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von Isabell Kaganov am 13.08.2024 - 19:37 Uhr | melden
Ein Jahr ist vergangen, seit du diese Welt verlassen hast. Ein Jahr voller Veränderungen. Die Wohnung unten ist kaum wiederzuerkennen. All unsere Kraft, Energie und Kreativität haben wir in das Projekt „Wohnungserneuerung“ gesteckt, wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, dass das meiste Papa gemacht hat. Schade, dass du uns nicht helfen konntest. Wir haben geweint (insbesondere Mama), getrauert, geschwiegen, gearbeitet, uns entfremdet. Wie geht man mit solch einer Ausnahmesituation um?
In meinem Fall hat sich eine unsichtbare Schutzhülle um mich gelegt, die starke Emotionen und Verletzlichkeit nicht zulässt. Ich nenne diesen Zustand „Zen-Mode“. Der Zen-Mode hilft mir, einen klaren Kopf zu bewahren und mit Stresssituationen auf eine ruhige Weise umzugehen. Wenn einem das Allerschlimmste passiert ist, warum sich noch über Kleinigkeiten aufregen? Ich habe gelernt, jeden Tag bewusster wahrzunehmen, weder an die Zukunft, noch an die Vergangenheit zu denken. Und wenn ich doch einmal an die Vergangenheit denke, dann konzentriere ich mich auf positive Momente. Ich versuche freundlicher und sozialer zu den Mitmenschen zu sein und anders auf gewisse Sachen zu reagieren, als ich es vielleicht früher getan hätte. Ich weine nicht, oder nur sehr selten. Denn Weinen entzieht einem die Energie. Meistens sind es die banalen Dinge, die mir Tränen in die Augen treiben, wie die Zubereitung von Basmatireis mit Butter und Salz. Weil ich weiß, dass du das mochtest und wir gemeinsam verschiedene Reiskochmethoden ausprobiert haben, um die beste zu finden.
Das Leben geht weiter. Und auch du lebst weiter in unseren Herzen und als schwebendes Energiebündel. Du hast mir die Kraft gegeben, Normalität in dieser schweren Zeit zu bewahren. Ich vermisse dich sehr.
Ich wünsche mir, dass du diese innere Kraft, die du mir mitgegeben hast, auf Papa und vor allem auf Mama weiterleitest. Bitte versuche, Ihr die Energie wiederzugeben, die Ihr durch deinen Verlust entnommen wurde! Mir ist natürlich bewusst, dass es Zeit brauchen wird und das ist auch in Ordnung. Ich verstehe Mama, ich sehe Ihren Schmerz und kann Ihre Gefühle nachvollziehen. Doch solange wir noch hier sind und hoffentlich auch noch lange bleiben, leite Sie auf den richtigen Weg, um gesund zu bleiben und Freude am Leben zu empfinden.
In liebevoller Erinnerung,
deine Schwester