Von Andreas Steinhardt 16.11.2024 um 15:21 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze ein kleines Gedicht von Max Dauthendey.
Nach einem bisher ziemlich ruhigen, recht trockenen und windarmen November stehen
uns in Kürze etwas stürmischere und regnerische Tage bevor...
...Franz beklagte sich nie über das Wetter, am Fenster aber auch bei Spaziergängen verfolgte
er das wilde Wolkenspiel, Regen schien ihm
nichts anhaben zu können. Ich vernahm nie ein Fluch über das Novemberwetter, kein Murren meines Vaters. Ich sehe es ähnlich, es gibt kein "schlechtes Wetter" - ein bekannter Hamburger Meteorologe sagte einmal: "Es gibt für mich
nichts langweiligeres als einen über Wochen blauen Himmel" - ertragen Sie das Wetter (auch)
in Geduld, ändern können wir es ja eh nicht...
Für Franz. Für Axel.
November
von Max Dauthendey
Bin heut im erstarrten Garten gewesen,
Wo ich in deinem Auge einst Lieder gelesen;
Wo die Biene den Tropfen Seligkeit sog,
Und wie ein Stückchen Himmel der Schmetterling flog.
Wo der Mond aufstieg wie der Liebe Lob,
Wie ein Herz, das sich von der Erde hob,
Und wo jetzt die Wurzeln der Blumen verwesen,
Hab ich in toten Blättern noch Lieder gelesen.
Max Dauthendey, dt. Dichter und Maler, * 25. Juli 1867 in Würzburg, +20. August 1918 in Malang auf Java, Niederländisch-Indien, seit 1949 Indonesien.