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Von Mama 17.05.2024 um 08:03 Uhr | melden
Ich habe Angst. Angst wegen dir. Angst, dass meine Erinnerungen an dich irgendwann verloren gehen. Angst wegen deines Nicht-mehr-da-Seins seit nun schon fast 8 Jahren. Angst, dass ich zu unintelligent bin, mir dich mit all deiner Einzigartigkeit für immer in Erinnerung zu halten. Ich habe Angst vor dem Verblassen oder noch schlimmer: mein Bild von dir könnte einfach verschwinden. Wann ist dein Gesicht nur noch ein Gesicht unter vielen? Wenn ich mir deine Fotos ansehe bist du für einen Moment wieder einen Tic klarer in den Konturen, in deinen Farben…und ich bin immer wieder überrascht, weil ich dich scheinbar doch nicht mehr ganz so klar in Erinnerung habe. Hast du begonnen zu verschwinden, dich aus meinem Kopf zu schleichen? ISt das die Zeit, die alle Wunden heilt - auch meine größte?
In zwei Tagen bist schon acht Jahre nicht mehr im Hierseits. Du bist von mir unbemerkt fortgefahren, ohne ein Tschüss und solltest nie wieder nach Hause kommen.
Du hast alles in Trümmern hinterlassen. Aber nicht Du hast das alles kaputt gemacht! Das war ein anderer, dein Mörder. Und doch war es dein Verschwinden, das ein Riesenloch nicht nur in mein Herz riss. Der uns verändern ließ. Es war deine Art des Verschwindens. Diese Brutalität, dein verlorener Kampf, deine Unterlegenheit ....Keine Gnade deines Mörders. Nicht mal mehr dann als niemand mehr dir helfen konnte. Achtlos weggeworfen. Liegengelassen und dann noch dazu räuberisch mit deinem Auto davongebraust.
Wieviele Tode kann man lebend sterben?
Ich wünschte mir nichts mehr als dich weiter beobachten hätte können, dich noch ein Stück begleiten, sehen, was du am Ende bist und dich mit so manch ehrlichem Mutti-Ratschlag gehörig nerven hätte können. Es wäre schön hier mit dir, aber es sollte nicht sein.
All das und die Dinge danach hüllen sich wie ein Tarnmäntelchen über meine Seele. Und da kann ich noch so viel vor Wut stampfen, schreien, schweigen, denken, sehnen und vergeben…es bleibt. Und ich lebe in einer Welt ohne dich. Der Mantel ist strapazierfähig, geduldig und bleischwer. Er hat sich nicht nur auf mir ausgebreitet sondern auch auf alle, die dich liebten und vermissen. Letztlich aber bleibt unterm Strich auch, dass all dies in mir ungeahnte Ressourcen an Kraft und Ausdauer auslösen. Und doch hocke und verkrieche ich mich noch oft unter dem Mantel, weine leise um dich.
Bald ist dein achter Todestag. Das ist ein Moment, wo ich mir dieses Tarnmäntelchen bis zur Nasenspitze und weiter hochziehe. Das brauche ich um nicht durchzudrehen und es gehört seit dem 18.05.2016 dazu. Alles andere wäre ein Weg in das Vergessen. Und das darf nicht passieren. Auf gar keinen Fall!
Deine Schwester Sophie ist eine starke, tapfere Frau geworden. Sie kämpft ihre Trauer mit sich aus, geht ihren Weg alleine. Obwohl: mit Jacky hat sie einen Weg gefunden mit der Trauer umzugehen. Jacky ist die Reinkarnation von dir. Er ist auch oft sehr impulsiv, lässt sich nichts sagen und hat im Frühjahr rote Augen. Darüber schmunzeln wir oft. Aber manchmal hab ich auch Angst um Sophie. Allerdings ist das wohl ganz normal. Mama´s machen sich eben immer Sorgen.
Auch dein Bruder Fynn ist ein wunderbares Wesen. Er ist dir sehr ähnlich in vielen Dingen. Sein Lächeln ist ein Zauber, seine Nähe ein Geschenk. Er wird geliebt, so wie du geliebt wurdest, nur ganz anders. Und wenn ich mir ihn ansehe erinnere ich mich immer auch an dich. Ich erinnere mich, wie auch du mir mal deine kleinen Arme um meinen Hals gelegt hast, die schönste Umarmung meines Lebens. Er hält die Erinnerungen an dich aufrecht. Das ist schwer und doch schön. Denn in diesen Momenten bist du da, nicht verschwunden.