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Gedenkseite für Ernst Bloch
Ernst Bloch wurde im Sommer am 08. Juli 1885 in Ludwigshafen am Rhein geboren und starb am 4. August 1977 mit 92 Jahren in Tübingen. Er wurde im Tierkreiszeichen Krebs geboren. Er fand seine letzte Ruhe auf dem Bergfriedhof in Tübingen.
Ernst Bloch entstammte einer jüdischen Familie aus der Pfalz. Seine Eltern waren Markus (später Max) Bloch (1853-1926) und Barbara (Berta), geb. Feitel (1861-1935). Blochs Vater stieg vom Arbeiter zum Beamten der Pfälzischen Eisenbahnen auf.
Der Vergleich zwischen der Arbeiterstadt Ludwigshafen und der bürgerlichen Stadt Mannheim war für Bloch nach eigenen Angaben prägend. Schon früh interessierte er sich für Philosophie und Literatur. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Ludwigshafen studierte er ab 1905 an der Universität München im Hauptfach Philosophie bei Theodor Lipps und belegte als Nebenfächer Physik, Germanistik und Musik. Anschließend wechselte er an die Universität Würzburg zu Oswald Külpe. 1908 promovierte er mit seiner Arbeit Kritische Erörterungen über Rickert und das Problem der modernen Erkenntnistheorie. Bereits in dieser Abhandlung entwickelte er Ideen utopischen Denkens, indem er sich mit dem „Noch-nicht-Gewordenen“ befasste.
Anschließend zog Bloch nach Berlin. Während eines Kolloquiums bei Georg Simmel freundete er sich mit diesem und mit Georg Lukács an. Die Freundschaft zu Simmel endete wegen dessen enthusiastischen Eintretens für den Ersten Weltkrieg.
Mit der Bildhauerin Else von Stritzky lebte Ernst Bloch ab 1911 in Süddeutschland. Die beiden heirateten 1913. Nach einer Italienreise lernte er in Heidelberg Max Weber kennen. Im Gegensatz zum eher nüchternen Kreis um Weber war Bloch – beeinflusst von der bürgerlichen Wandervogelbewegung – expressiv in seiner Ausdrucksweise und unstet in seinem Lebensstil.
Als engagierter Gegner des Krieges ging er von 1917 bis 1919 mit seiner Frau in die Schweiz und war in Bern für das Archiv für Sozialwissenschaften tätig. 1917 beendete er in Locarno sein Werk Geist der Utopie, in welchem er seinen Begriff „Konkrete Utopie“ entwickelte. Nunmehr verstand er sich als Sozialist, gleichzeitig nahm er eschatologische Gedanken in sein System auf und beschäftigte sich mit dem so genannten Ende der Geschichte durch eine neue Welt.
Weimarer Republik
Nach Kriegsende, nachdem Deutschland eine Republik geworden war, verließ er die Schweiz und ging nach München. In den 1920er Jahren lebte er wiederum in Berlin als freier Journalist ohne feste Anstellung, unterbrochen von zahlreichen Reisen u. a. nach Italien, Paris und Sanary-sur-Mer. 1925/26 hielt er sich in Tunesien auf, 1929 in Wien. Zu seinen damaligen Freunden gehörten Bertolt Brecht, Kurt Weill, Theodor W. Adorno und Walter Benjamin.
1922 heiratete er nach dem Tod seiner ersten Ehefrau die Malerin Linda Oppenheimer. Auch diese Ehe blieb kinderlos und wurde 1928 geschieden. Aus seiner Verbindung mit Frieda Abeles stammt eine 1928 geborene Tochter. In dieser Zeit erschienen seine Studie über Thomas Müntzer, eine Überarbeitung von Geist der Utopie im Sinne einer marxistischen Philosophie sowie Essays, Geschichten und Aphorismen. Überdies verfasste er Beiträge für die Frankfurter Zeitung, die Wochenzeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft Die Weltbühne u. a. Periodika. Politisch war Bloch sehr aktiv und bekämpfte schon früh die aufstrebende NSDAP.
Kurze Zeit nach Hitlers Machtergreifung wurde Bloch aus politischen Gründen ausgebürgert und emigrierte mit seiner ebenfalls jüdischen Lebensgefährtin Karola Piotrowska in die Schweiz. Schon bald darauf hielten sie sich zunächst in Italien auf und heirateten 1934 in Wien. Piotrowska war eine Architektin polnischer Herkunft. Die Verbindung bestand bis zu Blochs Tod. Nachdem er 1935 als Staatenloser in Zürich eine Aufsehen erregende, gegen die Nationalsozialisten gerichtete Publikation herausgebracht hatte, verließ das Ehepaar Zürich und verbrachte die Jahre 1936 bis 1938 in Prag. 1937 wurde Jan Robert Bloch, der einzige Sohn, geboren. Bloch war für die nach politischen Differenzen von Hermann Budzislawski geleitete kleine Wiederauflage der Weltbühne tätig, schrieb gleichzeitig zum Problem des Materialismus in der Philosophie und war an den Auseinandersetzungen über eine Volksfront gegen den Nationalsozialismus beteiligt. Dabei kam es zu heftigen „Expressionismusdebatten“ mit seinem Freund Georg Lukács.
Seit Mitte der 1930er Jahre sprach sich Bloch öffentlich für die so genannten Stalinschen Säuberungen aus, insbesondere verteidigte er die Moskauer Prozesse. Diese Haltung belastete einige seiner Freundschaften schwer, so auch das Vertrauensverhältnis zu Adorno. Erst viel später bekannte er sich öffentlich zum Irrtum der Beurteilung der Moskauer Prozesse und des Stalinismus.[3] Im Zusammenhang mit der Herausgabe von Blochs Werkausgabe, wurde das Thema kurzzeitig 1968/69 wieder aktuell, als Bloch einen entsprechenden Artikel nicht in den Band Politische Messungen, Pestzeit, Vormärz aufnahm. Nach scharfer Kritik an diesem Vorgehen, erklärte Bloch sich bereit, sämtliche politischen Artikel aus der Weltbühne in einem separaten Band außerhalb der Werkausgabe vorzulegen. Noch in der frühen DDR-Zeit lobte er Stalin als einen „wirklichen Führer ins Glück“.
Nach dem Münchner Abkommen kurz vor dem Einmarsch deutscher Truppen am 9. März 1939 in Prag konnte die Familie in die USA fliehen. Dort litt Bloch, wie viele deutsche Exilautoren, wegen mangelnder Englischkenntnisse unter finanziellen Schwierigkeiten. Seine Frau Karola konnte als Architektin arbeiten. Im amerikanischen Exil schrieb er wichtige Texte, unter anderem sein vielfach als Hauptwerk bezeichnetes Buch Das Prinzip Hoffnung und Subjekt – Objekt. Bloch gehörte zu denjenigen Emigranten, die an der deutschen Sprache festhielten. Gemeinsam mit anderen aus Deutschland geflüchteten berühmten deutschen Autoren und Künstlern war er 1944 an der Gründung des kleinen Aurora-Verlags in New York beteiligt, der fast ausschließlich als Selbstverlag diente.
1948 wurde ihm der Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Leipzig angeboten. Im Jahr darauf übersiedelte er im 64. Lebensjahr dorthin. 1955 wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW). Damit war er quasi zum Staatsphilosophen der DDR avanciert. Zu seinen zahlreichen akademischen Schülern aus dieser Zeit gehörte sein Assistent Manfred Buhr, der 1957 bei ihm promovierte, später Ordinarius in Greifswald und danach Direktor des Zentralinstituts für Philosophie der Akademie der Wissenschaften (AdW) in Berlin wurde und sich zu einem seiner schärfsten Kritiker entwickelt hatte.
Doch der ungarische Volksaufstand 1956 brachte den überzeugten Marxisten Bloch auf Gegenkurs zum SED-Regime: Seine letzte Vorlesung am 17. Dezember 1956 behandelte die "Probleme der Fortentwicklung des Marxismus nach Marx", für die Partei galt der historische und dialektische Materialismus jedoch als unveränderbar und abgeschlossen. Weil er seine humanistischen Freiheitsideen lehrte, wurde er 1957 aus politischen Gründen – nicht wegen seines Alters von 72 Jahren – emeritiert. Gegen diese Zwangsemeritierung sprachen sich damals öffentlich eine Reihe von Wissenschaftlern und Studenten aus, u. a. sein bekannter Professorenkollege Emil Fuchs sowie dessen bei Bloch studierender Enkel Klaus Fuchs-Kittowski. Nach dem Bau der Berliner Mauer kehrte Bloch 1961 von einer Reise in den Westen und dem damit verbundenen Besuch der Bayreuther Festspiele nicht mehr in die DDR zurück.
In der Bundesrepublik Deutschland nahm Bloch, inzwischen hochbetagt, eine Gastprofessur an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen an. 1967 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1970 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Ludwigshafen verliehen. Ehrendoktorwürden der Universität Zagreb, der Sorbonne und der Universität Tübingen folgten. Die Studentenbewegung in den späten 1960er Jahren begleitete er mit kritischem Wohlwollen. Auf seine Schriften beriefen sich Teile der 68er-Bewegung. Zwischen Bloch und Rudi Dutschke entwickelte sich in den 1970er Jahren ein Verhältnis väterlicher Freundschaft. Bloch sah in Dutschke einen möglichen Nachfolger seiner Ideen. 1971 gründete er zusammen mit Karola Bloch den Verein Hilfe zur Selbsthilfe im Bereich der Straffälligenarbeit.