Gerda Schulze

Gerda
Schulze

26.07.1919
Berlin
-
10.12.2013
Berlin

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Gedenkseite für Gerda Schulze

Liebe Oma,

am 10.12.2013 bist Du zu unserer Familie voran gegangen und für uns hieß es erst einmal Abschied nehmen. Auf Erden gaben wir Dir unser letztes Geleit bei der Trauerfeier am 19.12.2013. Auch wenn Du 94 Jahre alt geworden bist, fiel uns der Abschied sehr schwer, wir haben Dich sehr geliebt und Du warst immer für uns da. Hierfür meinen allerherzlichsten Dank.

Und der Redner sprach mir mit seinen Anfangsworten aus der Seele: "Das Wissen um die Alltäglichkeit und Unausweichlichkeit des Todes nützt uns nichts, denn der Schmerz fragt nie nach seiner Daseinsberechtigung - er ist einfach da und tut weh."

Es beruhigt mich, dass wir Dir Deinen Wunsch nicht in einem Pflegeheim untergebracht zu werden, erfüllen konnten. Es war nicht immer einfach und wir sind Dir sicherlich auch nicht immer gerecht geworden. Im Nachhinein hätte ich einiges zu Deinem Wohl anders oder besser gemacht. Entschuldige bitte, dass ich dieses erst im Nachhinein gesehen habe, wo es doch nun zu spät ist. Ein gutes Zeichen für uns war es, dass Du immer wieder zu uns nach Hause wolltest. Kaum teilten Dir die Pflegekräfte der Kurzzeitpflege mit, dass Du nach Hause kannst, hast Du die Sachen gepackt und hast auf uns fertig zur Abholung gewartet.

Und der Redner sprach weiteres, was mich berührt hat: "Gerda Schulze hat Spuren hinterlassen, und diese Spuren werden sichtbar bleiben bei allen, die Gerda kannten."

Ja, Oma, das hast Du, die Erinnerung an Dich wird genauso tief bleiben, wie von dem Rest der Familie, von dem wir uns schon verabschieden mussten. In meinem Herzen wirst Du immer einen festen Platz behalten.

Und er sprach weiter: "Dabei ist sie doch eine bescheidende Frau gewesen, aus einfachen Verhältnissen, ohne großartige Ansprüche. Eine Arbeitertochter, die keine Ambitionen hatte, irgendwohin aufzusteigen oder tolle Taten zu vollbringen, sondern die mit ihrem kleinen, überschaubaren Lebenskreis vollkommen zufrieden war. Doch in diesem kleinen Kreis, da hat sie umso stärker gewirkt, durch Fleiß, vor allem aber durch ihre Bereitschaft, für die, die sie liebte, jederzeit in die Bresche zu springen.

Mucksmäuschenstill ist sie dabei freilich nie gewesen - Gerda hatte allezeit einen flotten Spruch auf den Lippen, verfügte sogar noch in der letzten Zeit, als ihre Verstandeskräfte (Demenz) nachließen, über einen treffenden und manchmal schonungslos offenen Humor.

Das Talent, die ungewollt komischen Seiten des Lebens zu würdigen, und das Talent, den eigenen Ärger auf humorvolle Weise rauszulassen - diese Fähigkeiten konnte Gerda wohl von Anfang an gut gebrauchen. Die Zeiten, in die sie hineingeboren wurde, waren alles andere als rosig, und ihre Jugend alles andere als heiter und unbeschwert. Der wichtigste Bezugspunkt ihrer Kinder- und Jugendjahre, der Zufluchtsort, wenn das Leben grausam wurde, das war ihre Mutter Anna Kietzmann. Anna beschützte ihre Tochter, wo sie konnte, und die hat es ihr lebenslang gedankt, hat die Mama in deren alten Tagen dann auch liebevoll versorgt.

Von ihren frühen Jahren im Beusselkiez hat Gerda gern den einen oder anderen Schwank erzählt,hat ihre inneren Bilder ausgebreitet. Etwa, wie sie mit Muttern auf´m Markt Obst verkaufte, den sie mit´m Bollerwagen dorthin gekarrt hatten. Oder wie in der Rostocker Straße nach den Bombenangriffen kaum noch ein Stein auf dem Anderen war.

Gerda erzählte das, was ihr gerade in den Sinn kam, spontan lebendig. Erzählte auch Kriegsgeschichten ihres Gerhard, so als wäre sie selber dabei gewesen im Winter 42/43 in Stalingrad, als hätte sie selber jenen LKW gesteuert, mit dem Gerhard damals sich und die letzten Verwundeten herausschaffte, bevor der Kessel geschlossen war.

Ach Oma, ich erinnere mich auch daran, wie Du meiner Mutter Doris im Krieg beschützt hast, so gut Du konntest und meiner Mutter versucht hast und es auch geschafft hast, durch eigene Entbehrungen und viel Sparsamkeit, die Wünsche von meiner Mutter zu erfüllen. So bist Du im Krieg dann evakuiert worden und bist bei einem Bauern untergekommen. Hier warst Du stolz, dass Du ein kleines Feld erhalten hast und dann die Felder vom Bauern und Dein eigenes gepflegt und gehegt hast. Deine Geschichten der Nachkriegszeit hast Du lebendig geschildert. Du warst "Steine kloppen", hast das Beste aus der Situation gemacht. Mit leuchtenden Augen hast Du geschildert, als Opa dann das erste Mal seine Tochter sehen konnte.

Der Redner sprach davon auch in der Rede: Die Hochzeit mit Gerhard Schulze (03.05.1941)
war eine Kriegshochzeit. Gerhard hat sein 1942 geborenes Töchterchen erst gesehen, als er aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte. (Oma hier bin ich mir nicht sicher, es könnte auch sein, dass er Urlaub hatte und da seine Tochter sehen konnte). Gerda wohnte mit der Kleinen bei Pauline, ihrer Schwiegermutter, im Beusselkiez, und diese Gegend blieb auch nach Gerhards Rückkehr noch für lange Zeit das Zentrum der Familie. Rauh aber herzlich ging´s zu bei Schulzes, unter der Oberfläche aus kernigen Worten und gelegentlichen Poltereien lag eine tragende liebevolle Gefühlsgrundlage.

Gerhard ließ es sich nicht nehmen, viele gemütliche Skatstunden in der Gaststätte "Schneewittchen" in seiner Wohnumgebung zu verbringen, und Gerda versuchte immer wieder mit kleinen Tricks, den Gemahl zu mehr Familienpräsenz zu nötigen, indem sie ihm ein schlechtes Gewissen zu machen suchte. So schickte sie ihm manchmal, wenn er zum gemeinsamen Essen nicht erschien, kuzerhand seine Mahlzeit im Henkelmann in die Kneipe runter. "Da hab ick jedacht, der ärjert s ich, aber keene Spur!" Es gab im Gegenteil richtig Freude im Lokal, jedenfalls bei Gerhards Skatbrüdern. Denen schmeckte Gerdas Essen nämlich ganz vorzüglich, und dieses Urteil teilten auch alle Anderen, die jemals in den Genuss von Gerdas Kochkunst kamen. Noch die Enkeltöchter werden bis an ihr Lebensende von Omas Bienenstich, den Pfannkuchen (Berlinern) schwärmen oder von ihrem legendären Häckerle, das sie in späteren Jahren zuweilen aus Schöneberg in den Laden in der Beusselstraße brachte, zur großen Freude der dort arbeitenden Familienmitglieder.

Oma, immer wenn wir als Kinder bei Dir waren, wartete ein "große" Schüssel voller grüner Götterspeise, aber nur die Grüne wollten wir. Zum Abendessen hast Du uns oft eine Haferflockensuppe gekocht. Und jeden Morgen, bei dem wir bei Dir und Opa erwachten, warteten frische Brötchen vom Bäcker und ein weich gekochtes Ei. Das bleibt auch immer in unserer Erinnerung verankert, so wie vieles Andere auch.

Der Redner sprach dann weiter: Nein, den Gerhard umzuerziehen ist ihr nicht gelungen. "Hätt´ick dem Dicken mal öfter´n Einlauf verpasst", bereute sie im Alter ihre Zurückhaltung und Vorsicht. Aber so richtig ernst war das nicht gemeint. Sie liebte ihren Gerhard und war stolz auf ihn, denn er hatte sich ja als Fahrer für die "Herren in den roten Roben" zu einem guten und sicheren Posten hochgearbeitet.

Gerda hat es gewiss sehr geschätzt, dass man nicht mehr auf den Pfennig schauen musste. Aber so richtig raus gekommen aus der gelernten Sparsamkeit ihrer jungen Jahre ist sie dennoch eigentlich nie. "Mensch koof Dir dit doch", hat ihr "Dicker" immer gesagt, wenn sie hin und hergerissen war beim Anblick eines schönen Kleides im Schaufenster. Aber Gerda hat mit der Investition meist so lange gezögert, bis das teure Stück nicht mehr da hing.

Als Hans-Dieter Schulzes einzige Tochter zum Traualtar führen wollte. da wurde der künftige Schwiegersohn sicherlich erstmal gründlich unter die Lupe genommen. Aber danach gab´s allzeit gutes Einvernehmen, gab es jahrelang sogar ein Ineinander greifen von Familien- und Arbeitsleben.
Alles fügte sich harmonisch zusammen. Oma Gerda bot sich gern an als Babysitterin, und sie freute sich immer, wenn Hans-Dieter sich für ihre Essenslieferungen in den Laden mit einem Blumentöpfchen bedankte. Die gute Beziehung hat sich auch nach Doris Tod erhalten und bewährt.
Hans-Dieter und Christa waren bis zuletzt immer für Gerda da, und Gerda hat ihrerseits auch Christa fest in ihr Herz geschlossen.

Gerda Schulze war ein Familienmensch. Alle mit Familie verbundenen Funktionen hat sie mit Freude übernommen und ausgefüllt - sie war anhängliche Tochter, treue und zuverlässige Ehepartnerin, gute Mutter und Schwiegermutter. Zu ihrer Bestform ist sie dann wohl in der Omarolle aufgelaufen. Marion und Carola haben auf diese Weise eine Schatztruhe voll guter Erinnerungen mit auf den Lebensweg bekommen. Manche Sachen waren für die Enkel vielleicht erst im Nachhinein heiter - etwa wenn Opa Gerhard mit Carola seine kleinen Späße machte und Oma Gerda das durchaus amüsiert verfolgte.

Oma immer wieder hast Du uns schmunzelnd erzählt. wie der Opa Carola los schickte, um Eimer zum Mäuse melken zu kaufen oder aber sie sollte die Grabegabel holen, um das Geld im Keller umzuschaufeln. Ja, der Opa, den Oma hast Du genauso lieb gehabt, wie der Rest der Familie auch.

Der Redner erzählte mir einer sehr rührenden Art weiter: Aber nie gab es einen Zweifel an der festen und herzlichen Verbundenheit, die hat sich ja dann auch deutlich gezeigt in jenen Zeiten, wo Gerda Hilfe benötigte. Als mit Doris (1942 - 1986) ein schwerer Schicksalsschlag auf die Familie niederging, da war die liebevolle Bindung zwischen Enkeltöchtern und Oma Gerda eine wertvolle Stütze, - wertvoll für die Enkelinnen, wertvoll vor allem aber auch für Gerda, die ja ihr einziges Kind verloren hatte. "Sie ist nie richtig darüber hinweggekommen", das war Ihre Einschätzung, liebe Marion.

Oma, oft hast Du bis zu Deinem Heimgang geweint, wenn es um Mutti ging. Immer wieder hast Du gesagt, Du wärst doch gerne für sie gegangen. Oma wir hätten Dich doch genauso vermisst.

Und weiter noch sprach der Redner: Der Verlust des eigenen Kindes, das ist nicht vollständig zu bewältigen, damit wird man nie ganz fertig. Doch Gerda Schulze ist nicht daran zerbrochen, sie hat den Schmerz ausgehalten, und sie ist mit dem Schmerz alt geworden. Dass sie dies vermochte, daran haben ihre guten Beziehungen zur Familie und speziell zu den Enkelinnen gewiss einen hohen Anteil. Gerda hat es sogar geschafft, ihr Herz bis in die späten Jahre offen zu halten für neue Begegnungen. Ein Teil ihrer Seele blieb weiterhin voll dem Leben zugewandt, war bereit, alles Neue unvoreingenommen aufzunehmen. Das gilt nicht nur für Ur-Enkel Moritz, sondern auch für späte Freundschaften, wie die zum "Saubermann" Andreas vom Seniorenbetreuungsdienst.

Ja der "Saubermann" Andreas aber auch Christiane hat sie in ihr Herz geschlossen. Christiane ohne Dich wäre es nicht zu schaffen gewesen, dass Oma bei uns wohnen konnte. Zu dritt haben wir ihr das Seniorenheim ersparen können, so wie es ihr persönlicher Wunsch war. Hierfür möchte ich mich bei Euch im Namen von Oma ganz herzlich bedanken, auch an meinen Mann Michael einen ganz lieben Dank, für die liebevolle Versorgung meiner Oma.

Der Redner sprach weiter: Man konnte mit Gerda auch über Generationsgrenzen hinweg angeregt plaudern, denn irgendwas in ihr blieb einfach jung und frisch. Das war sogar noch in den letzten anderthalb Jahren so, als sie einen Großteil ihrer Verstandeskräfte einbüßte. Bis zuletzt war sie für einen überraschend treffsicheren Spruch gut, konnte Dinge auf den Punkt bringen und ihre Umgebung damit verblüffen.

Wie alt wir werden, das bestimmen wohl in erster Linie die Gene, aber wie gut wir uns dabei fühlen, das bestimmen vor allem auch unsere Umgebung und unsere Mitmenschen. Dass es Gerda bis zuletzt gut ging und sie sich geborgen fühlen konnte, das verdankte sie in erster Linie Ihnen, liebe Marion. Ohne Sie und Ihren Michael hätte Gerda in einer Pflegeeinrichtung leben müssen, und das ist selbst im günstigsten Falle nicht so gut wie eine Pflege im Kreis vertrauter Menschen.

Liebe Oma, ich versucht, so gut es ging, mich um Dich zu kümmern. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht besser und auch anderes auf Deine Sorgen und Nöte hätte eingehen können, entschuldige, wenn ich Dir vielleicht nicht immer gerecht geworden bin.

Der Redner sprach dann noch: Sie haben Ihren gesamten Lebensvollzug an Oma ausgerichtet, haben das Haus umgebaut und mit dem Babyphone (Omaphone) in der Hand aufgepasst, dass es Oma allezeit gut geht. Das ist natürlich nichts, was Gerda je von einem Angehörigen verlangt hätte. Aber genossen hat sie es durchaus. Auch wenn Sie speziell mit Ihnen, liebe Marion, immer mal kräftig gemeckert hat. Sie konnten das locker hinnehmen (naja, liebe Oma, nicht immer), zum einen, weil es erkennbar durch Gerdas Krankheit bedingt war, zum Anderen, weil Sie wussten dass Gerda Schulze in ihrem Leben immer mal gern losgepoltert hat und es nie so ganz ernst gemeint war. Und immer, wenn Marion nicht da war, war Gerda postwendend betrübt und zeigte damit, wie es in ihrem Innern wirklich aussah.

Für Sie, liebe Marion, und auch für Michael, ist die Umstellung nun erst einmal schwer, gerade weil Sie so intensiv auf das gemeinsame Leben mit Gerda ausgerichtet waren. (Ja, Oma, wir vermissen Dich, wie Du durch das Haus schlürfst und anfragst, ob Du helfen kannst oder auf die Toilette gehst, sowie viele andere Kleinigkeiten). Das Fehlen der täglichen Besorgungen schafft leere im Alltag. Und gerade wenn man traurig ist, hat man wenig Kraft, nach neuen sinnvollen Beschäftigungen zu suchen. Wenn uns ein geliebter und vertrauter Mensch verlässt, klafft eine Lücke in unserem Dasein, und je vertrauter uns dieser Mensch gewesen ist, desto beständiger ist auch das Gefühl, dass war fehlt. (Dem kann ich aus ganzem Herzen nur zustimmen, Du fehlst uns).

Sie alle, die Sie heute Gerda Schulze das Geleit geben, Sie alle haben Ihre persönlichen Erinnerungen an gemeinsam Erlebtes, und für viele von Ihnen geht ein wichtiger Teil der eigenen Lebensgeschichte zu Ende.

Die heute Feierstunde ist dazu da, mit Respekt und Dankbarkeit auf das mit Gerda Erlebte zu blicken und dieser Dankbarkeit gemeinsam Ausdruck zu verleihen:

Danke für alles Gute, das wir durch Dich erfahren durften, danke auch für das Schwierige, das wir gemeinsam mit Dir bewältigen konnten. Danke für Deine persönliche Art, mit uns auf der Welt zu sein!

Matthias Heyne (Redner)

Herr Heyne, vielen Dank für die lieben Worte für den für uns schweren Gang. Wir hätten es nicht besser in Worte fassen können. Mich persönlich beruhigt es etwas, das sie nun bei ihrer geliebten Familie ist, wo auch immer. Oma ich liebe Dich von ganzem Herzen. Grüße bitte den Rest der Familie von uns.

















Geschenk Am 22.12.2018 angelegt.
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