Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Elena Bleß. Veredeln Sie jetzt diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.
Von Sophia 25.03.2022 um 16:02 Uhr | melden
Liebe Elena,
das erste, was mir auffällt, wenn ich auf deine Seite gehe, sind die Schneehaube oben auf dem Logo und die Schneeflocken, die immer noch über das Bild rieseln. Es passt so gar nicht zum sonnigen, warmen Wetter draußen, und ich bin ein bisschen traurig, weil ich mich frage, ob es vergessen wurde. Und da ist noch ein anderes Gefühl, das ich schwer beschreiben kann, ein Gefühl, dass die Zeit so gleichgültig geworden ist mit der Dauer. Am Anfang, da war es noch der erste Geburtstag, das erste Osterfest, der erste Sommer, das erste Weihnachten, der erste Jahreswechsel ohne dich. Aber mittlerweile hat es sich alles so oft wiederholt, dass man kaum mehr mitzählen kann. Es ist nun schon dein achter Geburtstag, den du nicht mehr erleben kannst, und die Zeit erschreckt mich sehr, weil es schon mehr als die Hälfte der Zahl an Geburtstagen ist, die du hier auf der Erde gefeiert hast. Und mir das bewusst macht, wie kurz dein Leben war. Wenn die letzten Jahre so schnell vergangen sind, wie schnell ist dann erst dein Leben vergangen? Was hattest du noch alles vor, was bisher noch nicht reingepasst hatte in diese kurze Zeit? Zu welchen Erlebnissen hattest du gar nicht die Möglichkeit, weil du noch zu jung dafür warst?
23 Jahre alt wärst du heute, so alt wie meine Schwester, fiel mir gerade auf, bevor ich dann über diese Erkenntnis selbst den Kopf schütteln musste, denn das ist ja jedes Jahr so. Aber zu dieser Zeitlosigkeit, die ich beschrieben habe, gehört eben auch, dass man nicht genau weiß, ob du noch dieses 15-jährige Mädchen bist, als dass du gestern vor sieben Jahren ins Flugzeug gestiegen bist, oder ob du auch älter geworden bist so wie wir hier. Ich weiß, dein jetziges Dasein muss anders sein, aber vorstellen kann ich es mir leider überhaupt nicht. Ich würde es mir gerne vorstellen können - obwohl, vielleicht auch lieber nicht.
23, das war auch eine meiner liebsten Jahreszahlen. Sie wird für mich immer verknüpft sein mit meiner Zeit in Amerika, als ich so viel Neues entdecken durfte, mich so frei gefühlt habe, so gewachsen bin. Ein Teil meiner Identität baut sich darauf auf. Ich wünschte mir so sehr, du hättest das auch erleben können. Es ist einfach so ungerecht. Ich bewundere deine Eltern sehr dafür, dass sie so stark sind, anderen Kindern Auslandsaufenthalte zu ermöglichen, und freue mich, dass es jetzt wieder anlaufen kann.
Es tut mir so weh für deine Eltern, dass sie heute an diesem schönen Tag wieder mit diesem Schmerz leben müssen wie erstmals vor sieben Jahren, als alles vorbereitet war für deinen Geburtstag, aber du bist nicht gekommen. Auch nicht verspätet, sondern gar nicht mehr.
Wo bist du hingegangen, Elena? Wie geht es dir dort? Und, um wieder auf mein Anfangsthema zurückzukommen, gibt es dort auch Jahreszeiten? Scheint bei dir heute auch die Sonne? Ich wünschte, du könntest mir eine Antwort geben. Vielleicht liest du das jetzt und denkst dir, aber ich antworte dir doch, du hörst mich nur nicht.
Liebe Elena, ich hoffe heute so fest, dass du weiterhin mit uns verbunden bist und vor allem mit deinen Lieben, die dich so sehr vermissen.
In unseren Träumen und unseren Herzen feierst du hier mit uns in der Sonne.
Alles Liebe, Elena!
Deine Sophia