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von Gerhard Rinderle am 03.10.2023 - 11:51 Uhr | melden
10.08.2001 - BZ - Die Stimme Berlins - Martina Kaden - Kultur - Der Engel, der aus dem Jenseits singt.
Fünf Jahre nach ihrem Tod stehen die Songs von Eva Cassidy auf Platz 1 der Hit-Parade. Wer war die Frau, deren Stimme zu Tränen rührt? , Der Engel, der aus dem Jenseits singt
Sie war nicht religiös, sie war spirituell. Der Typ, der eine göttliche Kraft in jeder Pflanze sah. Sie glaubte an ein Leben nach dem Tod. Wie Recht sie hatte. Eva Cassidy starb im Alter von 33 Jahren am 2. November 1996 an Hautkrebs. Doch ihre Stimme lebt. Millionenfach. Viereinhalb Jahre nach ihrem Tod hat Eva Cassidy mit ihren Cover-Versionen berühmter Folk-, Jazz- und Blues-Songs die Spitze der Album-Charts erklommen. „Songbird“ heißt das Bestseller-Album, dessen Lieder sie bei verschiedenen Recording-Sessions aufgenommen hatte. Damals interessierte sich kein größeres Label für ihre Musik. Zu kunterbunt waren Cassidys Musik-Interessen, zu wenig vermarktbar erschien damals, was sie sang. Doch Manager-Freund Chris Biondo hob jeden Ton auf, den sie je in ein Mikrofon gesungen hatte, mixte ihre Songs für das kleine Label Hot Records auf verschiedenen CDs. Glücklicherweise. Denn vor einem halben Jahr geschah das Wunder: Ein ehemaliger Beatles-Roadie hört einen Cassidy-Song in einem amerikanischen Plattenladen, kauft die Platte, gibt sie seinem Kumpel bei der BBC in London. Der Kumpel – Paul Waters, zufälligerweise Produzent der erfolgreichsten Radio-Show bei BBC 2 – spielt Cassidys Version von „Over the Rainbow“ in seiner Morgensendung. Und die Telefonanlage des Senders bricht zusammen. Alle wollen wissen: Wer war das? Wer hat dieses Lied so unglaublich schön gesungen? Eva Cassidy war klein, nur 1,58 Meter groß, und zart gebaut. Doch sie sang mit so gigantischer Blues-Röhre, dass viele Hörer glaubten, so kann nur eine schwarze Stimme klingen. Dabei war Eva Cassidy schüchtern, litt unter schrecklichem Lampenfieber. Und wollte schon aus diesem Grund mit ihrer Band nur für Freunde in kleinen Folk-Clubs musizieren. Berühmt wollte sie nicht werden. Lieber spielte sie Hauskonzerte mit Vater Hugh, der ihr im Alter von neun Jahren eine Gitarre geschenkt und Unterricht gegeben hatte. Lieber blieb sie bei ihrem Job als Gärtnerin in einer Baumschule. In ihrer Freizeit malte sie, fast ebenso begabt wie bei ihrer Musik. Oder sie erkundete mit dem Fahrrad die Umgebung ihrer Heimatstadt Washington/DC. „Wenn Eva ihren Ruhm erleben dürfte, würde sie fragen: ,Worüber regen sich die Leute alle so auf?“, so Mutter Barbara, bis zuletzt Evas beste Freundin. 1993 wurde ihrer Tochter ein Leberfleck vom Rücken entfernt. Ein bösartiges Melanom. Drei Jahre später hatte der Krebs ihren Körper zerfressen. Furchtbar! Im Herbst 1996 organisierten Freunde ein Benefizkonzert in Bayou/Mississippi für die todkranke Eva. Sie hatte ihr blondes Haar durch die Chemotherapie verloren, trug einen Strohhut, als sie mit einer Gehhilfe auf die Bühne trat. Sie sang „What a Wonderful World“ von Louis Armstrong. Es war ihr letzter Song vor einem Publikum. Die Menschen weinten.
Martina Kaden
Quelle : https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/der-engel-der-aus-dem-jenseits-singt