Gerd Biewer

Gerd
Biewer

09.02.1926
Saarlouis
-
29.03.1981
Berlin

Stimmungsbild-Gerd-Biewer-2

Gedenkseite für Gerd Biewer

"Nur wenige Menschen sind wirklich lebendig und die, die es sind, sterben nie. Es zählt nicht, dass sie nicht mehr da sind. Niemand, den man wirklich liebt, ist jemals tot.”
(Ernest Hemingway)

Erinnerungen an Gerd Biewer (09.02.1926 - 29.03.1981)

Meine erste Begegnung mit Gerd Biewer war eine akustische. In den frühen Achtziger Jahren wurde im damaligen DDR-Fernsehen der italienische Spielfilm “Liebe und Geschwätz” ausgestrahlt. In der Hauptrolle verkörperte Vittorio de Sica den eloquenten und durchtriebenen Bürgermeister einer Kleinstadt. Mir fiel sofort das wundervoll sonore Timbre seines deutschen Synchronsprechers auf, der das überschäumende Temperament seines italienischen Kollegen kongenial ins Deutsche übertrug, von dem ich damals jedoch lediglich seinen Namen wusste, da er im Vorspann genannt wurde.

Zum ersten Mal in persona sah ich Gerd Biewer als Jules Vernon in dem Fernsehmehrteiler “Der Ermordete greift ein”. Seine mediterrane, faszinierende physische Attraktivität zog mich sogleich in seinen Bann. Er legt den zwischen zynischer Arroganz und hilfloser Depression schwankenden Schauspieler, der sich durch seine Drogensucht sukzessive zugrunde richtetet und dessen Involviertheit in kriminelle Machenschaften zu seinem gewaltsamen Tod führen, als eine glänzende Studie an. Leider fällt der überaus interessante Charakter bereits am Ende der ersten Folge einer tödlichen Kugel zum Opfer.

Diese Rolle weist einige Parallelen zu seinem Part als Schauspieler Alexander Gorsky in “Die Premiere fällt aus” auf.

Es war der Zweiteiler “Tote reden nicht” (1962), den ich auch als Gesamtwerk ganz besonders schätze, der mich endgültig zu einer großen Verehrerin von Gerd Biewer machte. Der Journalist Wilhelmi, dessen Vorname Ludwig im Film nur in einer Personalakte zu sehen ist, erweist sich als ein ähnlich zwiegespaltener Charakter wie Jules Vernon. Äußerlich von gelassener Selbstsicherheit und verbindlichem Auftreten ist der vermeintlich kühl-überlegene Drahtzieher zweier Mordkomplotte sowohl zur Beseitigung eines missliebigen Wissenschaftlers als auch zur Eliminierung eines couragierten Chefredakteurs durch die Ermordung von dessen Schwiegervater ein Getriebener, der am Ende konsequenterweise den Tod findet.

In dem glänzend besetzten, fünfteiligen Fernsehfilm “Dr. Schlüter” (1965) verkörpert er als karrieristischer Professor Mahnel eine Figur, die der Titelheld mit dem amüsanten Vergleich charakterisiert: “Sie sind ein so kluger Mann, aber die Entwicklung hier (gemeint ist die DDR) verstehen Sie so gut wie der Maulwurf den Segelsport.”

Häufig besetzte man Gerd Biewer adäquat zu seiner mediterran anmutenden
physischen Erscheinung als Ausländer: so in “Die Flucht aus der Hölle” (1960) als skrupelloser Geheimagent Hendrik van Bloom alias Mouchon, der im Auftrag der Terrororganisation “Rote Hand” zahlreiche Verbrechen organisiert, als der opportunistische, dominikanische Präsident Joaquín Balaguer in “Der Adjutant” (1972) , als der blasierte Coronel Gusano in “Das grüne Ungeheuer” (1962), als der korrupte spanische Grenzoffizier Teniente Petro Lopez in “Ware für Katalonien” (1959) sowie der charakterlose französische Präfekt Moulinier in “An französischen Kaminen” (1963).

Meist betraute man Gerd Biewer mit zwielichtigen, mysteriösen und negativen Rollen, denen er sein großes Charisma verlieh. Dem gegenüber stehen der positiv charakterisierte amerikanische Journalist Ted Frank in “Der Vierte” und der Rechtsanwalt Dr. Krämer im fünften Teil von “Gewissen in Aufruhr” (1961). Doch auch im heiteren Genre wurde Gerd Biewer besetzt unter anderem als Benno Graf in "Musterknaben" (1959), als Wirtschaftsredakteur Pfefferkorn in "Bevor der Blitz einschlägt" (1959), als Hattenheim in "Hochmut kommt vor dem Knall" (1960) sowie als Theaterdirektor Medebac in "Italienisches Capriccio" (1961).

Zahlreiche Hörspiele - von der Literaturadaption über das Zeitstück bis zum Krimi - adelte Gerd Biewer mit seiner faszinierenden Stimme. In der Synchronisation lieh er sie neben Vittorio de Sica unter anderem Lee J. Cobb in “Don Mariano weiß von nichts” (1967) und Josef Bláha in der Fernsehserie “Alte Kriminalfälle” (1968/69).

Gerd Biewer war mit seiner Kollegin Brigitte Krause (09.03.1929 - 29.04.2007) verheiratet, der Ehe entstammt Tochter Maxi, die die gleiche Profession wie ihre Eltern wählte und eine große Popularität als “Wetterfee” des Fernsehsenders RTL errang.

Es ist von immenser Tragik, dass Gerd Biewer, der in seinen Rollen von so vitaler Ausstrahlungskraft war, am 29.03.1981 seinem Leben selbst ein Ende setzte.

(© Text: Manuela Hertel)

Geschenk Am 25.08.2016 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 13.12.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 12.07.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 16.12.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 14.09.2014 von Gedenkseiten.de angelegt.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenke anzeigen
Geschenk wählen
Wählen Sie ein Geschenk

Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Gerd Biewer. Veredeln Sie jetzt für 2,99 Euro diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.