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Gedenkseite für Dieter Franke
Der Schauspieler Dieter Franke wird als liebenswerter Teufel, der vor seiner Ehefrau zittert und seine drei goldenen Haare an einen gewitzten jungen Bauerssohn verliert, im DEFA-Märchenfilm WER REISST DENN GLEICH VORM TEUFEL AUS (1977) für viele Kinder und Erwachsene in Erinnerung bleiben. Auf der Bühne des Deutschen Theaters ist er ein Star, der durch seine tragikomischen und grotesken Stilmittel überzeugt. Die DEFA und das Fernsehen der DDR bieten dem Vollblut-Komödianten leider zu wenige Möglichkeiten, diese Fähigkeiten auch auf der Leinwand zu präsentieren.
Dieter Franke wird am 13. Oktober 1934 in Hartau, bei Chemnitz geboren. Sein Vater arbeitet als Bühnenbildner beim dortigen Theater. Früh interessiert er sich für Musik und Schauspielerei. Er träumt davon, Dirigent zu werden. Nach seiner Schulausbildung beginnt er als "Mann für alles" am Theater in Greiz zu arbeiten. Er nimmt die Garderobe entgegen, richtet das Licht aus, schiebt Kulissen hin und her, arbeitet als Inspizient, steht auch als Statist auf der Bühne.
1954 geht er nach Berlin und besucht dort die Staatliche Schauspielschule. Vier Jahre später hat er den Abschluss und erhält durch den damaligen Schauspieldirektor Gerd Keil ein Engagement am Theater in seiner Heimatstadt, die jetzt Karl-Marx-Stadt heißt. Hier erarbeitet sich der junge Schauspieler ein umfangreiches Repertoire. Er spielt unter anderem den Muley in Friedrich Schillers "Verschwörung des Fiesco zu Genua", gibt den Peter in "Das Tagebuch der Anne Frank" von Albert Hackett und Francis Goodrich-Hackett und die Märchenfigur "Peter Petz". Der damalige Oberspielleiter des Deutschen Theaters und Direktor der Staatlichen Schauspielschule Berlin Wolfgang Heinz sieht ihn auf der Bühne und lockt ihn nach Berlin.
Zunächst ist Dieter Franke an der Volksbühne beschäftigt, bis er 1964 im Deutschen Theater eine Heimstätte finden und dort über mehrere Jahre zu einem der wichtigsten Ensemble-Mitglieder wird. Seinen ersten großen Erfolg feiert der Schauspieler in der berühmten Inszenierung "Der Drache" von Benno Besson. Mit 30 Jahren spielt er den Archivar Charlesmagne, einen alten, hoffnungslosen Mann und führt vor, was dessen Persönlichkeit zerstörte. In der Folge erspielt sich Dieter Franke in zahlreichen Stücken einen Namen. Zu seinem Repertoire gehören Klassiker wie etwa der Mephistopheles in "Faust" in der legendären Inszenierung von Adolf Dresen und Wolfgang Heinz aus dem Jahr 1968. Der Teufel ist hier listig verschlagen und überaus vital. Er gibt den Dorfrichter Adam in "Der zerbrochene Krug" nach Heinrich von Kleist, beweist sein komödiantisches Talent; er spielt zudem in Stücken moderner Autoren. Dazu zählen unter anderem Wladimir Majakowski, Heiner Müller und Peter Hacks. Besonders gelobt wird seine Arbeit mit Adolf Dresen. Er spielt drei Hauptrollen in dem dreiteiligen Sean OCasey-Abend "Der Mond scheint auf Kylenamoe" an den Kammerspielen des Deutschen Theaters. In der "Galoschenoper" nach Bertolt Brecht / John Gay agiert er, umjubelt von der Presse, als Macheath. Sein souveränes Spiel, seine tragikomischen und grotesken Stilmittel überzeugen Kritiker wie Zuschauer.
Durch seinen Erfolg auf der Bühne werden auch die DEFA und das Fernsehen der DDR auf den Schauspieler aufmerksam. Dieter Franke spielt in mehr als zwanzig DEFA-Filmen und fast dreißig Fernsehfilmen mit. Der Schauspieler debütiert in VERLIEBT UND VORBESTRAFT (1963) unter der Regie von Erwin Stranka. In der Folge wird er in der Mehrzahl in Nebenrollen besetzt. Zu selten erhält er Hauptrollen, in denen er seine Fähigkeiten ausspielen kann. Er arbeitet mit den Regisseuren Konrad Wolf, Rainer Simon und Siegfried Kühn zusammen.
Mehrfach besetzt ihn Roland Gräf in seinen Filmen. In MEIN LIEBER ROBINSON (1971) spielt er den Krankenfahrer Adam Kowalski, den älteren Kollegen der Hauptfigur, dem er weise Ratschläge gibt. Außerdem wirkt er an den Roland Gräf-Filmen BANKETT FÜR ACHILLES (1975) und P.S. (1978) mit. Auch wenn seine Rollen klein sind, spielt er sie immer präzise und stattet die Figuren mit Bodenhaftung und menschlicher Wärme aus. So etwa gibt er den Vereinsvorsitzenden in DER NACKTE MANN AUF DEM SPORTPLATZ (1974) von Konrad Wolf.
Erfolgreich ist der Darsteller auch in Kinder- und Jugend-, sowie Märchenfilmen. In ... VERDAMMT ICH BIN ERWACHSEN (1974) von Rolf Losansky ist er als Lehrer Konzak der einzige, der dem 15jährigen Kurbel Mut macht. Er gibt den Lehrer sympathisch und unkonventionell. Als Kondensmaxe erfindet er in BLUMEN FÜR DEN MANN IM MOND (1975) von Rolf Losansky verschiedene skurrile Dinge, die alle hilfreich sein könnten, wenn sie denn funktionieren würden. Trotzdem ist er den Kindern eine große Hilfe, da er deren Glaube verstärkt, dass Unmögliches möglich gemacht werden kann. Seine liebevolle und amüsante Darstellung des Teufels in WER REISST DENN GLEICH VORM TEUFEL AUS (1977) unter Regie von Egon Schlegel ist auch heute immer noch sehenswert. Jakob muss, um seine geliebte Prinzessin heiraten zu können, die drei goldenen Haare des Teufels dem König bringen. In den Kleidern der Ehefrau des Teufels bemächtigt er sich gewitzt den drei Haaren. Besonders die witzige und ironische Darstellung Dieter Frankes wird gelobt: er bietet hier eine komödiantische Meisterleistung, bringt die gefährlichen und zugleich dummen Seiten des Teufels auf den Punkt. In DER LANGE RITT ZUR SCHULE (1981) nochmals unter der Regie von Rolf Losansky gibt er den Hausmeister.
Überaus populär bei den Kinobesuchern wird Dieter Franke als Bau-Brigadier Herbert Kothuß in EIN DACH ÜBER DEM KOPF (1980). Sein Schauspielkollege Ulrich Thein inszeniert locker und mit viel Humor eine der erfolgreichsten DEFA-Komödien der Zeit. An der Seite von Renate Geißler spielt Dieter Franke den schroffen, raubeinigen und knurrigen, aber warmherzigen Bauarbeiter Herbert Kotbuß, der seine Brigade unter Kontrolle hat und sich auf Drängen einer Köchin für ihren Hausbau engagiert. Nochmals arbeitet er mit Roland Gräf zusammen, übernimmt die Rolle des Traktorfahrer Fritz in MÄRKISCHE FORSCHUNGEN (1982). 1982 wird er für die Hauptrolle in dem Film AUTOMÄRCHEN (1983) unter der Regie von Erwin Stranka engagiert. Aber nach wenigen Tagen muss der Schauspieler die Dreharbeiten abbrechen. Er leitet unter einer schweren Krankheit.
Dieter Franke stirbt am 21. Oktober 1982 in Alter von nur 48 Jahren in Berlin.
(Quelle: Film-Zeit)