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von Ulrich Bötel am 07.08.2022 - 20:42 Uhr | melden
Lieber Herr Ulrich Bötel,
liebe Trauergäste,
wir sind versammelt, um Abschied zu nehmen von Edgar Bötel, der vollkommen unerwartet verstorben ist.
Die Zeilen von Sabine Coners drücken aus, was sie, lieber Ulrich Bötel, jetzt empfinden mögen, und wir alle mit ihnen fühlen.
Es ist , als wären sie nur noch halb ,als wäre ein Teil von Ihnen gestorben. Und das tut weh. Es ist so schwer, all die widersprüchlichen Gefühle, all die Liebe und Trauer an diesem Tag zu ertragen.
Heute ist der Geburtstag von Edgar Bötel, heute wäre er 73 Jahre alt geworden. Unter anderen Umständen hätten sie heute gefeiert. Und zudem ist heute auch ihr 20.Hochzeitstag.
Kaum zu glauben, wie sich in wenigen Wochen alles verändert hat:
Gerade war Edgar Bötel auf dem Weg der Besserung nach schwerer Krankheit, sie hatten diese wunderbare Wohnung am Germaniahafen bezogen und nun einen Urlaub in Antalya geplant und auch begonnen. Ein wunderschöner erster Abend in Antalya sollte es werden, wo sie all das Schöne der Welt und Ihrer Partnerschaft genießen wollten. Doch Edgar Bötel musste bereits nach der ersten Nacht in Antalya ins Krankenhaus eingeliefert werden und dort ist er durch verschiedene Komplikationen verstorben. Was für ein Drama ist das gewesen und was für Belastungen bedeutet dies für sie, lieber Ulrich Bötel.
Aber gerade darum sind wir heute hier, um ihnen beizustehen, um mit ihnen um Edgar zu trauern.
An seinem Geburtstag sind wir noch einmal um ihn versammelt, um sein Leben zu erinnern, um ihn gedanklich in unserer Mitte zu haben. "... to celebrate his life..", wie man in den Staaten sagt.
Was war Edgar Bötel für ein besonderer Mensch mit so vielen Facetten, so vielen Talenten und Möglichkeiten, die sein Leben geprägt haben.
In Rastorfer-Mühle geboren wuchs er in Kiel- Elmschenhagen zusammen mit seinen Geschwistern auf. Schon als Jugendlicher zeigte er Interesse für Gestaltung und Kunst, sein Wunsch war es auf der Muthesius-Hochschule in Kiel zu studieren. Doch die Eltern wollten, dass er etwas Solides lernen sollte. So wurde er letztlich Wirtschaftsinformatiker, ein Metier, das znächst einmal weni9g mit Gestaltung und Kunst zu tun hatte. Schon hier wird deutlich, dass er verschiedene Seiten und Fähigkeiten hatte. Das besondere war, dass er sie später in seinem Leben verbinden konnte. Er zog nach München, wrbeitete dort am Flughafen und später für die Firma Siemens.
Das Jahr 1987 leitete dann die Wende in seinem Leben ein:
Eine eigentlich unkomplizierte Knie-Operation wurde durch einen ärztlichen Fehler zu einer schweren Belastung. Bei der juristischen Klage gegen den Arzt fand er Unterstützung in dem Rechtsanwalt Ulrich Bacher, der schon bald zu seinem Partner wurde. Eine Situation, die in der Rückschau so selbstverständlich und positiv wirkt und die doch damals viel Rückgrat und Durchsetzungswillen erforderte. 15 Jahre lebten sie quasi als Verlobte zusammen, ehe es 2002 auch juristisch möglich wurde, dass sie als gleichgeschlechtliche Partner heiraten konnten. Genau auf den Tag ist das nun 20 Jahre her, als sie auf dem Standesamt in Kiel ihre Ehe besiegelten und sich eine unvergessene Hochzeitsparty anschloss.
Aber noch einmal zurück in das Jahr 1987 :
Edgar und Ulrich wurden nicht nur ein Paar, sie zogen nach Florida, die Wärme war hilfreich für das angeschlagene Knii von Edgar. In Fort. Myers Beach fanden sie ideale Bedingungen. Das Multitalent Edgar konnte dort berufliche Pläne verwirklichen, er machte eine Fortbildung zu Immobilienkaufmann und war mit der Vermarktung von Wohnungen in Florida für sonnenhungrige Deutsche erfolgreich. Zugleich lebte aber auch seine musische Seite wieder auf, er eröffnete eine Galerie, lernte dadurch viele Künstler in Florida kennen. Die Wohnung am Germaniahafen mit den vielen wunderschönen Bildern und Skulpturen ist noch heute ein beredtes Zeichen dieser Lebensphase.
Allein um die Gesundheit von Edgar Bötel stand es nicht zu Besten. Er musste sich einer schweren Herz- Operation unterziehen. Sie zogen nach 20 Jahren Florida zurück nach Kiel. Für Edgar Bötel war es nach langer Zeit eine Rückkehr in seine Heimatstadt. Hier hatte er gute Kontakte und vor allem eine gute ärztliche Versorgung. Seit vielen Jahren musste erjeden Mittwoch zur Blutwäsche in das NGZ Kiel. Patienten und Mitarbeitende haben ihn dort kennengelernt durch lange Behandlungen am Mittwoch und haben ihn schätzen gelernt. Für sie, wie für viele Menschen, die Edgar und Ulrich Bötel kennen, ist es ein schwerer Schock gewesen, dass er so unvermittelt am Beginn eines schönen Urlaubs verstorben ist.
Wir blicken heute auf ein so reiches Leben von Edgar Bötel zurück mit so vielen beeindruckenden Erfahrungen. Er war immer ehrlich und offen, hat nie hinter dem Berg gehalten mit seiner Meinung.
Auch seine Homosexualität konnte er trotz großem Widerstand der Familie leben und dazu stehen. Er war lebenslustig und immer positiv, gerne und viel hat er gelacht. Mit ihm konnte man feiern.
Lieber Ulrich Bötel,
versuchen sie nicht allein diesen schrecklichen Tag des Todes in Antalya in Erinnerung zu behalten.
Behalten sie in ihrem Herzen all die Momente voller Glück und Begeisterung, voller Aufbruch und Neubeginn.
Denken sie an die wunderschönen Abende beim Boule- Spiel in Antalya am Strand oder in Flintbek am Sportzentrum, denken sie an gemeinsame Urlaube, an Kunst, an der sie sich gemeinsam freuen konnten. Behalten sie im Herzen, wie er für sie und für viele andere Gäste gerne und gut gekocht hat, wie sie gelacht und sich des Lebens gefreut haben.
