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Von Lisa Fröhler 26.09.2013 um 14:32 Uhr | melden
Ich wünschte, mein Kind wäre nicht gestorben. Ich wünschte, es wäre hier.
Ich wünschte, du würdest dich nicht scheuen, den Namen meines Kindes auszusprechen. Mein Kind war ein Teil meines Lebens und sehr wichtig für mich. Ich möchte hören, dass es auch für dich wichtig war.
Wenn ich weine, weil du über mein Kind sprichst, dann wünschte ich, du wüsstest, dass ich
nicht weine, weil du mich verletzt hast. Der Grund meiner Tränen ist, dass mein Kind tot ist.
Du hast über es gesprochen und hast mir erlaubt, meine Trauer zu teilen. Ich danke dir für
beides.
Ein Kind verloren zu haben ist nicht ansteckend. Ich wünschte deshalb, du würdest mich nicht
meiden. Ich brauche dich mehr als je zuvor. Ich brauche auch Ablenkung, deshalb erzähle mir
von dir. Aber ich brauche auch Zuwendung, um von mir erzählen zu können. Ich mag traurig
sein und weinen, aber lass mich trotzdem über mein Kind reden – über das, was mich derzeit
am meisten bewegt.
Ich weiß, dass du oft an mich denkst. Ich weiß, dass auch dich der Tod meines Kindes berührt.
Ich wünschte, du würdest mich an deinen Gedanken teilhaben lassen – am Telefon, mit einer
Karte, Notiz oder mit einer stillen Umarmung.
Ich wünschte, du würdest nicht von mir erwarten, dass ich in sechs Monaten nicht mehr
trauere. Die ersten Monate sind traumatisch, aber auch zum Rest meines Lebens gehört die
Trauer dazu. Ich werde bis zu dem Tag, an dem ich sterbe, unter dem Tod meines Kindes
leiden.
Ich arbeite hart daran, wieder ins Leben zurück zu kehren, aber ich wünschte, du würdest
verstehen, dass ich mich nie vollkommen davon erholen werde. Ich werde mein Kind immer
vermissen und ich werde immer betrauern, dass es gestorben ist.
Ich wünschte, du würdest nicht erwarten, dass ich nicht mehr daran denke oder glücklich zu
sein. Nichts von beidem wird einen längeren Zeitraum andauern; frustriere also bitte mit
diesem Wunsch weder dich noch mich.
Ich bade nicht im Selbstmitleid, aber ich wünschte, du würdest mich trauern lassen. Ich muss
mich zurückziehen, bevor ich wiederkommen und heilen kann.
Ich wünschte, du würdest verstehen, wie sehr mein Leben erschüttert wurde. Ich weiß, es ist
schwierig für dich, um mich herum zu sein, wenn ich so durcheinander bin. Bitte sei so
geduldig mit mir, wie du kannst.
Wenn ich sage: ‘Mir geht’s gut.’, wünschte ich, du könntest verstehen, dass ich mich nicht
wirklich gut fühle, sondern jeden Tag um mein Wohlbefinden kämpfe.
Bitte entschuldige, wenn ich unwirsch erscheine – das ist keine böse Absicht. Manchmal dreht
sich die Welt zu schnell für mich und ich muss eine Auszeit nehmen. Wenn ich flüchte, dann
wünschte ich, du würdest mir erlauben, einen ruhigen Platz zu finden und Zeit allein zu
verbringen.
Ich wünschte, du würdest verstehen, dass die Trauer Menschen verändert. Als mein Kind
gestorben ist, ist auch ein Teil von mir gestorben ist. Ich bin nicht mehr derselbe Mensch wie
zuvor und ich werde auch nie wieder dieser Mensch werden.
Ich wünschte sehr, dass du meine Trauer und meinen Verlust verstehen würdest. Und doch:
Ich bitte täglich darum, dass du mich niemals wirklich verstehen musst.
Ich vermisse dich jede Sekunde.
ICH LIEBE DICH