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Von Ramona Schroeder 02.03.2016 um 12:49 Uhr | melden
Die Sehnsucht
Was lebt auf der Erde, das atmet durch mich:
des Lebens Leben, die Seele bin ich.
Ich speise dein Blut und ich nähre dein Herz.
Ich bin die Freude. Ich bin der Schmerz.
Ich bin des Kindleins erster Laut;
bin die Träne, die dir aufs Auge taut.
Ich bin meiner Mutter verwandertes Kind,
das heim sich ängstet aus Wetter und Wind.
Bins Mädchen, das abends am Dorfbrunnen singt;
bin der Hornruf, der deutsche Wälder durchklingt.
Ich bin die Lerche am frühgoldnen Tag;
ich bin der Blitz und des Donners Schlag.
Das Sternlein, das nächtens aufleuchtet so hell,
ist meiner Stäte getreuer Gesell.
Ich strahl aus der Sonne. Ich ström aus dem Mond;
bin das Schweigen, das über dem Meere thront.
Ich bin des Veilchens blaufarbener Duft,
der hüllenlos friert in der märzkalten Luft.
Bin der Weihrauch, der die Dome durchschwellt;
bin die Reue, die sich die Hände zerquält.
Ich bin eines Gottes erstmenschlicher Kuß.
Ich bin die Qual und höchster Genuß.
Ich bin das Wort, das die Welt erschuf.
Ich bin des Sterbenden letzter Ruf.
Bin das nackte Seelchen, das aus dem Tod
sich stiehlt in das ewige Morgenrot.
Karl Ernst Knodt
1856 – 1917
ICH DENKE AN DICH...
HIERMIT ENTZÜNDE ICH DIR EIN HELLES MITTWOCHSLICHT UND GRÜSSE DICH HERZLICH....