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von Martin Kandzior am 18.11.2022 - 18:56 Uhr | melden
Verehrte Trauergemeinde,
hallo Oma Edith,
wir haben uns heute hier versammelt um an meine Oma Edith Kandzior zu gedenken und Abschied aus dieser Welt zu nehmen.
Meine Großeltern, Edith, Georg und Erna waren die Pfeiler unserer Familie, meiner Kindheit, meiner Jugend und auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Sie gaben uns Halt wenn wir ihn brauchten, Weisheiten wenn wir sie suchten und Trost wenn wir ihn sehnten.
Ich erinnere mich an Tage vor langer Zeit zurück, als meine Eltern zur Arbeit gingen und ich bei Oma und Opa bleiben durfte – ab und an auch musste. Wir haben einiges Zusammen erlebt, als Kind rannte ich von der Küche ins Esszimmer, über Wohnzimmer und Flur um nicht Essen zu müssen oder meinen Mittagsschlaf zu halten. Einer von beiden, Oma oder Opa, konnte mich dann doch einfangen und ich musste mich dann doch an den Tisch setzten oder ins Bett gehen.
Auch erinnere ich mich an unsere gemeinsame Reise nach Polen. Mit meinen Eltern, Patrick, Oma und Opa. Mein Vater Bernhard und Opa wollten mir das Fischen beibringen. Da war ich zirka 7 oder 8 Jahre alt. Ein Fisch hat leider nicht angebissen – jedoch ein Storch, meinem Bruder Patrick in den Finger. Oma Edith leistete sofort Erste Hilfe und beruhigte ihn, „alles gut, nichts passiert!“ – Jahre später lachten wir immer noch darüber.
Oma ich werde dich vermissen und bin dir dankbar für die Zeit mit dir und was du uns allen auf den Weg mitgegeben hast! Ich werde es vermissen, zu meinen Eltern zu kommen, wenn du mal kommen durftest, zu Kaffee und Kuchen oder zum Karten spielen. Ich weiß dein Lieblingskartenspiel war Rommé und du hast es gern mit Brigitte und Bernhard gespielt. Ich vermisse es bereits heute schon zu wissen, dass dein Platz neben mir im Haus meiner Eltern am Esstisch oder im Wintergarten leer bleibt. Es tut weh.
Liebe Oma Edith, jetzt bist du wieder mit Opa Georg vereint. Ich hoffe es geht euch gut und zusammen mit Oma Erna und Opa Andreas passt ihr auf uns auf!
Oma, es tut mir leid, dass ich dich die letzten Jahre nicht besuchen durfte. Ich weiß wie schwer dir das gefallen ist. Ich weiß, wie schlimm es für dich gewesen ist, aus deinem Umfeld in Mannheim gerissen zu werden und nach Birkenau deportiert zu werden. Ohne einen Bekannten und Freundeskreis zu haben und alleine in deiner Wohnung zu sein. Es tut weh zu wissen, dass du die letzten Jahre zu Weihnachten, Ostern und Silvester alleine verbringen musstest und angestiftet wurdest uns zu belügen. Ich weiß Oma, du wolltest es allen recht machen und hattest Angst vor der Täterin – dein Opfer für den Frieden war immens. Ich glaube, du wärst noch eine Zeit bei uns geblieben - der Schmerz der Einsamkeit brach dir jedoch dein Herz und Seele.
Oma, vielen Dank für die Zeit mit dir auf dieser wunderschönen Welt! Ich wünsche dir alles Liebe und Gute!
Dein Enkel
Martin
Mannheim, im November 2022