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Gedenkseite für Ernst Cramer
Nur zehn Tage vor seinem 97jährigen Geburtstag ist Ernst Cramer, Journalist und Vorstandsvorsitzender der Axel Springer Stiftung, am frühen Morgen in einem Berliner Krankenhaus an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG: "Der Tod von Ernst Cramer ist für unser Haus ein großer Verlust. Er war nach Axel Springer die prägendste Figur des Verlags. Er war bis zum Schluss voller Zuversicht und Pläne. Ein erfülltes Leben ist zu Ende gegangen."
1933 war Cramer Mitbegründer des Bundes Deutsch-Jüdischer Jugend. Nach den judenfeindlichen Gewaltakten vom 9. November 1938 wurde er für sechs Wochen im Konzentrationslager Buchenwald interniert. 1939 konnte er in die USA emigrieren. Sein Bruder und die Eltern wurden von den Nationalsozialisten umgebracht. Martin Cramer, der Vater von Ernst Cramer, gründete in den 30-er Jahren zusammen mit Bertolt Brecht die Augsburger Literarische Gesellschaft. In den Vereinigten Staaten arbeitete Ernst Cramer zunächst auf einer Farm für Flüchtlinge und nahm dann das Studium am Mississippi State College und an der Stanford University auf. Bei Kriegseintritt der USA nach dem Überfall auf Pearl Harbor trat er in die US Army ein. Nach Kriegsende 1945 kehrte Cramer als US-Soldat und amerikanischer Staatsbürger nach Deutschland zurück.
Von 1948 bis 1954 war Ernst Cramer Stellvertretender Chefredakteur der Neuen Zeitung (München), ein qualitativ hochwertiges deutschsprachiges Blatt der amerikanischen Besatzungsmacht. Ab 1954 arbeitete er bei der Nachrichtenagentur UP. 1958 wurde er vom Axel Springer Verlag angestellt, u.a. als stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung Welt. Bis zum Tode Axel Springers 1985 galt Cramer als dessen engster politischer und publizistischer Mitarbeiter und Ratgeber. Von 1981 bis 1993 war Cramer Herausgeber der Welt am Sonntag. Von 1983 bis 1999 war er Mitglied des Aufsichtsrats des Verlages. Seit 1981 ist Cramer Vorsitzender des Vorstands der Axel Springer Stiftung. Noch heute schreibt der Wegbegleiter Sebastian Haffners regelmäßig für Welt am Sonntag und Die Welt sowie für weitere Zeitungen des Axel Springer Verlages.
Ernst Cramer hat zahlreiche Ehrungen erhalten, darunter das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, die Leo-Baeck-Medaille, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Augsburg sowie als dritter Deutscher nach Axel Springer und Heinz Galinski die Ehrendoktorwürde der Bar-Ilan-Universität in Israel. 2004 wurde er mit dem Heinz-Galinski-Preis ausgezeichnet. Cramer werde für sein Lebenswerk ausgezeichnet, das von Verständigung, Toleranz, gegenseitigem Respekt und dem Eintreten für Frieden und Aussöhnung geprägt sei, hieß es zur Begründung. 2008 erhielt er den Verdienstorden des Landes Berlin.