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von Hans Bonnekoh am 17.07.2016 - 16:59 Uhr | melden
Erwin Gerstmann ist die prägende Lehrergestalt meiner Jugend gewesen. Unser ehemaliger Klassenlehrer hatte gewiss ausgeprägt autoritäre Züge. Oft bin ich damals mit Bauchschmerzen zur Schule gegangen. Auch nach der Realschulzeit habe ich noch Albträume gehabt.
Aber es gab eben auch die andere Seite seiner Persönlichkeit, die uns Geschichte – insbesondere die des 20. Jahrhunderts - bildhaft nahe brachte und uns die politische Welt erklärte – auf seine Art und aufgrund seiner Lebenserfahrung, auch und insbesondere aufgrund der Kriegserlebnisse.
Bei allen anderen Lehrern unserer Schulzeit fällt mir heute nur noch der Aspekt der Wissensvermittlung ein und nichts darüber hinaus. Als Negativbeispiel möchte ich den Englischlehrer N. anführen (gab bei den Diktaten über Sir Walter Raleigh auch Bauchschmerzen), bei dem auch die Wissensvermittlung mangelhaft war, so dass Ede uns „Nachhilfeunterricht“ in Englisch gab, und der in einer Katastrophe endete, als Herr N. Ede vor der Klasse "zur Rede stellte". In Mathe hätte ich trotz des freundlichen Willi Altena nicht bestanden, wenn Rudolf mir nicht durch intensives Nacharbeiten auf die Sprünge geholfen hätte.
Mein Verhältnis zu Ede Gerstmann war also durchaus ambivalent, aber ich bin ihm bis heute mehr als dankbar, dass er schon damals darauf bestanden hat, zu einer eigenen Meinung zu kommen, sie geradezu herausforderte. Das war einer der Punkte, die mich für mein späteres Leben geprägt haben. Ich hasse das Nachbeten des Meinungsspektrums der Leitmedien.