Elena
Bleß

Von Sophia 24.12.2018 um 15:15 Uhr | melden

Meine geliebte Elena,
dieses Jahr ist Weihnachten für mich ganz anders, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben nicht bei meiner Familie bin. Ein bisschen wehmütig werde ich schon und ich weiß, dass es ihnen auch so geht. Dadurch wird mir noch mal mehr bewusst, wie es deiner Familie jetzt gehen muss.
Meine Familie weiß, dass ich in einem Monat zurückkomme, aber deine Familie muss Weihnachten wieder einmal schmerzlich erleben, dass du nicht zurückkommen wirst, dass das nächste Weihnachten wieder genauso aussehen wird wie die vorherigen, dass es nie wieder so wird, wie es früher einmal war.
Meine Familie kann mit mir schreiben und am Computer sprechen, deine Familie kann nur dein Grab besuchen und hoffen, dass du ihre Nähe spürst, auch wenn du nicht antworten kannst.
Meine Familie weiß, dass ich hier auch eine gute Zeit habe und eine tolle neue Erfahrung mache, Weihnachten in den USA zu erleben. Deine Familie quält sich mit der Frage danach, wo du jetzt bist und wie es dir geht.

Ja und wie geht es dir, liebe Elena, wenn du heute vom Himmel hinunterschaust und siehst, wie alle Menschen Weihnachten feiern? Wirst du dann auch wehmütig? Traurig? Sehnst du dich jedes Jahr mehr danach, wieder nach Hause zu kommen? Oder bist du wirklich an einem schönen Ort, wo es dir gut geht? Ich kann es mir eben nicht vorstellen, Elena, dass irgendwas besser sein kann als Weihnachten zu Hause mit der Familie zu verbringen.

Ich wollte eigentlich nicht, dass mein Eintrag so deutlich die Ungerechtigkeit hervorhebt und alle Hoffnungen zunichte macht. Aber es ist eben das, was ich denke. Was soll man beschönigen, wenn an einem so wichtigen Tag ein so wichtiger Mensch fehlt, für immer fehlt. Liebe Elena, die Lücke wird auch in meinem Herzen für immer bleiben, ich werde heute neben meiner Familie auch sehr an dich und deine Familie denken!

Von Herzen sende ich Weihnachtsgrüße nach Haltern an deine Familie und zu dir in den Himmel
Deine Sophia