum Dichter, sie war eine geborene Kukuk, genau wie Fritz Kukuk gebürtig in Himmighausen (heute Stadt Nieheim) in Ostwestfalen.
Gerda hätte dieses Gedicht sicherlich sehr gefallen!
Das ist Seltsam mit dem Alter!
von Fritz Kukuk
Wenn man zehn ist und noch Kind,
weiß man glasklar, dass das Alter
um die zwanzig rum beginnt.
Ist man aber selber zwanzig,
denkt man nicht mehr ganz so steif,
glaubt jedoch, genau mit vierzig ist
man für den Sperrmüll reif.
Vierziger; schon etwas weiser
und vom Lebenskampf geprägt,
haben den Beginn des Alters auf
Punkt sechzig festgelegt.
Sechziger, mit Hang zum Grübeln,
sagen dumpf wie ein Fagott,
achtzig ist die Altersgrenze und
von da an sei man Schrott.
Doch die Achtziger, die Klugen,
denken überhaupt nicht dran,
leben, lieben, lachen weiter,
Alter fängt mit hundert an!
Fritz Kukuk, *09.06.1905 in Himmighausen
(heute zur Stadt Nieheim, OWL, +24.12.1987 ebenda.
Seit 1934 schrieb Fritz Kukuk hauptsächlich Gedichte und erlangte mit seinen Werken überregionale Bekanntheit.
Er bekam 1980 das Bundesverdienstkreuz für
die Heimatdichtung wie die Erforschung von literarischen Werken verliehen. Darüber hinaus fand sein Werk aber auch internationale Anerkennung:
So wurde Fritz Kukuk 1980 die Ehre zuteil, vom Nestor der schwedischen Germanistik für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen zu werden. Ehrenamtlich war Fritz Kukuk als Consul de Mexico für Westfalen tätig.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Sommergedicht von Gustav Falke.
Nach einer Art Novembertag gestern in hiesigen Gefilden mit sehr düsteren, tief stehenden Wolken
und stundenlangem Starkregen hat sich heute der Himmel gelichtet, der Regen ist vorüber.
Gerda würde aufatmen nach solch einem stürmischen Herbsttag am 12. Juli und die himmlischen Mächte anflehen, das dies doch
bitte nicht wieder vor dem November geschehen möge...
Jedenfalls freute sich die Natur, und ich kann derweil "durchatmen", dem Herbst- und Winterkind bekommt intensive Sonne und Gräserpollen gelinde gesagt gar nicht so gut...
Mit diesem fast schon kühlen und ruhigen Sommerabend kann ich mich allerdings arrangieren...
Das Mohnfeld
von Gustav Falke
Es war einmal, ich weiß nicht wann
Und weiß nicht wo. Vielleicht ein Traum.
Ich trat aus einem schwarzen Tann
An einen stillen Wiesensaum.
Und auf der stillen Wiese stand
Rings Mohn bei Mohn und unbewegt,
Und war bis an den fernsten Rand
Der rote Teppich hingelegt.
Und auf dem roten Teppich lag,
Von tausend Blumen angeblickt,
Ein schöner, müder Sommertag,
Im ersten Schlummer eingenickt.
Ein Hase kam im Sprung. Erschreckt
Hat er sich tief ins Kraut geduckt,
Bis an die Löffel zugedeckt,
Nur einer hat herausgeguckt.
Kein Hauch. Kein Laut. Ein Vogelflug
Bewegte kaum die Abendluft.
Ich sah kaum, wie der Flügel schlug,
Ein schwarzer Strich im Dämmerduft.
Es war einmal, ich weiß nicht wo.
Ein Traum vielleicht. Lang ist es her.
Ich seh’ nur noch, und immer so,
Das stille, rote Blumenmeer.
Gustav Falke, *11. Januar 1853 in Lübeck,
+8. Februar 1916 in Hamburg-Groß Borstel
(seit 1913 zu HH)
Falke war ein dt. Schriftsteller, Dichter und Buchhändler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Sommergedicht von Theodor Storm.
Wie verbringen Sie diesen sehr warmen Julitag?
Er ist eine Momentaufnahme, schon morgen wird das Wetter zumindest in meinen Gefilden wieder etwas durchwachsener werden.
Gerda würde diesen Tag heute in vollen Zügen genießen - sich im Garten in die pralle Sonne setzen um mit ihr um die Wette strahlen - ganz
im Gegensatz zu meinem Vater und mir - wir hätten den schattenspendensten Baum erwählt...kalte Schorle getrunken und uns nicht davon bewegt...
Abseits
von Theodor Storm
Es ist so still; die Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
Ein rosenroter Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale;
Die Kräuter blühn; der Heideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.
Laufkäfer hasten durchs Gesträuch
In ihren goldnen Panzerröckchen,
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelheide Glöckchen;
Die Vögel schwirren aus dem Kraut -
Die Luft ist voller Lerchenlaut.
Ein halbverfallen niedrig Haus
Steht einsam hier und sonnbeschienen;
Der Kätner lehnt zur Tür hinaus,
Behaglich blinzelnd nach den Bienen;
Sein Junge auf dem Stein davor
Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.
Kaum zittert durch die Mittagsruh
Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;
Dem Alten fällt die Wimper zu,
Er träumt von seinen Honigernten.
- Kein Klang der aufgeregten Zeit
Drang noch in diese Einsamkeit.
Hans Theodor Woldsen Storm, * 14. September 1817 in Husum, Herzogtum Schleswig, + 04. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen (heute Kreis Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein)
Storm war ein deutscher Schriftsteller und Lyriker, welcher vor allem durch seine Novellen bekannt wurde - er gehört er zu den bedeutendsten Vertretern des Poetischen Realismus.
Heute vor 94 Jahren wurde meine Mutter Gerda um 11:15 Uhr in ihrem Elternhaus als erstes Kind von Wilhelm und Theresia Remiorz geboren. Gerdas Schwester Dorothea ist 92 Jahre alt und erfreut sich noch guter Gesundheit.
Meine Mutter wurde leider nur 63 Jahre alt, sie starb im Januar 1994 an einer schweren Herzkrankheit.
Heute werde ich mich an ihre vielen schönen Geburtstagsfeiern in meiner Kindheit und Jugend erinnern, meist spielte auch das Wetter mit an diesem Julitag - heute soll es allerdings hier viel Regen geben - das wäre Gerda ein Greuel!
Leckere Obstböden mit Schlag, eine Mocka- oder Buttercremtorte und Eiskrem verwöhnten Gerdas Gäste am Nachmittag.
Bei gutem Wetter wurde gen Abend in unserem Garten gegrillt, ich erinnere mich aber auch an kalte Buffets, üppige Käseplatten und sonstige Leckereien.
Nach dem Tod meines Vaters feierte Gerda nie wieder ihren Geburtstag und verreiste stets. Es waren nur noch acht Wiegenfeste, die meine Mutter fortan erleben konnte.
Hab Sonne im Herzen
von Cäsar Flaischlen
Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit ...
hab Sonne im Herzen,
dann komme was mag:
Das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen
mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang ...
hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme was mag:
Das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen, *12. Mai 1864 in Stuttgart, +16. Oktober 1920 im Sanatorium Horreck in Gundelsheim.
Flaischlen war Anfang des 20. Jahrhunderts ein bekannter Lyriker und Mundartdichter.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Friedrich Rückert über das Lachen.
Gerda hatte ein sehr ansteckendes Lachen.
Es konnte ihr einfach so herausplatzen, gleich
in welcher Gesellschaft oder Situation - und
damit steckte sie andere an, brachte selbst
den hölzernsten Menschen zum Schmunzeln.
Es glich dem schallenden Lachen von Montserrat Caballé, vielleicht erinnern Sie sich an einige ihrer Auftritte in großen Shows im dt. Fernsehen...
...das Lachen meiner Mutter werde ich nie vergessen, ich höre es noch oft...und muss lächeln...
Das Lachen
von Friedrich Rückert
O nehmt es mir nicht übel,
Wenn über euch ich lache,
Weil ich einmal muß lachen!
Selbst über mich nicht minder
Als über euch ich lache;
Und nehm’ es euch nicht übel,
Daß über mich ihr lachet,
Wenn ihr nicht seid im Stande
Selbst über euch zu lachen
Friedrich Rückert, *16. Mai 1788 in Schweinfurt, +31.01.1866 in Neuses, heute zu Coburg, BY - Rückert war dt. Dichter, Lyriker, Übersetzer und Orientalist.
Heute vor 117 Jahren wurde Gerdas Mutter, meine Oma Theresia als dreizehntes (!) und letztes Kind ihrer Eltern im ostpreußischen Wuttrienen (heute Butrynin) geboren, dem letzten Zipfel des Ermlands. Als dreizehntes Kind? Man kann
dies eigentlich kaum glauben...
Was hatte Gerda mit ihrer Mutter gemein? Bei erster Betrachtung sicherlich nicht so viel - beide waren aber sehr herzlich, lebhaft, direkt - Gerda war schillernd, Theresia eher unauffällig.
Meine Mutter ging mit der Zeit - ihre Mutter
konnte sich im Prinzip nie an eine modernere
Zeit gewöhnen.
Man musste Oma Theresia tatsächlich eine Waschmaschine, einen Kühlschrank und ein Telefon aufzwingen - sie lehnte dies immer strikt ab, bis in die 80er Jahre. Sie kühlte Lebensmittel im Keller, wusch mit einem Waschbrett im Stall, rief von einer Telefonzelle an. Ein Fernsehgerät hatte Theresia aber schon in den 70er Jahren - immerhin!
Wie gerne schaue ich zurück auf die Geburtstage meiner Oma Theresia, das Haus und der Garten waren voller Menschen. Theresia buk die besten Kuchen und kreierte die tollsten Torten, ihr schmackhafter Kartoffelsalat mit dicken
Knackern waren ebenfalls ein Schmaus.
Wir konnten bis zur Wende auch immer in Omas Geburtstag hinein feiern, da ja zu der Zeit der 17. Juni ein Feiertag war, Tag der Deutschen Einheit.
Ich werde heute viel an Theresias Geburtstage zurückdenken - und uns heute den leckeren Kartoffelsalat nach Theresias Rezept zubereiten, welchen Gerda auch in gleicher Perfektion kreieren konnte...
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Thassilo von Scheffer.
Nun, diese Junitage sind geprägt von der "Schafskälte", ein Tief aus Nordeuropa hat uns
im Griff. Was mir lieb ist, meine Pollenallergie ist auf einem Nullpunkt, meine Sonnenallergie mit Hautreaktionen ist ausgesetzt.
Gerda würde schier Elend zumute sein - wo bleiben denn die schon sehr warmen, sonnigen Junitage? Letztes Jahr, zu diesem Zeitpunkt herrschte eine (erste) Hitzewelle, die im Juli - zumindest in meiner Region - durch drei Wochen Regenwetter durchbruchen wurde...
Das folgende Gedicht von Thassilo von Scheffer handelt von "einer Juninacht" - wie sehr liebte Gerda eine sternenklare Vollmondnacht in diesem Monat - sie begann schöne Lieder zu summen und betrachtete dabei unentwegt den silbrigen Mond - welche schöne Erinnerungen!
Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nachtruhe.
Für Gerda. Für Axel.
Juninacht
von Thassilo von Scheffer
Still wie der Mond, der dort entsteigt,
Und mir die dunklen Wege zeigt,
So geh ich, von Gedanken trunken,
Die ganze Welt liegt schlafversunken.
In stillen Adern fließt das Leben,
Das spürsam alles rings erfüllt:
In tiefe Ruhe eingehüllt,
Wird jedem neuen Kraft gegeben.
Nur wen’ge, die der stillen Nacht
Die tiefsten Quellen aufgemacht:
Sie fühlen der Gestirne Bahnen,
Die warme Seele jeden Baums.
Zum Wissen wird ihr dunkles Ahnen,
Zum Leben der Gesang des Traums.
Ich greife in die grünen Ranken,
Ich geh, weiß kaum wohin, woher:
So schwer voll Liebe und Gedanken,
Und ringsumher ein blühend Meer.
Thassilo von Scheffer, *01.07.1873 in Preußisch Stargard, Pommern, heutiges Starogard Gdański, poln. Woiwodschaft Pommern, +27.11.1951 in Berlin.
Von Scheffer war ein deutscher Dichter, der insbesondere durch seine Übersetzungen antiker griechischer Dichtung (u. a. Homers) bekannt
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Max Dauthendey.
Meine Gedanken sind bei den Opfern der schlimmen Regenfälle, des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg.
Möge sich die Lage schnellstmöglich (weiter) entspannen!
Der Regen schlägt das Haus mit Ruten
von Max Dauthendey
Draußen die Regenwolken, die schwimmend großen,
Sind wie die Fische mit grauen Flossen,
Die Wasser aus den Kiemen stoßen.
Der Regen schlägt das Haus mit Ruten,
Laute Wasserfluten schwemmen vom Dach;
Ein früher Abend kommt zu uns ins Gemach.
Wir hören die langen Finger vom Regen,
Die fahrig sich am Fenster bewegen,
Als will der Regen sich zu uns auf die Kissen legen.
Maximilian Albert Dauthendey, *25. Juli 1867 in Würzburg, +29. August 1918 in Malang auf Java, heute zu Indonesien.
Dauthendey war ein deutscher Dichter und Maler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Max Dauthendey.
Das folgende Junigedicht kommt recht fröhlich und Sommer bejahend daher, meine Gedanken sind aber in diesen ersten Junitagen bei den Menschen in den Katastrophengebieten Bayerns und Baden-Württembergs.
Sehen wir die Verse als Hoffnungsschimmer
für bessere Tage und einem raschen Ende der schlimmen Regenfällen mit Überflutungen in Süddeutschland an.
Leuchtkäfer ziehen durch die Juninacht
von Max Dauthendey
Leuchtkäfer ziehen durch die Juninacht
Wie Blicke, die ins Dunkel fliehen,
Ist dort im Abendlaub ein sacht Gefunkel -
Leuchtkäfer ziehen durch die Juninacht.
Ich möchte mich ins Gras hinknien
Still wie ein Schäfer, der die Welt vergisst
Und nur ein Traum bei hellen Blicken ist,
Von denen keiner Dir am Tage lacht;
Die nur in vager Heimlichkeit entstehen
Und über schwüle Abendwiesen gehen,
Von einer heißen Nacht zur Welt gebracht.
Ich hab zu jenen Blicken ein Gesicht erdacht
Von zager Schönheit, dass der Tag nicht wagt
Mehr aufzusehen, und allein die Nacht
Tastend mit sachten Lichtern sucht und fragt.
Maximilian Albert Dauthendey, *25. Juli 1867 in Würzburg, +29. August 1918 in Malang auf Java, heute zum Staat Indonesien.
Dauthendey war ein deutscher Dichter und Maler.
Heute vor 120 Jahren wurde Gerdas Vater, mein Großvater Wilhelm geboren.
Siehe auch heute bei Interesse seine eigene Gedenkseite "Wilhelm Remiorz" mit Tageskerze zum Geburtstag.
Gerda verstand sich mit ihrem Vater sehr gut, hatte auch nur Lobeshymnen für ihn übrig, was für ein lieber, verständnisvoller Vater er doch war.
Absolut - Wilhelm war eine Frohnatur vom Schlage eines "Heinz Erhardt", an dem ich auch als Enkel große Freude hatte.
Wilhelm starb 1993 im Alter von 89 Jahren nur etwas über einem halben Jahr vor seiner Tochter Gerda, zu diesem Zeitpunkt 62 Jahre alt, und schon von schwerer Herzkrankheit gezeichnet. Trotzdessen rechnete noch niemand damit, das Gerda ihren Vater nur noch kurze Zeit überleben würde.
Es jährt sich der 120. Geburtstag Wilhelms -
ich denke heute zurück an die vielen schönen Geburtstagsfeiern mit meinem Großvater, meiner Großmutter, an Gerda, an meinen Vater, meinem ältesten Bruder, an all die, die uns bereits verlassen haben, welche ich jetzt präsent vor Augen habe, am Kaffeetisch sitzend...an einem 27. Mai...
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf Euch kommen wird,
und werdet meine Zeugen sein"
Apostelgeschichte, 1.8
Zur heutigen Gedenkkerze am Pfingstsonntag ein Gedicht von Gustav Falke.
Ich erinnere mich an viele Pfingstfeste meiner Kindheit und frühen Jugend - zunächst ging es
zum Festgottesdienst in die hiesige Kirche, die
nur 200 m von meinem Elternhaus entfernt, auch musste ich schon mal an einem Pfingstsonntag Messe dienen, was mir immer sehr viel Freude bereitete.
Einen Feiertagsausflug gab es meiner Erinnerung nach nicht, Mittags kamen allermeist Gerdas Eltern zum Festessen und zum Kaffeetrinken zu uns. Spielte das Pfingstwetter mit, verbrachten
wir noch schöne Stunden im Garten, bis zum Abendessen.
Pfingstlied
von Gustav Falke
Pfingsten ist heut, und die Sonne scheint,
Und die Kirschen blühn, und die Seele meint,
Sie könne durch allen Rausch und Duft
Aufsteigen in die goldene Luft.
Jedes Herz in Freude steht,
Von neuem Geist frisch angeweht,
Und hoffnungsvoll aus Thür und Thor
Steckt´s einen grünen Zweig hervor.
Es ist im Fernen und im Nah´n
So ein himmlisches Weltbejah´n
In all dem Lieder- und Glockenklang,
Und die Kinder singen den Weg entlang.
Wissen die Kindlein auch zumeist
Noch nicht viel vom heiligen Geist,
Die Hauptsach spüren sie fein und rein:
Heut müssen wir fröhlichen Herzens sein.
Gustav Falke, dt. Schriftsteller und Dichter,
*11. Januar 1853 in Lübeck, +8. Februar 1916
in Hamburg-Groß Borstel (seit 1913 zu HH)
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Carl Zuckmayer.
Die „Eisheiligen“ sind in diesem Jahr eher sehr gnädig, es herrscht sommerliches Wetter bei Temperaturen bis zu 27° C in unserer Region.
Gerda fürchtete sich förmlich vor diesen Tagen: „Warten wir erst einmal die Eisheiligen ab‘‘, sagte meine Mutter gerne, wenn jemand aufgrund des beispielshalber milden Aprils schon den kommenden Mai mit Vorschusslorberren bedachte...
In den kommenden Versen von Carl Zuckmayer spricht der Autor von den „Drei Eisheiligen“, in Wirklichkeit sind es gleich der Fünf an der Zahl, meist wird nur von Pankratius, Servatius (heute) und Bonifatius gesprochen, Mamertus (11. Mai) und die „kalte Sophie“ (15. Mai) werden häufiger ausgelassen...
Das folgende Gedicht trifft also wettermäßig im diesem Jahr keineswegs zu – trotz dessen sind die Verse von Zuckmayer
meiner Meinung nach ganz schön zu lesen, man muss schon
ein wenig schmunzeln - und: Ich denke, DIESE Eisheiligen
werden wir sicherlich noch einmal in der Form erleben…
irgendwo, in unserem Land...
Die Drei Eisheiligen
von Carl Zuckmayer
"Die drei Eisheiligen sind übers Land gezogen
Und haben ihre Winterzähne ausgespuckt,
Die sind als Hagel auf die Saat geflogen,
Jetzt schwimmt der Acker voll mit Frost gesogen,
Mit grauem Schnee die Furchen voll geschluckt.
Es prasseln schlimme Wetter
Aus ihren Augenbraun,
Der Wein hat gelbe Blätter,
Der Weizen liegt zerhaun.
Der Erste, voll Gewittern, sägt
Der jungen Bäume Wuchs zuschand.
Des Zweiten harte Frostnacht schlägt
Die junge Frucht mit Eisesbrand.
Der Dritte kriecht im Nebelschleim
Dicht übern Boden durch den Gau,
Zernagt der Halme Wurzelkeim
Und beißt der Spargeln Köpfe blau.
Viel Mäuse, Raupen, Käfer sind
In ihrer Füße Spur verreckt,
Und liegen kalt im Totenwind,
Die Beine steif empor gestreckt.
Ein Kind hat sie am Himmel fliegen sehn,
Vergaß vor Schreck den Wettersegen,
Jetzt kann es nicht mehr aufrecht gehn,
Und sieht sie nachts im Fenster stehn,
Und magert stumm dem Tod entgegen.
Die drei Eisheiligen sind übers Land gezogen,
Und haben Schwindsucht in der Felder Brust gespuckt.
Jetzt hat sie Gott in seine Riesenwogen
Voll Frost und Wärme gurgelnd eingesogen,
Und tief in seine Gräber heimgeschluckt."
Carl Zuckmayer, *27. Dezember 1896 in Nackenheim, heute Landkreis Mainz-Bingen, Rheinhessen, + 18. Januar 1977 in
Visp, Kanton Wallis, CH.
Zuckmayer war ein deutscher Schriftsteller, der wegen rassischer Verfolgung als Jude emigrierte und die US-amerikanische und die Schweizer Staatsbürgerschaft erwarb. 1925 begann seine Karriere mit der Aufführung der von ihm stammenden Komödie "Der fröhliche Weinberg"!, der sich 1931 sein größter Erfolg, das Drama "Der Hauptmann von Köpenick", anschloss.
Zur Gedenkkerze am Feiertag ein Gedicht von Julius Rodenberg.
Das Wetter am heutigen Feste Christi Himmelfahrt entspricht ganz den Versen von Rodenberg, es lädt bei warmen Sonnenschein zum Ausfluge ein.
Gerda würde den Tag in vollen Zügen genießen, momentan herrscht ein Mai ganz nach ihrem Geschmack.
Ich selbst hatte an Christi Himmelfahrt meine Erstkommunionfeier, was einst in unserem Orte Tradition war. Der Tag begann allerdings verregnet,
zim Nachmittag konnten wir aber doch noch im Garten feiern...
Im wunderschönen Monat Maien
von Julius Rodenberg
Nun bricht aus allen Zweigen
das maienfrische Grün,
die ersten Lerchen steigen
die ersten Veilchen blüh´n.
und golden liegen Tal und Höh´n:
O Welt, du bist so wunderschön
im Maien!
Und wie die Knospen springen
da regt sich’s allzumal;
die muntern Vögel singen
die Quelle rauscht ins Tal;
und freudig hallt das Lustgetön:
O Welt, du bist so wunderschön
im Maien!
Wie sich die Bäume wiegen
im lieben Sonnenschein!
Wie hoch die Vögel fliegen
ich möchte hinterdrein;
möcht‘ jubeln über Tal und Höh’n:
O Welt, du bist so wunderschön
im Maien!
Dieses Gedicht wurde von Beethoven vertont.
Julius Rodenberg, eigentlich Julius Levy,
*26. Juni 1831 in Rodenberg, heute LK Schaumburg, Niedersachsen, +11. Juli 1914 in Berlin. Rodenberg war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Friedrich von Hagedorn.
Ich erinnere mich, das Gerda mir dieses Gedicht schon als Kind auswendig vortrug, sie fand es sicherlich auch sehr schön - der Maibeginn war
für Gerda quasi der Sommeranfang - ihre geliebte Jahreszeit!
Der 1. Mai
von Friedrich von Hagedorn
Der erste Tag im Monat Mai
Ist mir der glücklichste von allen.
Dich sah ich und gestand dir frei,
Den ersten Tag im Monat Mai,
Daß dir mein Herz ergeben sei.
Wenn mein Geständnis dir gefallen,
So ist der erste Tag im Mai
Für mich der glücklichste von allen.
Friedrich von Hagedorn, dt. Dichter des Rokoko, *23.08.1708 in Hamburg, +28.10.1754 ebenda.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Heinrich Seidel.
Noch ist das Wetter in einem typischen Aprilmodus, recht kühl, windig und einige Regenschauer gehen hienieden.
Zum Maifeiertag ist aber zumindest eine Trendwende in Sicht...
Gerda würde sehnsüchtig bessere Tage erwarten, gerade der Maibeginn war für sie sehr wichtig - das Startsignal in die wärmere Jahreszeit.
Ich hatte mit meiner Mutter ja sehr viel gemein - aber an der Liebe zu einer bestimmten Jahreszeit schieden wir... für mich ist der erste Oktobertag
eine Zelebration wie für Gerda, für die Mehrheit
der erste Maientag...
Die Amsel
von Heinrich Seidel
Wie tönt an Frühlingstagen
So schwermuthsreich und hold
Der Amsel lautes Schlagen
In’s stille Abendgold.
Es schimmert an den Zweigen
Ein zartverhülltes Grün,
Die jungen Säfte steigen,
Und es beginnt zu blühn.
Doch nicht mit Jubeltönen
Begrüsst die Amsel nun
Die Tage, jene schönen,
Die in der Zukunft ruhn.
Es klingt wie Leides Ahnung,
Sie singt im schwarzen Kleid
Schon jetzt die trübe Mahnung,
Wie kurz die schöne Zeit.
Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel, *25. Juni 1842 in Perlin, Mecklenburg-Schwerin, heute Landkreis Nordwestmecklenburg, + 07. November 1906 in Groß-Lichterfelde, einst eigenständige Gemeinde im Regierungsbezirk Potsdam, seit 1912 Berlin-Lichterfelde.
Seidel war ein deutscher Dichter, Schriftsteller
und Ingenieur.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Heinrich Seidel.
Das Wetter schlug in den letzten Tagen Kapriolen, hierzulande am Freitag doller Regen und stürmischer Wind bei 8° Tagestemperatur, Samstag leichte Wetterberuhigung.
Heute früh sind wir beim Verwandtenbesuch in Ostwestfalen mit 10 cm Schnee aufgewacht - was uns sehr freute, wäre Gerda ein Graus gewesen...
"Der Mai ist ja bald da, viel kann ja nicht mehr schiefgehen", hätte meine Mutter vielleicht gesagt, "aber die Eisheiligen kommen ja auch noch..."
Frühling
von Heinrich Seidel
Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
»Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!«
Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
»Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!«
Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
»Der Frühling, der Frühling!« — da wusst ich genug!
Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel, *25. Juni 1842 in Perlin, Mecklenburg-Schwerin, heute Landkreis Nordwestmecklenburg, + 07. November 1906 in Groß-Lichterfelde, einst eigenständige Gemeinde im Regierungsbezirk Potsdam, seit 1912 Berlin-Lichterfelde.
Seidel war ein deutscher Schriftsteller und Ingenieur.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Rainer Maria Rilke.
Dieser April macht seinem Namen alle Ehre - mal frühsommerliches, warmes und sonniges Wetter, mal ziemlich kühle und auch regnerische Tage.
Gerda hätte letzten Samstag von früh bis spät in ihrem Garten verbracht und mit der Sonne um die Wette gelacht - nun ist der Wetterwechsel da. Es ist windig, der Regen setzt ein und es ist hier 12 Grad kälter als noch am Wochende.
Mir ists lieb, der April soll ruhig ein April bleiben -
die Natur freut sich über die ersten warmen Sonnenstrahlen - aber auch über Regen..
Aus einem April
von Rainer Maria Rilke
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren
Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag,
wie er leer war, –
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
Rainer Maria Rilke, *04.12.1875 in Prag, +29.12.1926 in Glion, Kanton Waadt ,
Schweiz, seit 1953 Glion sur Montreux.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Auguste Kurs.
Der Frühling ist da - in diesem Jahr schon viel zu früh...morgen erwartet uns der wärmste Tag des bisherigen Jahres - Gerda würde vor Freude juchen - und versuchen möglichst wenig Zeit im Hause zu verbringen - nur das nötigste vollbringen - und mit der Sonne um die Wette strahlen...
In den duftenden Frühling will ich hinaus
von Auguste Kurs
In den duftenden Frühling will ich hinaus,
Hinweg aus dem kalten, beengenden Haus
In die freie verlockende Weite.
Was soll mir der Bücher verdrießlicher Kram,
Die ich immer und immer vergeblicher nahm,
Ich werfe sie freudig zur Seite.
Denn find ich nicht draußen der Blätter genug?
Da schimmert geheimnißvoll jeglicher Zug
Von des Ewigen eigenen Händen -
Das wieget die übrigen Lettern wohl auf,
So will ich denn auch in geflügeltem Lauf
Von dem einen zum andern mich wenden.
Da bin ich nun draußen und blicke umher,
Wie wird das Studieren schon wieder mir schwer
Hier unter den blühenden Bäumen!
Sie senden schon Blüte auf Blüte mir zu,
So will ich hier rasten in seliger Ruh,
Und will nur genießen und träumen.
Auguste Kurs, geb. Rosenberg, *26. 11. 1815 (nach anderen Quellen am 26. 11. 1810) in Berlin, +18. 7. 1892 ebenda.
Zur heutigen Gedenkkerze am Ostersonntag ein Gedicht von Elisabeth Kolbe.
Ich erinnere mich besonders gerne an frühere Ostern, die Feste meiner Kindheit. Wie schön meine Mutter das Haus österlich geschmückt hatte! Blühende Zweige mit bunten Dekoreiern festlich verziert, kleine und große Porzellanhasen standen hier und dort, und:
Die Suche nach vielen bunten Ostereiern im Garten! Natürlich gab es auch ein paar schöne Geschenke, einen Stoffhasen, ein Spielzeugauto und viele, viele Leckereien auf dem Osterteller.
Am Nachmittage kamen dann die Großeltern
zum großen Festessen. Und: Das Kind freute
sich wieder über einige Osterpräsente...
Den Besuchern von Gerdas Gedenkseite wünsche ich ein friedvolles Osterfest!
Ostergruß
von Elisabeth Kolbe
s ist Osterzeit! Wenn Dus nicht wissen solltest,
So kündeten Dirs Fink und Amsel an,
Und wenn Du diese nicht vernehmen wolltest,
So hätte es der Veilchenduft gethan,
Der süß berauschend – als ein Frühlingsbote
Aus einer lieblicheren Welt entschwebt –
Mit holden Wohlgerüchen die noch tote
Natur zum Auferstehungsfest belebt.
s ist Osterzeit! Wie Dich im Lenzgetriebe
Die Blumen grüßen und der Vöglein Schlag,
So grüßt Dich aus der Ferne heut in Liebe
Ein treues Herz zum frohen Ostertag;
Es wünscht dir ein beglückendes Versenken
In die an Wundern reiche Frühlingszeit
Und ein noch mehr gesegnetes Gedenken
Der uns geoffenbarten Herrlichkeit.
s ist Osterzeit! Nun wirf sie ab, die Sorgen,
Dem neuen Morgen hoffend zugewandt,
Und fühle Dich in dessen Hand geborgen,
Der die Erlösung für sein Volk erfand!
Gewiß, wie er ein tausendfaches Leben
In Wald und Flur jetzt wundermächtig schafft,
Wird er auch Deinem Herzen wieder geben
Der Osterhoffnung neue Lebenskraft.
Elisabeth Kolbe, geb. 08.03.1864 in Boecke,
heute Ortsteil der Gemeinde Wenzlow, LK Potsdam-Mittelmark, BRB, +27.08.1936
vermutlich in Berlin.
Kolbe war Lehrerin und Schriftstellerin.
Zur heutigen Gedenkkerze am Karfreitag ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff.
Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen Feiertag.
Für Gerda. Für Axel.
Am Karfreitage
von Annette von Droste-Hülshoff
Weinet, weinet, meine Augen,
Rinnt nur lieber gar zu Tränen,
Ach, der Tag will euch nicht taugen,
Und die Sonne will euch höhnen!
Seine Augen sind geschlossen,
Seiner Augen süßes Scheinen.
Weinet, weinet unverdrossen,
Könnt doch nie genugsam weinen!
Als die Sonne das vernommen,
Hat sie eine Trauerhülle
Um ihr klares Aug genommen,
Ihre Tränen fallen stille.
Und ich will noch Freude saugen
Aus der Welt, der hellen, schönen?
Weinet, weinet meine Augen,
Rinnt nur lieber gar zu Tränen!
Gedicht gekürzt
Annette von Droste-Hülshoff, *12. Januar 1797, nach anderen Quellen 10. Januar 1797 auf Burg Hülshoff in Havixbeck bei Münster, +24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg. Droste-Hülshoff war eine deutsche Schriftstellerin und Komponistin. Sie gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern des 19. Jahrhunderts.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Julius Rodenberg, passend zum heutigen Frühlingsanfang. Seit 04:06 Uhr MEZ ist Äquinox (Äquinoktikum, Equinox), der astronomische Frühlingspunkt ist am Himmel erreicht.
Der heutige Tag wäre so ganz nach Gerdas Geschmack gewesen - am Nachmittag erreichte das Thermometer in unserer Region 18° C.
Nun, es wird nicht lange dabei bleiben - die Prognose für die Karwoche fällt ziemlich bescheiden aus...
Im übrigen ist die Schwester meiner Mutter,
92 Jahre alt und körperlich wie geistig fit, ein ähnlicher "Sommerjeck" wie es meine Mutter
war. Auch hohe Temperaturen im Sommer machen ihr gar nichts aus - im Gegenteil!
Letzte Woche besuchte ich meine Tante, heute telefonierte ich mit ihr. Sie besuchte heute unter anderem das Grab meiner Mutter und saß am Nachmittag auf ihrem Balkon, genoss die warmen Sonnenstrahlen und las ein Buch...
...wenn das nicht mal ein schöner Auftakt in den Frühling war!
Frühlingssonne
von Julius Rodenberg
Frühlingssonne tritt mit Funkeln
Aus den Wolken; Merzluft weht,
Tief am Berg, im Wald, dem dunkeln
Und am Strom der Schnee zergeht.
Veilchendüfte, Lerchenschall,
Glanz und Jubel überall.
O wie wonnig,
O wie sonnig,
Wenn der Frühling aufersteht!
Möchte nun ein Vogel werden,
In den Himmel fliegen ein,
Und doch von dem Glanz der Erden
Kann ich gar nicht mich befrein.
O, mein Schatz, so anmuthreich,
Erd und Himmel mir zugleich,
Stern und Sonne,
Qual und Wonne,
Könnt ich nunmehr bei Dir sein!
Julius Rodenberg, eigentlich Julius Levy,
*26. Juni 1831 in Rodenberg, heute LK Schaumburg, Niedersachsen, +11. Juli 1914 in Berlin. Rodenberg war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.
Die heutige Gedenkkerze widme ich nicht nur Gerda, sondern auch meinem Vater, der heute
vor 38 Jahren im Alter von 59 Jahren plötzlich verstarb. (Gedenkseite Franz Steinhardt)
Nacht
von Hermann Hesse
Ich habe meine Kerze ausgelöscht;
Zum offenen Fenster strömt die Nacht herein,
Umarmt mich sanft und läßt mich ihren Freund
Und ihren Bruder sein.
Wir beide sind am selben Heimweh krank;
Wir senden ahnungsvolle Träume aus
Und reden flüsternd von der alten Zeit
In unsres Vaters Haus.
Hermann Karl Hesse, Pseudonym Emil Sinclair,
* 2. Juli 1877 in Calw, ehem. Königreich Württemberg, + 9. August 1962 in Montagnola, Schweiz. Hesse war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Julius Rodenberg.
Nun, den astronomischen Frühlingspunkt erreichen wir erst noch, den meteorologisch-rechnerischen Frühlingsbeginn haben wir schon seit dem 1. März. Wir sind der Jahreszeit um Wochen voraus, so kann man sicherlich auch schon Gedichte über "die Frühlingssonne" lobpreisen.
Gerda würde bei solch einem sonnigen und
milden Märztag, wie er hier im Rheinland heute vorherrschte mit der Sonne um die Wette strahlen, das Gesicht gen Himmel gerichtet, mit einem Lächeln und sicherlich einem Satz auf den Lippen wie "Ach wie wunderbar! Der Frühling ist schon da! Ich bin so froh und glücklich, das die kalten, düsteren Tage vorüber sind!" - Kehrtwenden nie ausgeschlossen...
Frühlingssonne
von Julius Rodenberg
Frühlingssonne tritt mit Funkeln
Aus den Wolken; Merzluft weht,
Tief am Berg, im Wald, dem dunkeln
Und am Strom der Schnee zergeht.
Veilchendüfte, Lerchenschall,
Glanz und Jubel überall.
O wie wonnig,
O wie sonnig,
Wenn der Frühling aufersteht!
Möchte nun ein Vogel werden,
In den Himmel fliegen ein,
Und doch von dem Glanz der Erden
Kann ich gar nicht mich befrein.
O, mein Schatz, so anmuthreich,
Erd und Himmel mir zugleich,
Stern und Sonne,
Qual und Wonne,
Könnt ich nunmehr bei Dir sein!
Julius Rodenberg, eigentlich Julius Levy,
*26. Juni 1831 in Rodenberg, heute LK Schaumburg, Niedersachsen, +11. Juli 1914
in Berlin.
Rodenberg war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Joseph von Eichendorff, passend zum (meteorologischen) Frühlingsbeginn am 1. März.
Der März, der Frühlingsanfang war für Gerda einer Wiedergeburt ihres Lebens und Blüte gleich, ihre so verschmähte, kalte Jahreszeit war im Prinzip vorbei. Warten wir es ab - auch in meiner Region gab es öfter einmal "Osterschnee" - das selbst ernannte Winterkind würde sich jedenfalls nicht beschweren...
Frau Venus
von Joseph von Eichendorff
Was weckst du, Frühling, mich von neuem wieder?
Dass all die alten Wünsche auferstehen,
Geht übers Land ein wunderbares Wehen;
Dass schauert mir so lieblich durch die Glieder.
Die schöne Mutter grüßen tausend Lieder,
Die, wieder jung, im Brautkranz süß zu sehen.
Der Wald will sprechen, rauschend Ströme
gehen, Najaden tauchen singend auf und nieder.
Die Rose seh ich gehn aus grüner Klause
Und, wie so buhlerisch die Lüfte fächeln,
Errötend in die laue Flut sich dehnen.
So mich auch ruft ihr aus dem stillen Hause -
Und schmerzlich nun muss ich im Frühling lächeln,
Versinkend zwischen Duft und Klang vor Sehnen.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff,
* 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor,
damaliges Oberschlesien, + 26. November 1857
in Neisse, Oberschlesien. Von Eichendorff war
ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum Märzanfang,
von Johann Wolfgang von Goethe.
Gerda zelebrierte den 1. März wie einen Geburtstag - wie die Geburtsstunde des Frühlings. Im April lebte meine Mutter, das Sommerkind, weiter auf. Der Maifeiertag war für sie "fast schon Sommer" - jetzt konnte nach ihrem Ermessen nicht mehr viel schiefgehen - der Sommer klopfte schon an...aber: es kam oft
wie es kommen musste: Märzschnee und ein kalter April -
folgend ein kühler, durchwachsener Mai...
Was mir ganz recht ist, waren für Gerda nur üble Störfaktoren auf
dem Wege zu ihrem so geliebten Sommer...
März
von Johann Wolfgang von Goethe
Es ist ein Schnee gefallen,
Denn es ist noch nicht Zeit,
Dass von den Blümlein allen,
Dass von den Blümlein allen
Wir werden hoch erfreut.
Der Sonnenblick betrüget
Mit mildem, falschem Schein,
Die Schwalbe selber lüget,
Die Schwalbe selber lüget,
Warum? Sie kommt allein.
Sollt ich mich einzeln freuen,
Wenn auch der Frühling nah?
Doch kommen wir zu zweien,
Doch kommen wir zu zweien,
Gleich ist der Sommer da.
Johann Wolfgang Goethe, ab 1782 von Goethe,
* 28. August 1749 in Frankfurt am Main,
+22. März 1832 in Weimar, Großherzogtum
Sachsen-Weimar-Eisenach.
Goethe war ein deutscher Dichter, Politiker und Naturforscher.
Er gilt als einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Charlotte von Ahlefeld zum Thema "Geduld".
Gerda hatte "die Geduld weg". Meine Mutter lies sich nie aus der Ruhe bringen. Sie konnte Dinge aussitzen, bis diese ihren erwarteten Lauf nahmen. Ich habe ja viel mit meiner Mutter gemeinsam, muss aber gestehen, das ich die Geduld nicht gerade von ihr geerbt habe. Ich wirke zwar ruhig und geduldig, aber innerlich bin ich häufig rastlos.
Ich sollte mich diesbezüglich häufiger an Gerda zurück erinnern -
und ihrem guten Beispiel folgen...
Geduld
von Charlotte von Ahlefeld
Umstarrt vom Eis des Norden
In trüber Einsamkeit,
Ist mir ein Blümchen worden
Das duftend mich erfreut.
Im Taue bittrer Tränen
Entfaltete es sich,
Und heilte von dem Sehnen
Nach bessrer Zukunft mich.
Tief trag ich es verborgen
In der verschwiegnen Brust.
Da wandelts meine Sorgen
In stiller Wehmuth Lust.
Um mein Geschick zu tragen
Gab mirs des Himmels Huld.
Wie heißt es? wirst Du fragen.
Das Blümchen heißt - Geduld.
Charlotte Elisabeth Sophie Louise Wilhelmine von Ahlefeld, geb. von Seebach, * 6. Dezember 1777 in Stedten, heute Stedten am Ettersberg, Ortsteil der Landgemeinde Am Ettersberg im Landkreis Weimarer Land in Thüringen.
+ 27. Juli 1849 in Teplitz, Böhmen, heute Teplice-Šanov, Bezirksstadt
in der nordböhmischen Region Usti in Tschechien.
Von Ahlefeld war eine deutsche Schriftstellerin. Ihre Pseudonyme waren: "Elisabeth Selbig", "C.", "Natalie", "Verfasserin der Marie Müller", "der Erna", "der Felicitas“ usw.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff. Sie war eine der Lieblings-DichterInnen Gerdas,
auch ich bin ihren Versen von je her sehr angetan. Ich erinnere
mich gerne an einen Ausflug mit meiner Mutter zur Burg Hülshoff
und dem Haus Rüschhaus im Münsterland, Schauplätze aus Drostes Leben. Auch später besuchte ich noch diese Orte mit einem auch literatur-affinen Freund.
Selbst zu dichten unterlasse ich besser, mein Talent reicht meiner Meinung nach nicht dafür aus. - Was hätte/würde ich meiner Mutter
für ein Gedicht schreiben? Damals, zu ihren Lebzeiten und heute
postum? Ich adaptiere lieber die schönen Verse von Droste-Hülshoff, sie sprechen einem aus dem Herzen...
An meine Mutter
von Annette von Droste-Hülshoff
So gern hätt ich ein schönes Lied gemacht,
Von deiner Liebe, deiner treuen Weise,
Die Gabe, die für andre immer wacht,
Hätt ich so gern geweckt zu deinem Preise.
Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr,
Und wie ich auch die Reime mochte stellen,
Des Herzens Fluten rollten drüber her,
Zerstörten mir des Liedes zarte Wellen.
So nimm die einfach schlichte Gabe hin,
vom einfach ungeschmückten Wort getragen,
Und meine ganze Seele nimm darin;
Wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen.
Annette von Droste-Hülshoff, *12. Januar 1797, nach anderen
Quellen *10. Januar 1797 auf Burg Hülshoff in Havixbeck bei
Münster, +24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg.
Droste-Hülshoff war eine deutsche Schriftstellerin und Komponistin. Sie gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern des 19. Jahrhunderts.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Clara Müller-Jahnke.
Die Masken sind gefallen, die Fastenzeit hat begonnen. Sind Sie froh, das der ganze Spuk des Faschings nun ein Ende hat? Oder trauern Sie der närrischen Zeit nach?
Gerda, die Frohnatur, mochte den Karneval sehr gern, wie auch ich.
Nun ist er da, der Aschermittwoch, da hilft kein Weh und kein Ach...
eine karge Zeit beginnt, je nach dem wie Sie diese annehmen, mit christlichem Hintergrund oder purem Ignorieren...die gute Nachricht:
In 40 Tagen ist Ostersonntag. Ein überschaubarer Zeitraum, wie auch immer Sie diese kommenden Wochen gestalten, möge es Ihnen gut gelingen!
Aschermittwoch
Nun fällt der tollen Narrenwelt
das bunte Kleid in Lumpen, -
und klirrend auf den Estrich schellt
der Freude voller Humpen.
Lautkrachend springt ins Schloss das Tor,
kein Lichtschein mehr am Fenster -
ein grauer Morgen kriecht empor,
der Morgen der Gespenster.
Da ist im tiefen Straßenstaub
ein stolzes Weib gestanden -
von ihrem Odem rauscht das Laub,
des Meeres Wogen branden.
Sie reckt sich in die Frühlingspracht
mit herrischer Gebärde:
mein ist, was blüht und weint und lacht -
mein ist die ganze Erde!
Was bimmelt ihr vom Kirchenturm
und predigt Reu und Buße?
Ihr seid das Sandkorn vor dem Sturm,
der Staub mir unterm Fuße.
Was schiert mich eurer Sünde Scham
und eurer Hölle Flammen?
Ich blas den ganzen Maskenkram
mit einem Hauch zusammen.
Mir gilt die Dirne unterm Tor,
das Hündlein in der Gossen
mehr als der schönste Damenflor
in euren Staatskarossen.
Und Blumen und Konfettischlacht?
Wie jäh verstummt die Harfe,
versprüht der Witz, verblaßt die Pracht,
löst meine Hand die Larve.
Mir gilt des Bettlers hohle Hand
und gramzerfressne Miene
mehr als der Fürstenhöfe Tand
und blutige Hermeline. -
Und tobt im Ost der Schwertertanz,
und saust das Blei, das rasche -
auf aller Kronen Faschingsglanz
streu ich die Handvoll Asche!
Ob Kirchen- oder Festungssturm,
sie wanken beid auf Erden
und werden einst vom Wirbelsturm
zu Staub zerblasen werden.
Und reißt der letzten Narretei
der bunte Rock in Fetzen,
dann soll die Menschheit,
nackt und frei,
sich an die Tafel setzen.
Clara Müller-Jahnke, geborene Müller, * 5. Februar 1860 in Lenzen, Kreis Belgard, Pommern, heute poln. Woiwodschaft Westpommern,
+4. November 1905 in Wilhelmshagen (seit 1920 zu Berlin).
Müller-Jahnke war eine deutsche Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin. Sie galt als führende sozialistische Dichterin
ihrer Zeit und machte mit ihren Arbeitergedichten auf die Lage
der Arbeiter und der Frauen aufmerksam.
Zur heutigen Gedenkkerze ein paar Gedanken zum Karneval, zum Fasching und einem passenden Gedicht von Wilhelm Busch.
Sind Sie jeck? Lieben Sie die "tollen Tage?" Oder ist es Ihnen ein Greuel? Darf man bei der derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Situation überhaupt fröhlich sein? Feiern? Lassen wir nun auch unsere Geburtstage, Weihnachten, Ostern ausfallen oder gönnen wir uns ein paar Tage, ein paar Stunden Freude, Erholung vom trüben Alltag?
Meine Mutter sagte immer: " Viele sagen: Ach, Karneval! Dieses auf Kommando lustig sein! Das können ja nur Karnevalsmuffel sagen... aber es ist nicht so - wir freuen uns ja schon lange vorher auf die jecken Tage, und endlich sind sie dann da!"
Der Aschermittwoch kommt bald. Dann kann ich früh genug das ganze Jahr Trübsal blasen und an der politischen und wirtschaftlichen Situation verzweifeln...gönnen Sie den Menschen den Karneval, den Fasching.
Karneval
von Wilhelm Busch
Auch uns, in Ehren sei’s gesagt,
Hat einst der Karneval behagt,
Besonders und zu allermeist
In einer Stadt, die München heißt.
Wie reizend fand man dazumal
Ein menschenwarmes Festlokal,
Wie fleißig wurde über Nacht
Das Glas gefüllt und leergemacht,
Und gingen wir im Schnee nach Haus,
War grad die frühe Messe aus,
Dann konnten gleich die frömmsten Fraun
Sich negativ an uns erbaun.
Die Zeit verging, das Alter kam,
Wir wurden sittsam, wurden zahm.
Nun sehn wir zwar noch ziemlich gern
Die Sach’ uns an, doch nur von fern
Ein Auge zu, Mundwinkel schief
Durchs umgekehrte Perspektiv.
Wilhelm Busch, * 14.02.1832 in Wiedensahl, Schaumburger Land, Niedersachsen, + 09.01.1908 Mechtshausen, heute Stadt Seesen, Niedersachsen.
Sind Sie in der Nähe, besuchen Sie doch einmal das alte Pfarrhaus im Ortsteil Mechtshausen, dort wurde ihm zu Ehren ein Museum eingerichtet, in dem neben seinen Werken seine Wohn- und Arbeitsräume zu besichtigen sind. Vor der Kirche steht eine Max-und-Moritz-Statue, sein Grabmal ist auf dem dortigen Friedhof zu finden.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, welches die Hoffnung auf den baldigen Frühling ausdrückt.
Gerda konnte es - wie die meisten - kaum erwarten, bis das Frühjahr, die Natur wieder neu erwacht. Und Sie?
Noch wird es ein wenig dauern, der Februar hat erst begonnen und kann noch mit aller Winterhärte über uns kommen...
Ich hin dessen würde mich noch über etwas Schnee freuen...
Februar
von Ernst Lissauer
O seliger Anfang Februar!
Es steigt das Jahr.
Die Sonne kehrt zurück, und länger bleibt das Licht.
Ich fühle mich von stiller Kraft durchfeuert,
Die rinnend weit mir das Geblüt durchflicht,
Ich treibe wachsend Ring und Schicht,
Ich werd’ erneuert.
Ernst Lissauer, *10. Dezember 1882 in Berlin, + ebenfalls 10. Dezember 1937 in Wien. Lissauer war ein deutscher Dramatiker, Lyriker und Publizist.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Robert Reinick.
Nun, der Schnee ist in meiner Region getaut, trotzdessen ein Winter-und Schnee-bejahendes Gedicht, welches ich sehr schön finde.
Gerda hätte zu diesem Zeitpunkt nur noch das ersehnte Frühjahr im Kopfe, Ende Januar stieg ihre Hoffnung, ihre Sehnsucht nach wärmeren, sonnigen Tagen ins Unermessliche...
Ich würde mir hingegen noch einmal einen schneereichen Februar
sehr wünschen...
Januar
Wohin man schaut, nur Schnee und Eis,
Der Himmel grau, die Erde weiß;
Hei, wie der Wind so lustig pfeift,
Hei, wie er in die Backen kneift!
Doch meint er’s mit den Leuten gut,
Erfrischt und stärkt, macht frohen Mut.
Ihr Stubenhocker, schämet euch.
Kommt nur heraus, tut es uns gleich.
Bei Wind und Schnee auf glatter Bahn,
Da hebt erst recht der Jubel an!
Robert Reinick, * 22.02.1805 in Danzig, + 07.02.1852 in Dresden.
Reinick war ein dt. Dichter und Maler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Erich Lissauer.
Seit einer Woche liegt nun auch hier in unseren Breitengraden viel Schnee, was mich sehr erfreut. Aber auch Gerda, das Sommerkind, konnte sich an einer schönen Schneelandschaft mit Wintersonne erfreuen. Aber: Meine Mutter ersehnte natürlich gen Januarend
das kommende Frühjahr wie sonst kaum etwas anderes...
Januar
Ich bin erwacht aus toter Winterruh’,
Es taut mein Blut, lang war es zugefroren.
Die Adern rinnen, offen stehn die Poren,
Ich spüre tief: es geht dem Frühling zu.
Klar fließt in mir Lichtjanuar.
Es wächst der Tag, es schwillt das Jahr.
Ernst Lissauer, *10. Dezember 1882 in Berlin, +10. Dezember 1937
in Wien. Lissauer war ein deutscher Dramatiker, Lyriker und Publizist.
Heute vor 30 Jahren verstarb Gerda im Alter von 63 Jahren an schwerer Herzkrankheit.
Trotz des etwa einjährigen (akuten) Krankheitsverlaufs hatte man bis zuletzt Hoffnung, auch meine Mutter selbst - ihr Tod kam daher am Abend des 11. Januar 1994 im hiesigen Hospital doch für alle plötzlich und recht unerwartet.
Der Schock saß bei uns Angehörigen tief und nachhaltig. Ihre Schwester Dorothea (92 Jahre alt) und auch ich sind im Prinzip
nie wirklich über den Verlust von Gerda hinweg gekommen. Zeit
heilt vielleicht die Wunden und lindert den Schmerz - die Narben bleiben für immer spürbar. Dieser außergewöhnliche Mensch
Gerda Sophia Steinhardt hat in uns eine nicht mehr füllbare Lücke hinterlassen.
Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen.
Albert Schweitzer
Zur Gedenkkerze am Dreikönigstag ein Wintergedicht von Georg Trakl.
In einigen christlichen Ländern Europas findet heute erst die weihnachtliche Bescherung statt, mehrere christlich-orthodoxgeprägte Staaten feiern heute (erst) Christi Geburt.
Um diesen Zeitpunkt herum bin auch ich geboren, meine Erinnerung
an die Geburtstage meiner Kindheit sind natürlich noch sehr präsent. Gerda gab sich immer äußerste Mühe ein wunderschönes Fest für mich auszurichten. Viele Kinder fragten mich einst, ob ich nicht lieber später, gar im Sommer Geburtstag haben möchte - ich verneinte, da ich es immer als sehr schön empfand noch unter dem Christbaum meine Geschenke zu bekommen - ein Mischung aus Weihnachten und Geburtstag - und: Ich fand es immer praktisch, sich vielleicht etwas zu wünschen, was man zum Christfest vermisste bzw. um etwas zu ergänzen oder zu erweitern...
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinert die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl,* 3. Februar 1887 in Salzburg, +3. November 1914 in Krakau, damaliges Galizien, KR Österreich-Ungarn, heute zur poln. Woiwodschaft Kleinpolen.
Trakl war ein österreichischer Dichter des Expressionismus mit starken Einflüssen des Symbolismus.
Zur Gedenkkerze am Neujahrsabend ein schönes Gedicht von Karl Friedrich Henckell.
Was ist ihr Neujahrswunsch? Für andere, für sich selbst?
Ich denke ganz oben sollte das Wort Gesundheit stehen, gesund
zu bleiben, es zu werden.
Manche Menschen wünschten mir nur Glück, Erfolg, das alle meine Wünsche in Erfüllung gehen.
Alle meine Wünsche? Nur pures Glück? Nun, eine nette Vorstellung - aber mit Verlaub: Das möchte ich gar nicht.
Und so erinnere ich mich an Gerdas Worte, die bei solch dicken Wünschen nur müde lächelte und sprach: "Wer mit das wünscht, der wünscht sich dieses wahrscheinlich selbst. Ich finde es arm, diese Menschen sind arm"
Gesundheit, ein wenig Glück - dann, wenn Sie nicht damit rechnen, und etwas Zuversicht in nicht einfachen Zeiten, dies wünsche ich Ihnen für das Jahr 2024.
Mein Neujahrswunsch
von Karl Friedrich Henckell
Was ich erwünsche vom neuen Jahre?
Dass ich die Wurzel der Kraft mir wahre,
Festzustehen im Grund der Erden,
Nicht zu lockern und morsch zu werden,
Mit den frisch ergrünenden Blättern
Wieder zu trotzen Wind und Wettern,
Mag es ächzen und mag es krachen,
Stark zu rauschen, ruhig zu lachen,
So in Regen wie Sonnenschein
Freunden ein Baum des Lebens zu sein.
Karl Friedrich Henckell, *17. April 1864 in Hannover, †30. Juli 1929 in Lindau, Bodensee, Bayern. Henckell war ein deutscher Lyriker und Schriftsteller, Philosoph und Philologe.
Zur heutigen Gedenkkerze am letzten Tage des Jahres ein Gedicht von Max Hartung. Zum letzten Silvester vor einem Jahr habe ich zwar auch diese Verse verwendet, finde sie aber nach wie vor am schönsten.
Mehrere andere Silvestergedichte werde ich noch im Laufe des Abends auf den Gedenkseiten meines Vaters wie Großeltern veröffentlichen, ggf. auch Neujahrsverse am morgigen Tag.
Gerne erinnere mich zurück an die Silvesterabende meiner Kindheit, das Haus war nahezu voll, Großeltern, der älteste Bruder mit Partnerin, Anverwandte, es wurde Kartoffelsalat mit Würstchen kredenzt, Stangenbrote und Lachs gereicht. Viel Knabbergebäck, Champagner wie Sekt war ausreichend vorhanden.
Gerda gab sich größte Mühe, alle Gäste zu befrieden, die Stimmung war ausgelassen, "das Kind" konnte es gar nicht abwarten bis zur Mitternachtsstunde und bat den Bruder doch stündlich um das anzünden einer Rakete...
Können Sie es heuer auch "kaum abwarten", feiern sie im großen Kreis oder eher mit wenigen Gästen, mit dem Partner, Ehegatten oder gar allein? Sind sie froh, das das alte Jahr in wenigen Stunden hinter uns liegt? Gedanken kreisen retrospektiv und prospektiv, was war, was mag kommen?
Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins neue Jahr, ein friedvolles und gesundes 2024!
Bleiben wir zuversichtlich - auch wenn es in dieser Zeit manchmal schwer fällt.
Silvesternacht
von Max Hartung
Die Glocken tönen durch die Nacht,
Du lauschest ihrem Klingen;
Das Jahr, das du herangewacht,
Was wird das neue bringen?
Kein Glockenlaut, kein Menschenmund,
Noch der Gestirne Kreisen
Vermag auf Gottes Erdenrund
Die Zukunft dir zu weisen!
Drum frag dich selbst! Das Jahr wird gut,
Gehst du auf rechten Wegen,
In deinem Tun und Lassen ruht
Des neuen Jahres Segen.
Max Hartung, *1857 in Leipzig, +1932 ebenda.
Hartung war ein deutscher Schriftsteller und Dichter, über den ich bisher wenige Daten fand. Häufige Verwechselung und stets im Vordergrund: Der namensgleiche dt. Säbelfechter Max Hartung.
Zur heutigen Gedenkkerze am Heiligen Abend ein längerer Text, welchen es sich aber durchaus lohnt, ihn einmal zu lesen.
Ich wünsche Ihnen und ihren Angehörigen eine besinnliche Christnacht und friedvolle Weihnachten! Sollten Sie an diesen Tagen einen lieben Menschen besonders vermissen, vielleicht sogar durch einen Sterbefall in diesem Jahr, wünsche ich Ihnen viel Kraft! Ist ein lieber Mensch in ihrem Umfeld erkrankt, oder gar Sie selbst, wünsche ich Ihnen oder der entsprechenden Person Zuversicht und Hoffnung!
-
Die 8-jährige Virginia OHanlon schrieb einst der schon eingestellten Zeitung New York Sun die Frage "Is there a santa?" - gibt es einen Weihnachtsmann? Francis P. Church von der New York Sun schrieb dazu auf der Titelseite einen Leitartikel, welcher über viele Jahrzehnte immer wieder zu Weihnachten auf der Titelseite gedruckt wurde.
Emmy-Gewinn 1974.
Lieber Redakteur: Ich bin 8 Jahre alt.
Einige meiner kleinen Freunde sagen, dass es keinen Weihnachts-
mann gibt.
Papa sagt: ‚Wenn du es in der Sun siehst, ist es so.‘
Bitte sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es einen Weihnachtsmann?
Virginia O’Hanlon.
115 West Ninety-fifth Street.
Virginia, deine kleinen Freunde haben unrecht. Sie sind beeinflusst von der Skepsis eines skeptischen Zeitalters. Sie glauben an nichts, das sie nicht sehen. Sie glauben, dass nichts sein kann, was ihr kleiner Verstand nicht fassen kann. Der Verstand, Virginia, sei er nun von Erwachsenen oder Kindern, ist immer klein. In diesem unserem großen Universum ist der Mensch vom Intellekt her ein bloßes Insekt, eine Ameise, verglichen mit der grenzenlosen Welt über ihm, gemessen an der Intelligenz, die zum Begreifen der Gesamtheit von Wahrheit und Wissen fähig ist.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie öde wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie wäre so öde, als wenn es dort keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die diese Existenz erträglich machen. Wir hätten keine Freude außer durch die Sinne und den Anblick. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.
Nicht an den Weihnachtsmann glauben! Du könntest ebenso gut nicht an Elfen glauben! Du könntest deinen Papa veranlassen, Menschen anzustellen, die am Weihnachtsabend auf alle Kamine aufpassen, um den Weihnachtsmann zu fangen; aber selbst wenn sie den Weihnachtsmann nicht herunterkommen sähen, was würde das beweisen? Niemand sieht den Weihnachtsmann, aber das ist kein Zeichen dafür, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Die wirklichsten Dinge in der Welt sind jene, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Sahst du jemals Elfen auf dem Rasen tanzen? Selbstverständlich nicht, aber das ist kein Beweis dafür, dass sie nicht dort sind. Niemand kann die ungesehenen und unsichtbaren Wunder der Welt begreifen oder sie sich vorstellen.
Du kannst die Babyrassel auseinanderreißen und nachsehen, was darin die Geräusche erzeugt; aber die unsichtbare Welt ist von einem Schleier bedeckt, den nicht der stärkste Mann, noch nicht einmal die gemeinsame Stärke aller stärksten Männer aller Zeiten, auseinanderreißen könnte. Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe, Romantik können diesen Vorhang beiseiteschieben und die übernatürliche Schönheit und den Glanz dahinter betrachten und beschreiben. Ist das alles wahr? Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger.
Kein Weihnachtsmann! Gott sei Dank lebt er, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen...
Zur heutigen Gedenkkerze ein kurzes vorweihnachtliches Gedicht von Theodor Fontane. Nun, in Strophe 2 ist der Weihnachtstag "noch fern", am heutigen 21. Dezember sind wir aber hingegen sehr nah davor.
Gerda hätte bis zum heutigen Tage soweit alles erledigt, das bei ihr selbst in den letzten beiden Tagen vor dem Heiligen Abend verhältnismäßig wenig Stress aufkam. Die Geschenke waren besorgt, die letzten wurden schon verpackt - der Einkaufszettel für die Feiertage lag parat und wartete auf seinen Abbau. Meistens am 21. oder 22. Dezember wurde dann der Christbaum aufgestellt - als Kind drängte ich darauf, das dieser so früh wie möglich im Raume stand, schließlich wartete dieser schon Tage zuvor im Garten auf seinen großen Auftritt...
Im Bilderalbum finden Sie ein Bild des geschmückten Baumes am Heiligen Abend in unserem Wohnzimmer - vermutlich zwischen 1975 und 1978.
Wir sehen schon den Stern
von Theodor Fontane
Wir sehen schon den Stern
Tag der Geburt, heute bist du uns noch fern,
aber Tannen, Engel, Fahnen,
lassen und den Tag schon ahnen,
und wir sehen schon den Stern.
Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819 in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin. Fontane war ein dt. Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.
Zur heutigen Gedenkkerze zum 3. Advent ein Gedicht von Ringelnatz, welches sich mit dem "Schenken" beschäftigt.
Liegen bei Ihnen zur Christnacht so viele Geschenke unter dem Baum, dass ein heilloses Durcheinander entsteht, wessen Paket nun wirklich wem gehört? Oder gehören Sie gar zu den Geschenk-Verweigerern, wobei ich allerdings nur eine Familie kenne, die dies so handhabt?
Bei uns wird es dieses "Durcheinander" geben, und ehrlich gesagt gehört dies für uns auch zum Feste...
Gerda schenkte gerne und viel, machte sich wirklich Gedanken, wie man seine Lieben tatsächlich noch überraschen kann, verpackte die Geschenke akkurat und mit viel Liebe, mit Schleifchen und Sternchen.
Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen dritten Adventssonntag, sollten Sie sich heute lieber auf einem Christkindlesmarkt vergnügen oder sich in das Getümmel eines verkaufsoffenen Sonntags stürzen, dann wünsche ich Ihnen dabei möglichst wenig Stress...
Schenken
von Joachim Ringelnatz
Schenke groß oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So daß die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Daß dein Geschenk
Du selber bist.
Joachim Ringelnatz, * 7. August 1883 in Wurzen als Hans Gustav Bötticher, † 17. November 1934 in Berlin. Bötticher war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte um die Kunstfigur "Kuttel Daddeldu" bekannt wurde.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Adventsgedicht von Matthias Claudius.
Der dritte Advent steht schon vor der Tür - noch 10 Tage bis zur Heiligen Nacht.
Haben Sie schon viele Vorbereitungen für das Fest getroffen? Ihre Geschenke gekauft? Sind Sie schon im "Weihnachtsstress" oder bleiben Sie ganz entspannt...kann Ihnen der Trubel gar nichts anhaben?
Gerda blieb immer relativ locker, ihre geplanten oder die gewünschten Geschenke holte meine Mutter schon lange vor Weihnachten, oft schon im November. Sie war eine regelrechte Meisterin in Planung
und Vorbereitung - ich habe dies (natürlich...) adaptiert...und bin froh drum.
Meine Mutter bekam nie Zeitprobleme an den Weihnachtstagen, was das Schmücken, verpacken von Geschenken (weit vor der Zeit ) kochen oder backen an den Festtagen betraf.
Alles war sorgfältig geplant - ich könnte es auch nicht anders. Nur wie es so ist - kann sich dies schon mal mit etwas "chaotischeren" Menschen mischen - und Futsch ist der schönste Ablaufplan...
Lassen Sie sich nicht stressen...
Lied im Advent
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!
Matthias Claudius (Pseudonym Asmus), *15. August 1740 in Reinfeld, Holstein, +21. Januar 1815 in Hamburg. Claudius war ein dt. Dichter, Lyriker und Journalist.
Diese Gedenkkerze möchte ich nicht nur Gerda, sondern auch ihrem erstgeborenen Sohn, meinem ältesten Bruder Axel widmen.
Am heutigen 12. Dezember vor zwei Jahren verstarb Axel plötzlich und unerwartet einen Tag nach seinem 70. Geburtstag. Aus familiären Gründen habe ich noch keine Gedenkseite für ihn anlegen können.
Leider bestand aufgrund eines Familienstreits kein Kontakt mehr zu Axel und seiner Familie. Jeder mag es anders sehen, ich sehe mich aber nicht "berechtigt" eine Seite für meinen Bruder zu erstellen.
Daher möchte ich auf den Gedenkseiten meiner Mutter einige Worte aus Axels Leben schreiben:
Gerdas erster Sohn erblicke am 11. Dezember 1951 in Gladbeck die Welt. Erst fast 19 Jahre später wurde ich geboren, Gerda war zu diesem Zeitpunkt schon 39 Jahre alt, mein Vater 44.
Axel besuchte das hiesige Gymnasium, nach dem Abitur studierte mein Bruder überwiegend in Marburg Germanistik und Sport. So konnte ich als Kind bei häufigen Besuchen dort die unglaublich schöne, mittelalterlich geprägte Stadt Marburg an der Lahn kennen- und lieben lernen. Für mich war es bis dahin "meine Traumstadt" der Kindheit, und meinen Bruder wie seine Freundin und spätere Gattin zu besuchen ein unglaubliches Highlight.
Mein Bruder Axel war für mich immer das große Vorbild, ich wollte auch Lehrer werden und sonst nichts anderes - wir verstanden uns
1:1, es gab in meiner Kindheit und Jugend niemals Streit zwischen uns, und Axel erfüllte mir im Prinzip fast jeden Wunsch. Ausflugsfahrten, Abenteuerspielplätze, Schwimmbadbesuch, ins Fußballstadion...er kümmerte sich rührend um sein kleines "Brüderchen", wie Axel mich auch immer nannte.
Nach dem Rückzug von Marburg ins Ruhrgebiet nahm Axel zwei Referendarstellen in Gladbeck und Oberhausen an. Bis zur Rente arbeitete mein Bruder als Studienrat für Deutsch und Sport wie Vertrauenslehrer am Essener Don Bosco Gymnasium. Zwischen-
zeitlich war er auch Sprintertrainer bei der SGO Oberhausen, ich kam oftmals mit zum Training im Stadion und konnte auch sehr bekannte Leichtathleten kennenlernen.
Natürlich nahm mich Axel mit zu Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in verschiedene deutsche Stadien.
Axel war gläubiger Katholik, ein Vorbild im Glauben, den er nicht mit Strenge, sondern mit Fröhlichkeit lebte. Mein Bruder lächelte ständig, hatte einen großen Humor, konnte Tränen lachen wenn wir uns beispielshalber zusammen einen Louis des Fúnes-Film ansahen. Ein unglaublich positiver Mensch - ähnlich unserer Mutter. Gerda verstand sich ebenfalls prächtig mit ihrem Sohn, wer ihn nicht leiden mochte - war nicht zu verstehen.
Axel wurde zweimal Vater, 1983 und 1986, seine Söhne waren für mich das Allergrößte - wie kleine Brüder, die ich mir immer wünschte. Schon mit 13 Jahren wurde ich Onkel - ich war unglaublich stolz auf meinen ersten kleinen Neffen.
Nachdem wir uns viele Jahre nicht gesehen hatten entschloss ich mich, meinem Bruder Axel zum 70. Geburtstag eine Karte zu schicken. Mit der Aussicht, sehr bald Bilder von meiner Familie und mir zu schicken, in der Hoffnung auf ein Wiedersehen. Das ich Axel in aller Kürze zu Grabe tragen würde, war unvorstellbar.
Einen Tag nach seinem 70. Geburtstag verstarb Axel plötzlich und unerwartet. Mein Bruder war, wie ich durch andere familiäre Kontakte schon zuvor erfuhr, herzkrank. Einen weiteren Tag später erfuhr ich von meiner Cousine, welche informiert wurde, das Axel nicht mehr lebt. Er fühlte sich nicht gut und lag leblos auf seiner Couch.
Ich war geschockt, jetzt gerade, wo endlich einer von uns nach viel zu langer Zeit versuchte das Eis zu brechen, verstarb mein Bruder. Ich merkte, das es einerlei war, ob man sich einige Jahre nicht mehr gesehen hat, oder ob es noch gestern gewesen wäre. Meine Trauer
war groß, ich war fassungslos. Die vielen guten Erinnerungen an Axel wurden sehr präsent.
Die Trauerfeier war eine filmreife Farce und Beleidigung für meinen Bruder. 8! Trauergäste, kein Pfarrer, keine Trauerbegleitung oder RednerIn, die Witwe erschien nicht, die Urne wurde in ein Fach in eine Stele geschoben, Zeremonie beendet...kein Trauerkaffee...
Die Trauerfeier wurde genauso wenig kommuniziert wie die Todesnachricht, beides erfuhr man über Umwege. Das ehemalige Lehrerkollegium meines Bruders wurde nicht informiert, erst Monate später erfuhren sie die Todesnachricht. Als mir klar wurde das mein Bruder kein christliches Begräbnis bekommen würde, und nur durch meine Intention beim hiesigen Pfarrer, welcher zufällig von einer anderen Trauerfeier kam, segnete er Axels Urne und betete gemeinsam mit Gerdas Schwester und mir ein Vater Unser.
Ich hatte aber trotz ausbleibendem Trauerkaffee noch Gelegenheit mich nach vielen Jahren mit meinen beiden Neffen vor der Trauerhalle zu unterhalten. Wir sprachen uns aus, redeten über ihren Vater, meinen Bruder. Ich persönlich fragte nicht, warum man Axel wie einen "Verbrecher" bestattete, und auch nicht warum seine eigene Ehefrau nicht erschien. Aber vom kärglichen Rest der Trauergäste war der einhellige Tenor das dies "die armseeligste Begräbnisfeier sei, die man jemals erlebt hat, man muss sich schämen", dies wurde auch laut ausgesprochen.
Zu einem meiner Neffen habe ich noch sporadisch WhatsApp-Kontakt, der andere brach den Kontakt zu mir wieder ab. Den Satz von ihm "Ich halte eigentlich wenig Kontakt zur Familie und Bekannten, ich finde Menschen schwierig", sagt schon eine Menge aus...ich reichte jedem die Hand, auch meinem anderen Bruder, zudem vor der Trauerfeier auch etwa 15 Jahre kein Kontakt bestand. Er verstand nie den Familienzwist, und schlug meine Hand öfter aus. Er hatte auch zuletzt, wie ich erfuhr, keinen Kontakt mehr zu unserem Bruder Axel und Gattin.
Ich reichte ihm an Axels Begräbnisfeier ebenfalls die Hand, wir tauschten WhatsApp-Nummern aus. Ich bekam keine Antworten mehr.
Ich hörte von einer Verwandten das mein mittlerer Bruder sagte: "Das kommt alles viel zu spät" - ein schlimmer Satz nach meinem Empfinden. Ich war der, der ihn immer wieder die Hand reichte...
Für mich ist es nie zu spät, neu anzufangen. Ich kann mich umdrehen, und alles ist vergessen, was vorfiel. Diesen Charakterzug habe ich im Prinzip auch nicht von ihm erwartet. Manche Menschen können nur schwarz-weiß sehen, andere bunt und facettenreich. Ich habe mich mit ihm auch niemals richtig verstanden.
Zu seiner Witwe, meiner Schwägerin besteht nach wie vor kein Kontakt. Ich hörte, das sie auch nicht zur Trauerfeier ihrer alten Mutter erschien...
Vielleicht haben Sie jetzt ein bisschen Verständnis dafür, warum ich für meinen Bruder Axel aus familiären Gründen keine Gedenkseite anlegen "kann" und möchte.
Es bleibt die Erinnerung an einen für mich persönlich wichtigsten Menschen, der mich in meiner Kindheit und Jugend geprägt hat, stets Vorbild war und ohne den ich mich nicht zu dem Menschen entwickelt hätte, der ich bin.
Wir sehen uns wieder, Axel, am Ende der Nacht, im Reich des Lichtes und des Friedens.
Diese Kerze widme ich heute natürlich, wie eingangs schon erwähnt, meiner Mutter Gerda und meinem Bruder Axel. Meiner Mutter wäre das Herz gebrochen, hätte sie den Tod ihres Erstgeborenen noch erlebt.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Theodor Fontane. Der 2. Advent - heute in zwei Wochen feiern wir schon den Heiligen Abend, der auf den 4. Adventssonntag fällt.
Das Gedicht von Fontane stellt schon die kommende Freude des Weihnachtsfestes in Aussicht, welches hier "noch fern" ist - "aber
wir können schon "den Stern" sehen...
Gerda mochte zwar den Spätherbst und Winter nicht wirklich, aber meine Mutter liebte die Advents- und Weihnachtszeit, welche sie außerordentlich liebevoll und erwartungsfroh aufs Fest gestaltete, sodass ich als Kind die Christnacht kaum abwarten konnte...
Verse zum Advent
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819 in
Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin.
Fontane war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und
Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.
Zur heutigen Gedenkkerze eine Geschichte aus meiner Kindheit, passend zum heutigen Nikolausabend.
Ich habe diese auch eben auf der Gedenkseite meines Vaters, Franz Steinhardt, zur Kerze niedergeschrieben:
Ich erinnere mich gerne zurück an den Nikolausabend in meiner Kindheit. Oder doch lieber nicht...?
Er war fast so aufregend wie der Heilige Abend, schließlich gab es
ja neben den Naschereinen ein oder zwei kleine Geschenke, beispielshalber ein kleines Spielzeugauto, eine Figur, ein Quartett...Gerda, meine Mutter rief gen Dämmerung (gespielt) aufgeregt: "Der Nikolaus! Ich glaube ich habe draußen den Nikolaus gesehen!" Nun, das einzig erschreckende daran war, das die Nikolausmaske, die mein Vater trug, sehr spukig aussah. Eine
Maske aus Plastik mit dicken, roten, hervorstehenden Wangen,
die Augen meines Vaters verloren sich gruselig verrutschend hinter dieser...heute würde man diese Nikolausmaske am ehesten zu Halloween tragen...mein Vater trat nah an das Wohnzimmerfenster heran und blickte hinein. Aufgeregtheit, Freude und Grusel - bis ich
5 Jahre alt war, hielt ich diese Gestalt mit der furchteinflößenden Maske wirklich für den Nikolaus...die Geschenke entschädigten
dann doch für den kleinen Schrecken...
Ja, heute spiele ich den Nikolaus für meine Lieben, vor einigen Jahren noch wirklich verkleidet, da die Tochter meiner Partnerin noch im Kindesalter war. Am heutigen Abend stelle ich beiden aber immer noch einige Geschenkchen und Leckereien vor die Tür. Irgendwann rufe ich aufgeregt: "Ich sehe draußen den Nikolaus!" Und wir alle haben Freude an dieser schönen Tradition - auch als Erwachsene. Und siehe da: Der Nikolaus hat heute auch meinen Schuh gefüllt...
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Hedwig von Redern, passend zum Adventsbeginn.
Haben Sie schon die erste Kerze am Kranze angezündet? Gerne erinnere ich mich an die Adventssonntage meiner Kindheit zurück, wie meine Mutter liebevoll das Haus schmückte und mir beim Entzünden der Kerze(n) "Advent, Advent (...)" vortrug.
Am Nachmittag fuhren wir meistens zu den Großeltern oder luden sie wahlweise zu uns ein, mein Opa Wilhelm trug uns im Kerzenscheine schöne.Adventsgedichte und Geschichten vor...
Für Gerda. Für Axel.
Adventswarten
Es ist das ganze Leben
für den, der Jesus kennt,
ein stetes, stilles Warten
auf seligen Advent.
Er kommt, heißt unser Glaube,
er kommt, heißt unser Trost,
wir hoffen in der Stille
und wenn das Wetter tost.
Wir schauen auf im Kampfe,
wir seufzen oft im Dienst:
Ach, dass du kämst, Herr Jesu,
ach, dass du bald erschienst!
Hedwig von Redern, *23. April 1866 in Berlin, +22. Februar 1935
ebenda. Von Redern war eine dt. Erzählerin und Kirchenlieder-
Dichterin.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Heinrich Hoffmann "Struwwelpeter", passend zum Dezemberbeginn.
Freuen Sie sich auf diesen Monat, nach diesem zumindest in meiner Region sehr nassen und ungemütlichen November?
Nun kam der erste Schnee und die Temperaturen schwanken zwischen 0 bis -2° C. Dieser Monat bringt uns die Advents- und Weihnachtszeit wie den Jahreswechsel - wird dieser Dezember gemütlich? Oder eher turbulent? Ich denke eine Mischung aus beiden.
Gerda, das Sommerkind, welche den November spürbar aufs tiefste verachtete, konnte sich aber sehr gut mit dem Dezember arrangieren, das Haus zum Adventsbeginn wunderschön schmücken, viele Kerzen und Lichterketten aufstellen und anbringen, eine Vorfreude auf die kommenden Festtage ausstrahlen, das man es als Kind schier
nicht aushielt bis zum Heiligen Abend...
Dezember
Er ist der letzte von zwölf Brüdern,
Des Jahres Pforte schließt er zu.
Was du gewonnen hast an Gütern
Und was verloren, zähle du!
Doch wäge strenger und besonnen,
Und schließ genaue Rechnung ab,
Was du an Weisheit hast gewonnen,
Und was an Torheit sich ergab.
Heinrich Hoffmann, *13. Juni 1809 in Frankfurt/Main,
+20. September 1894 ebenda. Hoffmann war ein dt.
Psychiater, Lyriker und auch Kinderbuchautor, von ihm
stammt auch das berühmte Werk "Struwwelpeter"
(Das System ordnet die einzelnen Sätze und Abschnitte
abermals wie es denn will, es ist häufig ein Ärgernis. Erst
nach dritter Bearbeitung und Korrektur wendet das System
den Blocksatz an)
Zur heutigen Gedenkkerze ein paar Gedanken, Sprüche zum heutigen Totensonntag oder Ewigkeitssonntag.
Auch mit katholischem Hintergrund (heutiges Christkönigsfest) war
für meine Mutter - und für mich bis heute - dieser Tag eindeutig dem Totengedenken mit Friedhofsgang gewidmet, nicht nur zu Allerheiligen und Allerseelen.
Für Gerda. Für Axel.
"Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.“ (Victor Hugo)
„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.“ (Immanuel Kant)
"Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heißt.“ (Romano Guardini)°
"Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart."
(Stefan Zweig)°°
°Romano Guardini, kath. Priester und Religionsphilosoph,
*17. Feb. 1895 in Verona, +01.Okt.1968 in München.
°°Stefan Zweig, österr.-britischer Schriftsteller und Übersetzer,
*28. Nov. 1881 in Wien, +23. Nov. 1942 in Petrópolis, Brasilien.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Bruno Wille.
Sind Sie diesem "Schmuddelwetter" überdrüssig? Diesem
nassesten November seit Jahren? Gerda wäre kreuzunglücklich
in diesem Monat, würde den Himmel um besseres Wetter anflehen.
Ertragen wir es in Geduld - ändern können wir es ja eh nicht....
In Kürze ist Advent, versüßen wir uns den Alltag und das Heim
mit bunten Lichtern, duftenden Kerzen, einem Lichterkranz.
Noch sind es 12 Tage, vielleicht ist bis dahin das Wetter auch
etwas gnädiger mit uns...
Novemberabend
Novemberabend kühlt und feuchtet.
Die Ferne stirbt in Dämmerduft.
Mit mattem Blinzeln nur durchleuchtet
Ein Stern die nebeltrübe Luft.
Gedämpfte Glockenlaute beben
Weich summend über Stoppelfeld.
Aus Wiesenniederungen heben
Sich dunkle Massen in die Welt.
Ein alter Pflüger mit dem Pferde
Zieht müde heim; die Pfeife glimmt.
Vom Schäferhund umtummelt, schwimmt
Mit Blöken dorfwärts eine Herde.
Mit qualmigdunkler Röte säumt
Der Himmel sich. Grossleuchtend taucht
Der Mond empor. Die Landschaft träumt
Von Ruhesehnsucht überhaucht.
Bruno Wille, *1860 in Magdeburg, +1928 in Äschach bei Lindau.
Der dt. Schriftsteller war seit 1892 Herausgeber der Zeitschrift
"Der Freidenker". 1890 gründete er die Freie Volksbühne Berlin
und 1901 war er Mitgründer der Freien Hochschule. Er war zudem Theologe, Prediger, Journalist, Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Sonntagsgedicht von Adolf Schults, schon am Donnerstag...
Um direkt Bezug zum Gedicht zu nehmen - Gerda wechselte Sonntags zum Vormittage den "grünen Wald" und die Kirche nach belieben.
Wenn ihr nach einem Gottesdienst zumute war, ging meine Mutter zum Hochamt, wenn ihr mehr nach einem ausgedehnten Spaziergang im Grünen war, zog sie dies vor. Gerda äußerte, das sie es bestimmt nicht wie einige andere hält, aus Pflichtgefühl, oder vom Pfarrer und den Kirchgängern "gesehen zu werden" zum Gottesdienst zu gehen.
"Wenn mir nach Beistand "von oben" ist, gehe ich zur Kirche. Wenn mir mehr nach einem entspannten Spaziergang ist, dann wander ich halt" - so oder ähnlich habe ich es in Erinnerung. Respekt!
Sonntag
Sonntag, Sonntag! Horch, der Glocken
lieblich lockender Ton erschallt!
Wie sie dich zur Kirche locken,
locken sie mich zum grünen Wald,
wie verschieden die Wege scheinen,
einem Ziel doch streben sie zu;
denn den Ewigen, Einzig-Einen
suchen wir beide, ich und du.
Gar verschiedene Wege sind es,
doch sie führen zu einem Ziel:
Mir erscheint es im Säuseln des Windes,
dir im wogenden Orgelspiel.
Adolf Schults, dt. Dichter, *05. Juni 1820 in Elberfeld (seit 1930 Teil der neugegründeten Stadt Wuppertal), +02. April 1858 ebenda.